Bauwelt

San Francisco Museum of Modern Art


Auf der gestutzten Rückseite des Altbaus von 1995 entstand mit den Architekten Snøhetta ein zehngeschossiger Neubau für die Sammlung Doris and Donald Fisher und das Pritzker Center for Photography


Text: Drewes, Frank F., Berlin


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    Die neue, aus 700 Elementen bestehende Polymerfassade aus Fiberglas und recycelten Kunststoffen.
    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Die neue, aus 700 Elementen bestehende Polymerfassade aus Fiberglas und recycelten Kunststoffen.

    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Vorderfront des 21 Jahre alten Muse­ums von Mario Botta, dahinter der Neubau.
    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Vorderfront des 21 Jahre alten Muse­ums von Mario Botta, dahinter der Neubau.

    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Hinter der neuen Fassade liegt die schmale „City Gallery“, die auch der Erschließung dient.
    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Hinter der neuen Fassade liegt die schmale „City Gallery“, die auch der Erschließung dient.

    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Ausstellungsraum der Fisher Collec­tion ...
    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Ausstellungsraum der Fisher Collec­tion ...

    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    ... und die Skulpturenhalle Howard Stewart Gallery im Neubau, ... Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    ... und die Skulpturenhalle Howard Stewart Gallery im Neubau, ...

    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    ... die sich zur Stadt öffnet.
    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    ... die sich zur Stadt öffnet.

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    Die in sanften Schwüngen sich vorwölbende, geriffelte Fassade soll an die häu­figen Nebelbänke von San Francisco und an von Wellen modulierte Sandstrände erinnern. In den drei ober­sten Geschossen befindet sich die Verwaltung.
    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

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    Die in sanften Schwüngen sich vorwölbende, geriffelte Fassade soll an die häu­figen Nebelbänke von San Francisco und an von Wellen modulierte Sandstrände erinnern. In den drei ober­sten Geschossen befindet sich die Verwaltung.

    Foto: Henrik Kam/courtesy SFMOMA

Das SFMOMA, das San Francisco Museum of Modern Art, wurde 1935 als erstes Westküstenmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst gegründet. Nur sechs Jahre zuvor war in New York das MoMA eröffnet worden, das vielen als das bedeutendste Museum seines Genres gilt. Aber schon an diesem Punkt könnte sich eine Diskussion darüber entfachen, was die Bedeutung eines Museums ausmacht: Ist es, was man vermuten sollte, die Sammlung, die einem Museum seine Stellung sichert, ist es die Größe des Gebäudes, wobei die Größe noch nicht mit der Ausstellungsfläche gleichzusetzen ist, oder ist es die Architektur, wie beim Guggenheim Bilbao, die den Rang bestimmt? Sicherlich trifft alles zum Teil zu, aber heute spielt Diversifika­tion eine größere Rolle denn je. Ein Museum von Weltruf muss viele Museen sein und vor allem eine Entertainment-Maschine. Museumspädagogik, Events, Restaurant, Café, Bookshop und verschiedene Sale Points gehören bereits zum üblichen Repertoire. Und wenn die Sammlung den Kanon der Moderne durchdekliniert hat, gilt es Sammlungslücken zu schließen und sich verstärkt der Gegenwart zu widmen. Doch die immer raumgreifender werdende Gegenwartskunst erfordert viel Fläche.
Verdichtung und Lückenschließung waren auch die Themen der Erweiterung des SFMOMA, das nach drei Jahren Totalumbau am 14. Mai wieder eröffnet wurde. Nach den Gründungsjahren in einem Beaux-Arts-Gebäude meldete das Museum 1995 mit dem Neubau von Mario Botta, einem ikonographischen Gebäude, das zudem sehr gut zu bespielen war, Anspruch auf Weltrang an. Der Umzug in den Kulturdistrikt SOMA (South of Market), direkt neben dem Geschäftszentrum der Stadt, trieb auch die Besucherzahlen in die Höhe. 18 Jahre später stieß aber auch der Botta-Bau an seine Grenzen, insbesondere wegen der auf 100 Jahre angelegten Public-Private-Partnership mit der Doris und Donald Fisher Collection, einer der weltweit führenden Sammlungen von Postwar und Contemporary Art mit 1100 Kunstwerken.
In den vergangenen 18 Jahren ist nicht nur das SFMOMA über sich hinausgewachsen. In der Nachbarschaft ersetzten ständig neue Hochhäuser Bestandsbauten und verdichteten das Viertel. Das SFMOMA konnte ein rückwärtig angrenzendes Feuerwehrhaus erwerben und so einen zweiten Haupteingang auf der Howard Street realisieren. Der Zugewinn an Grundfläche entsprach aber bei weitem nicht dem anvisierten Flächenbedarf. Nur ein hoch aufragender Bau lieferte eine Lösung. In einem Wettbewerbsfi­nale konnten sich Snøhetta gegen Adjaye Associates, Diller Scofidio + Renfro und Foster + Partners durchsetzen. Snøhetta rissen das hintere Drittel des Botta-Baus ab, sodass eine Schneise in Breite des ebenfalls abgerissenen Feuerwehrhauses entstand, die von der Howard über die Natoma bis zur Minna Street reicht. Mit dem Abriss wurden sämtliche Büroflächen, der Vortragssaal, das Learning Center sowie die große Halle für Wechselausstellungen entsorgt und nicht zuletzt verschwand auch die, wenngleich klau­s­trophobische Treppenskulptur, die den bottatypischen, okulus­gekrönten, schwarz-weiß-gestreiften Zylinder beherrschte.

