Bauwelt

Bambusfloß-Werft in Wuyishan


Wuyishan im Mittelwesten Chinas ist seit 1999 UNESCO Weltnatur­erbe. In der Gebirgsregion wird gewandert und geklettert. Touristen kommen aber auch, um den Fluss Jiuqu Xi mit traditionellen Bambusflößen zu befahren. Für diese Flöße ist eine neue Werft entstanden


Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin


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    Blick auf die Produktionshalle und das Büro­gebäude der Bambusfloß-Werft.
    Foto: Su Shengliang

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    Blick auf die Produktionshalle und das Büro­gebäude der Bambusfloß-Werft.

    Foto: Su Shengliang

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    Lagerge­bäude, ...
    Foto: Su Shengliang

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    Lagerge­bäude, ...

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    ... in dem die Bambusstäbe getrocknet werden.
    Foto: Su Shengliang

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    ... in dem die Bambusstäbe getrocknet werden.

    Foto: Su Shengliang

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    Blick von Westen auf die große Produktionshalle. Rechts ist das Bürogebäude mit den Ausbildungs- und Aufenthaltsräumen angeflanscht.
    Foto: Su Shengliang

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    Blick von Westen auf die große Produktionshalle. Rechts ist das Bürogebäude mit den Ausbildungs- und Aufenthaltsräumen angeflanscht.

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    Die Fassade des Verwaltungs- und Aufenthaltsgebäudes ...
    Foto: Su Shengliang

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    Die Fassade des Verwaltungs- und Aufenthaltsgebäudes ...

    Foto: Su Shengliang

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    ... schützt den Laubengang und wurde ebenfalls aus Bambusstäben konstruiert.
    Foto: Su Shengliang

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    ... schützt den Laubengang und wurde ebenfalls aus Bambusstäben konstruiert.

    Foto: Su Shengliang

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    Neben den Büros dient das Verwaltungsgebäude auch als Ausbildungsstätte für die Arbeiter, die temporär auch dort wohnen.

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    Neben den Büros dient das Verwaltungsgebäude auch als Ausbildungsstätte für die Arbeiter, die temporär auch dort wohnen.

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    Foto: Su Shengliang

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    Früher wurden die Bambusflöße zum Warentransport genutzt, heute sind es Ausflugsfahrzeuge. Nach sechs Monaten müssen die verschlissenen Flöße ausgetauscht werden.
    Foto: Su Shengliang

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    Früher wurden die Bambusflöße zum Warentransport genutzt, heute sind es Ausflugsfahrzeuge. Nach sechs Monaten müssen die verschlissenen Flöße ausgetauscht werden.

