Bauwelt

Big beautiful buildings

Ulrich Brinkmann hofft, dass vor fünfzig Jahren gegossener Beton härter ist als politische Ignoranz

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Big beautiful buildings

Ulrich Brinkmann hofft, dass vor fünfzig Jahren gegossener Beton härter ist als politische Ignoranz

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Nein, ein „big beautiful building“ im engeren Sinne ist das Musiktheater im Revier nicht. Trotzdem war das 1959 eröffnete Gebäude von Werner Ruhnau am Abend des 11. April Schauplatz der Auftaktveranstaltung des gleichnamigen, derzeit noch etwas ungefähr scheinenden Veranstaltungsreigens – vom sicheren Grund der allgemeinen Wertschätzung aus, die diesem Bau entgegengebracht wird, wollen die Landesinitiative StadtBauKultur NRW und die TU Dortmund im Laufe des Europäischen Kulturerbejahres auch andere, problematischere Zeugen der Nachkriegsmoderne zu einem besseren Stand in der Öffentlichkeit verhelfen. Das ist insofern eine gute Idee, als, wie der aus der Hauptstadt angereiste Bauwelt-Redakteur an diesem Abend im Gespräch mehrfach zu Ohren bekam, die 2017 ins Amt gelangte CDU-Bauministerin des größten Bundeslands nicht nur von Baupolitik im Allgemeinen keine Ahnung habe, sondern traurigerweise auch Fragen der Denkmalpflege nicht das geringste Interesse entgegenzubringen scheine. Was die Dame unter der im Namen ihres Ministeriums beschworenen „Heimat“ versteht, der neuerdings auch dem Bundesinnenministerium den Weg leuchten soll, war vielen Gästen des Abends jedenfalls schleierhaft: Frauen zurück an den Herd? Hühner in die Legebatterie? Benzin künftig wieder mit Blei und Kalender nur noch mit der Jahresangabe 1957 (Bundestagswahlergebnis mit über 50 Prozent für die CDU)? Ministerin Scharrenbachs Staatssekretär, der den Abend eröffnete, versprach jedenfalls genüsslich, dass ein großer Teil der NRW-Städtebau­förderung von nun an gerade in den Abriss der seit damals errichteten und von den „Hipstern“ der StadtBauKultur entdeckten Bausünden fließen wird.
Kein Wissen, kein Interesse, aber überschäumende Tatkraft – im MIR ließ sich an diesem Abend eine Ahnung gewinnen, was Deutschland blüht, sollte dereinst „echten“ Populisten die Machtübernahme gelingen. Aber vielleicht hat Horst S. bis dahin ja noch eine Idee, wie sich das weite Gefäß des Heimat-Begriffs sinnvoll befüllen lässt. Und wenn von Berlin und Düsseldorf nichts Gutes zu hoffen ist, bleibt die Zuversicht, dass die „big beautiful buildings“ wenigstens dem ein oder anderen Wähler Denkmalpflege-Themen ins Bewusstsein hieven.

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