Bauwelt

Haus Riihi in Luomaaho


Die Planung von Anssi Lassila für ein ökologisch möglichst vorbildliches Wohnhaus nebst Atelier und einer Ausstellungshalle für die private Oldtimer-Sammlung


Text: Hamm, Oliver G., Berlin


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    Der Innenhof bietet der Familie ...
    Foto: Jussi Tiainen

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    Der Innenhof bietet der Familie ...

    Foto: Jussi Tiainen

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    ... einen wind- und sichtgeschützten Außenraum.
    Foto: Jussi Tiainen

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    ... einen wind- und sichtgeschützten Außenraum.

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    Der Bauplatz bot nach Osten weiten Ausblick in die Landschaft.
    Foto: Jussi Tiainen

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    Der Bauplatz bot nach Osten weiten Ausblick in die Landschaft.

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    Die Ostansicht des Wohnhauses wird von der großen, Küche und Wohnraum vorgelagerten Loggia sowie von der kubischen Gaube geprägt.
    Foto: Jussi Tiainen

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    Die Ostansicht des Wohnhauses wird von der großen, Küche und Wohnraum vorgelagerten Loggia sowie von der kubischen Gaube geprägt.

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    Da der Wohnraum bis unter den First reicht, wird er auch von Zenitlicht erfüllt.
    Foto: Jussi Tiainen

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    Da der Wohnraum bis unter den First reicht, wird er auch von Zenitlicht erfüllt.

    Foto: Jussi Tiainen

Im Jahr 2000 entdeckte eine Künstlerin aus Alajärvi (Westfinnland) in ihrer Tageszeitung die Abbildung einer neuen Kirche in Kärsämäki. Sie schnitt es aus und nahm sich für den Fall, dass sie jemals ein Haus bauen sollte, vor, den Architekten dieser Kirche damit zu beauftragen. Zehn Jahre später – die Künstlerin war inzwischen mit einem Unternehmer verheiratet und Mutter zweier Söhne – war es so weit: Sie beauftragte Anssi Lassila, ein Haus mit separatem Atelier und großem Hobbybereich inklusive Garage für die kleine Oldtimer-Sammlung ihres Mannes zu entwerfen. Im letzten Jahr konnte die Familie ihr neues Heim in dem 350-Seelen-Dorf Luomaaho im Seengebiet von Ostbottnien beziehen.
Das Haus Riihi auf der Kuppe eines flachen Hangs am Rande eines rund 6000 Quadratmeter großen Grundstücks überblickt eine Niederung mit Farmland, mit einer kleinen Waldinsel und einem Bach. Die Struktur klassischer finnischer Bauernhöfe, die wie ein Vierseithof einen Innenhof umschließen, die Entscheidung für Holz als primäres Baumaterial und die Ausblicke auf die Landschaft waren die entwurfsbestimmenden Parameter. Lassila ordnete die Gebäude auf eine Weise an, dass das L-förmige Wohnhaus mit seiner Längsseite (Küche, Wohnzimmer und Elterntrakt) sowie das abstrakt an eine Scheune erinnernde Künstleratelier mit seinem nahezu vollständig verglasten Giebel einen intensiven Sichtbezug zur weiten Landschaft im Osten haben. Das zweigeschossige Atelier schützt den südlich angrenzenden Innenhof und den Südflügel des Wohnhauses mit Eingangsbereich und Kindertrakt vor dem kalten Nordwind und gewährleistet ein behagliches Mikroklima. Künftig sollen Bäume im Innenhof Schutz vor der sommerlichen Hitze bieten. Das Hobbygebäude im Westen mit integrierter Zufahrt grenzt das Ensemble zur nahen Straße hin ab.
Die Bauherren legten großen Wert auf ein Niedrigenergiehaus mit gesunden und wiederverwertbaren Baustoffen, auf Nachhaltigkeit sowohl beim Bau als auch beim Betrieb der Gebäude. Für die gesamte Konstruktion, für die Fassaden und Innenwände, die Fußböden im Außen-bereich (drei Veranden) und in den Schlafzimmern und auch für die Kücheneinrichtung wurde Holz verwendet. Selbst beim Dämmmaterial (Pressholz) und bei den Abdichtungen (Papier) kam Holz zum Tragen. Der Innenhof ist mit recycelten Pflastersteinen bedeckt. Beheizt werden das Wohnhaus und das Atelier durch insgesamt vier Speicheröfen, die auch die Warmwasserversorgung gewährleisten und für eine behagliche Wohn- und Arbeitsatmosphäre sorgen. Der benötigte Strom wird über Solarzellen erzeugt.
Nicht ganz konsequent im Sinne nachhaltigen Bauens war der Architekt bei der Wahl des Dachmaterials aus unbehandeltem Aluminium. In gestalterischer Hinsicht korrespondiert die Dachlandschaft aber gut mit den Latten aus unbehandeltem Fichtenholz, die den eigentlichen Fassaden vorgeblendet sind und im Laufe der Jahre einen silbergrauen Farbton annehmen werden. Auch die Verschalungen der Außenwände sind aus Fichtenholz gefertigt, ebenso die Innenwän-de und die Deckenverkleidungen – in diesem Fall aus radial gesägten und mit Seife behandelten Brettern, die eine helle und atmungsaktive Raumoberfläche erzeugen.
Jedes der drei Gebäude hat eine ganz eigene Raumatmosphäre. Im Hobbygebäude bilden die einfachen Holzwände und der Betonestrichboden einen neutralen Hintergrund für die Oldtimer. Im zweigeschossigen Künstleratelier mit integrierter Galerie sind sowohl die Decken- und Wandverkleidungen als auch der Estrichfußboden weiß gestrichen; die großformatigen Gemälde der Hausherrin kommen in diesem eher kühlen Ambiente besonders gut zur Geltung. Im Wohnhaus herrscht dagegen eine warme, behagliche Atmosphäre. Unumstrittenes Zentrum des Familienlebens ist der Wohnraum mit der angrenzenden großzügigen Küche. Ein großer Betonkamin, der von zwei Seiten genutzt werden kann, dient als Raumteiler und Blickfang zugleich. Zu ihm gehört eine steile Sambatreppe, die eine Galerie erschließt, von der weite Blicke in die Landschaft möglich sind. Der warme Ton des Fichtenholzes und des gefärbten Estrichbodens und auch das durch große Öffnungen einfallende Tageslicht bestimmen den Raumeindruck dieser Gemeinschaftszone.
Eine umlaufende, mit Glastafeln voll verschließbare Veranda ist als Pufferraum der Küche und dem Wohnraum vorgeschaltet. Dieser Zwischenraum ermöglicht nicht nur in den Sommermonaten, sondern auch in den langen Übergangszeiten einen windgeschützten Aufenthalt quasi im Freien. Zwei weitere, offene Veranden sind zum einen im Eingangsbereich, zum anderen an der Stirnseite des Elterntrakts angeordnet. Westlich an die Küche schließt der Kindertrakt an: mit zwei Kinderzimmern und einem Gästezimmer, das auch von den Großeltern gerne genutzt wird. In allen Schlafzimmern wurden Böden aus Eschenholz verlegt.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass Haus Riihi mit Baukosten von rund einer Million Euro alles andere als preisgünstig war. Insofern taugt es nur bedingt als Vorbild für modernen Wohnungsbau – selbst im wirtschaftlich stabilen Finnland.



Fakten
Architekten Lassila, Anssi, Helsinki
Adresse Alajärvi, Finnland


aus Bauwelt 28-29.2015
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