    Foto: Su Shengliang

Tourismus ist für ländliche Regionen eine Möglichkeit, dem Strukturwandel, der die wirtschaft­liche Bedeutung der Agrargesellschaft von Jahr zu Jahr schrumpfen lässt, zu begegnen. Weit weg von den Metropolen und den touristischen Magneten etabliert sich eine Szene von jungen engagierten Aktivisten, die genau dort nach Alternativen zum Massentourismus suchen.
In Wuyishan können Besucher 9,5 Kilometer des Jiuqu Xi, dem Fluss der neun Windungen, mit traditionellen Bambusflößen befahren, eine Tour, die längst mehr ist als ein Insidertipp für Backpacker. Hua Li von TAO Trace Architects hat die Werft für die Flöße gebaut.
Ein Bambusfloß ist circa neun Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Es besteht aus acht großen Bambusstämmen, die mehrfach zusammen gebunden werden. An den Enden des Flo­-ßes sind die Stämme nach oben gebogen. Gesteuert wird es von zwei Ruderern, einer vorne und einer hinten. Leider hält so ein Floß nicht besonders viel aus, es stößt während der Fahrt an Steine, schrammt in engen Windungen an Felsen entlang, Wasser dringt in die Stäbe ein und dann löst sich das Wasserfahrzeug förm­-lich auf. Nach sechs Monaten ist Schluß, das Floß ist unbrauchbar und kann nicht repariert werden. Deswegen benötigen die Flößer jedes Jahr eine große Anzahl von neuen Flößen und des­wegen ist die Herstellung für diese neue touris­tische Nutzung so lukrativ.
Tradition
Die Bambusfloß-Produktion ist traditionell. Sie werden hergestellt wie vor hunderten von Jahren. Im November wird der Bambus geerntet, einen Monat getrocknet und für die Verarbeitung vorbereitet. Der Bug und das Heck des Floßes sollen nach oben ragen. Dafür müssen alle Bambusstämme unter Hitzeeinwirkung gebogen werden. Dies ist ein mühsamer und langwieriger Prozess.
Die neu gebaute Werft besteht aus einer Produktionshalle, einem Lager für bis zu 22.000 Bambus-Stämme, die dort getrocknet werden und einem Verwaltungsgebäude. Außerdem gibt es ein Wohnheim für die Arbeiter, die hier gleichzeitig ausgebildet werden. Die Werft hat eine Produktionskapazität von 1800 Flößen pro Jahr. Da die Gebäude eine gute Durchlüftung benötigen, besonders für die Trocknung der Bambusstämme oder zur Belüftung der Produk­tionshallen, in der die Stämme unter Einsatz von Feuer gebogen werden, sind die Gebäude so angeordnet, dass sie den Wind, der hier meist aus Südosten weht, einfangen.
Die Außenwände wurden aus Betonsteinen gemauert, die Decken und das Dach sind klassisch geschalte und vor Ort gegossene Betonelemente. Die Dachziegel sind ebenfalls aus Beton gefertigt. Durch die Verwendung von grauem Beton und der Anordnung der Gebäude­-teile entsteht ein wenig der Eindruck eines halben Hutongs, eines traditionellen chinesischen Vierseithofs.
Das Verwaltungsgebäude hat im Obergeschoss eine optisch dominante Bambus-Fassade, die auf den Zweck des gesamten Produk­tionsensembles verweist. Die Fenster- und Fassadenelemente sind in weitgehend schmale, manchmal sogar filigrane Stahlprofile gefasst. Kleine quadratisch ummauerte Gärten sind direkt an die Produktionshalle angefügt und jeweils mit nur einem Baum mittig bepflanzt. Diese Minigärten ermöglichen es bei offenen Türen das Klima in der Halle zu beeinflussen. Außerdem können sie für die Arbeiter als Pausenzone genutzt werden. Neben den Produktionsbereichen sind außerdem die Sanitärräume, Werkstätten und Lager für Kleinteile angeordnet.
Entsprechend der Größe eines einzelnen Floßes hat die große Produktionshalle eine Spannweite von 14 Metern. Das Tageslicht gelangt durch das Sheddach mit drei kleinen und zwei großen Reitern, die einseitig verglast sind, in das Gebäude. Die auch hier übliche Nordausrichtung erzeugt ein homogenes und blendfreies Arbeitslicht.
Die Büroräume der Werft im ersten Obergeschoss werden über einen Laubengang hinter der Fassade erschlossen. Auf dieser Ebene sind auch die Cafeteria und die Schlafsäle für die Arbeiter ebenfalls über einen Laubengang an­gebunden. Die Abstände zwischen den Bambusrohren sorgen im Inneren neben der natürli­-chen Durchlüftung für diffuses Licht und etwas Schatten.
Ehrliche Ästhetik
Der industrielle Charakter der gesamten Anlage, der Produktion, der Verwaltung und der Aufenthaltsgebäude, wird durch die reduzierte Mate­rial­wahl und den Einsatz von grauem, ungefärbtem Beton für das Dach, das Mauerwerk und die Konstruktion unterstrichen. Kein überflüssiges Design stört die klare Erkennbarkeit der Funktion. Dadurch entsteht eine feine, ehrliche und un­aufgeregte Ästhetik, die nichts mehr verspricht, als das, was in den Gebäuden passiert.



Fakten
Architekten Hua Li, TAO Trace Architecture Office, Peking
Adresse Wuyishan China


aus Bauwelt 2.2017
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