Bauwelt

Die neue Bar hängt in der Luft

Boris Schade-Bünsow hat die Casa da Música wiederentdeckt

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Boris Schade-Bünsow hat die Casa Música wiederentdeckt


Die neue Bar hängt in der Luft

Boris Schade-Bünsow hat die Casa da Música wiederentdeckt

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Die Casa da Música in Porto ist längst der Mittelpunkt für Musik in der zweitgrößten Stadt Portugals. Bei der Eröffnung 2005 waren die Bewohner mindestens mal irritiert. Musik ist in Portugal sehr präsent. Überall und in allen Gesellschaftsschichten findet sie statt, meistenteils traditionell oder klassisch. Die Casa da Música von Rem Koolhaas und Ellen van Loon, die den Wettbewerb 2001 gewannen, sollte ihr Raum geben. Das ist gelungen und noch viel mehr. Inzwischen gibt es eine eigene U-Bahn-Station, die amorph geformte Grundfläche rund um das „verrückte Gebäude“, so Rem Koolhaas, wird von coolen Skatern und noch viel cooleren BMX-Ridern genutzt, und auch in dem Polyeder-Gebäude ist Leben, ganz unabhängig ob Konzerte stattfinden oder nicht. Grund genug, das Gebäude 13 Jahre nach seiner Eröffnung zu besuchen. Was zunächst gar nicht so einfach ist. Der ursprüngliche Eingang, der im ersten Obergeschoss in das Foyer führen soll, bleibt durch eine Glaswand verschlossen. Diese sollte sich ursprünglich für jeden Besucher öffnen, indem sie nach rechts in einen Spalt in der Betonwand gleitet. Der Mechanismus ist zu empfindlich, also wird der Besucher durch das Erdgeschoss geführt.
Das ist aber auch der einzige wunde Punkt des „Wundergebäudes“, keineswegs erwartet man aufgrund der äußeren Form im Inneren einen Konzertsaal nach dem Schuhschachtelprinzip. Und doch ist genau dieser Saal das Herzstück. Es werden voller Stolz präsentiert: die wellenförmigen Fenster an den Kopfseiten, die Akustikverkleidungen, die neu hinzugefügte Bar, die mit ihrem Milchglasboden an Stahlseilen hängt, und die VIP-Lounge, die als Hommage an die niederländische Herkunft der Architekten mit Azulejos in Delfter Kachelblau ausgekleidet ist. Alles ist in einem hervorragenden Zustand, ganz anders als es Gerrit Confurius in der Bauwelt 21.2005 noch befürchtete. So liebt Porto, die Stadt der Pritzker-Preisträger Eduardo Souto de Moura und Álvaro Siza, seine neue Archi­tektur weit mehr, als seine historische. Und wohl auch weit mehr als die Sozialsiedlung Bouça von Siza, 1977 erbaut, 1999 bis 2007 weitergebaut und saniert und heute schon wieder in einem traurigen Zustand. Schade.

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