Bauwelt

Zwischen digital und physisch

Text: Friedrich, Jan, Berlin; Thein, Florian, Berlin

Zwischen digital und physisch

Text: Friedrich, Jan, Berlin; Thein, Florian, Berlin

Das Ganze hat ja etwas Absurdes. Da plant man monatelang akribisch mit der aktuellsten Software, druckt dann Pläne aus, bringt sie auf die Baustelle – und dort versuchen Männer, die oft nur schwer le­sen können, was sie in Händen halten, mittels archaisch anmutender Techniken ein Haus zu bauen. Dass sich im Zeitalter fortschreitender Digitalisierung daran etwas ändern wird, ist sicher. Nur, wie wird es sich ändern? Werden irgendwann die Arbeiter von der Baustelle verschwunden sein und stattdessen kleine Armeen von Robotern über die Gerüste rollen? Und werden die Roboter dann die gleichen Häuser bauen, die jahrhundertelang von Menschen gebaut wurden, nur etwas präziser? Damit genau das nicht geschieht, forscht eine Reihe von Architekten gemeinsam mit Leuten aus vielen anderen Disziplinen seit einigen Jahren ausgiebig zur Digitalisierung des Bauens. Denn es wäre eine verschenkte Chance, nutzte man die neuen Technologien dazu, dieselben Dinge zu fertigen wie bisher. Die Forscher denken die Sache vom Ende her: Was müsste Architektur in Zukunft leisten können?Wie müsste sie aussehen, damit wir beim Bauen we­niger Ressourcen verschwenden, als wir es heute tun?Die technischen Prozesse, mit denen man dieses Ziel erreicht, die sind erst der nächste Schritt. Mit dieser Ausgabe unternehmen wir einen Ausflug in eine fas­zinierende Welt, die eben nicht nur von Robotern und 3D-Druckern bevölkert ist, sondern in der immer nochkräftig im Beton gerührt und auch schon mal eine Schalung gestrickt wird. Ja, gestrickt.

Brutiful II – Mission Wedding

Noch unter dem Eindruck des strengen Regiments der Stimmann-Ära, entstand vor fast zehn Jahren in Berlin-Mitte die Antithese zur steinernen Lochfassade. Auf dem Fundament einer Investorenruine der Nachwendezeit interpretierte das Ateliergebäude in der Brunnenstraße 9 (Bauwelt 47.2009) die architektonische Identität der Stadt mit nacktem Beton und austauschbarer Kunststofffassade als roh und unfertig, abgeleitet von der Improvisations- und Aneignungskultur der Club-Szene. Nicht Wenige sahen im Neo-Bruta­lismus der Stunde die architektonische Zeitenwende in der Hauptstadt eingeleutet. Mit dem Gebäude, das durch eine „Genehmigungsfiktion“ zu Baurecht gelangte, setzte sich der damals gerade zugezogene Architekt und Bauherr Arno Brandlhuber als Einmischer und Enfant terrible auf die Karte. Jetzt haben Brandlhuber+ Emde, Burlon zusammen mit Muck Petzet Architekten in Berlin-Wedding erneut ein Atelierhaus gebaut, das vielfältige Nutzung ermöglicht – diesmal mit externer Bauherrschaft. Wir haben den Betonberg bestiegen.

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