Modellierte Nebelbank

Der 10-geschossige Snøhetta-Riegel ist mit einem weißen leichten Hightech-Material aus Fiberglas und recyceltem Kunststoff verkleidet. Die Polymerfassade bildet einen maximalen Kontrast zu den Ziegeln des Bestands. Sie ist mit ihrer organisch geschwungenen Schaufassade nach Osten, zum heterogenen Altbaukontext, orientiert und eigentlich nur von der Natoma Street, einer engen Nebenstraße, aus sichtbar. Die in sanften Schwüngen geriffelte Fassade soll gleichermaßen an die berühmten Nebelbänke von San Francisco wie auch an die von Wellen modulierten Sandstrände des Pazifiks erinnern. Sie öffnet sich mit Fenstern, diversen Terrassen und mit Skulpturengärten zur Stadt und kompensiert die fast sakrale Abgeschlossenheit des Altbaus. Die Natoma Street läuft unter dem SFMOMA durch. Zu beiden Seiten der Straße gibt es eigenständige Erdgeschosse und Eingänge, die sich im gemeinsamen Foyer im ersten Obergeschoss vereinen. Auf der Minna Street befinden sich noch ein dritter Eingang und das Ladedock. Die gläserne Skulpturenhalle auf Straßenniveau der Howard Street zieht Blicke an und lenkt die Besucher über eine Tribünentreppe in das zen­trale Foyer, von wo aus Alt- und Neubau separat erschlossen werden. Die Westseite des Neubaus nimmt zur Hälfte die Koppelstelle mit dem Bestandsbau ein und enthält eine schmale Flanke mit internen Erschließungen, Nebenräumen und Technik. Dank des warmen Ahornfarbtons des Parkettbodens, der mit Holz ausgekleide­­ten Fensterlaibungen zum Sitzen, diverser Ausgänge zu Balkonen und Terrassen sowie der Möblierung wirkt der Treppenraum nicht wie eine Verkehrsfläche.
Von den zehn Geschossen des Neubaus nehmen die Erschließung und die Abteilung Foto­grafie (die größte in den USA) drei Geschosse ein, vier sind Ausstellungsgeschosse und die ober­sten drei sind der Verwaltung vorbehalten. Die Mitarbeiter verfügen über die hellsten Flächen, ihnen bieten sich grandiose Ausblicke. Die Raumeindrücke variieren spannungsreich und ermög­lichen jene Bespielungsszenarien, die für ideale Präsentationen von Fotografie, Grafik, Skulpturen, Moderne oder Contemporary erforderlich sind. Neben unterschiedlichen Raumgrößen und Zuschnitten gibt es auch drei Deckentypen. Die niedrigeren Räume und die Verkehrsflächen verfügen über glatte Gipskartondecken, die Hauptausstellungsräume sind über gewellte Vouten beleuchtet und das Geschoss für zeit­genössische Kunst und Wechselausstellungen zeigt seine Technik expressiv in monochromem Grau. Ist der Botta-Bau weitgehend introver­tiert und vertikal natürlich belichtet, verfügt der Snøhetta-Bau fast ausschließlich über Kunstlichtsäle und öffnet sich über die Erschließungsflächen horizontal zum Licht und zum städtischen Kontext.
Mit einer Gesamtfläche von 43.000 Quadratmetern reicht das SFMOMA zwar nicht an die 59.000 Quadratmeter des MoMA in New York heran, weist aber 16.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf. Das MoMA bringt es nur auf 12.000. Im weltweiten Ranking der Kustmuseen hat die Tate Modern in London, mit dem Anbau von Herzog & de Meuron, die Nase vorn, insbesondere, was die Besucherzahlen angeht; sie liegt mit über fünf Millionen, weit vor allen anderen, an der Spitze. Wenn in wenigen Jahren die nächste Erweiterung des MoMA von Diller Scofidio + Renfro fertiggestellt ist, werden sich die Verhältnisse aber wieder verschieben.



Fakten
Architekten Snøhetta, Oslo/New York/San Francisco/Innsbruck
Adresse 151 3rd St, San Francisco, CA 94103, Vereinigte Staaten


aus Bauwelt 30.2016
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