Bauwelt

Was wird aus Halle-Neustadt?

Das Zentrum von Halle-Neustadt wirkt verwahrlost. Viel Geld hat die Stadt in die Sicherung der leer stehenden Hochhäuser an der Neustädter Passage stecken müssen. Während die einen den Abriss fordern, reden die anderen von Denkmalschutz. Was meinen Sie?

Text: Kil, Wolfgang, Berlin;

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    Die bis 1970 erarbeitete Konzeption für das Zentrum von Halle-Neustadt

    Abb. aus: Karlheinz Schlesier, Halle-Neustadt. Plan und Bau der Chemiearbeiterstadt, Berlin 1972

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    Die bis 1970 erarbeitete Konzeption für das Zentrum von Halle-Neustadt

    Abb. aus: Karlheinz Schlesier, Halle-Neustadt. Plan und Bau der Chemiearbeiterstadt, Berlin 1972

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    Die Scheibe D ist heute das BüroHaus West. Im 18. Geschoss gibt es ein Café.
    Foto: Wolfgang Kil

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    Die Scheibe D ist heute das BüroHaus West. Im 18. Geschoss gibt es ein Café.

    Foto: Wolfgang Kil

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    Der Einzelhandel hat es schwer in der Neustädter Passage. Die Mall aus dem Jahr 2000 zieht die Passanten von der Straße weg.
    Foto: Wolfgang Kil

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    Der Einzelhandel hat es schwer in der Neustädter Passage. Die Mall aus dem Jahr 2000 zieht die Passanten von der Straße weg.

    Foto: Wolfgang Kil

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    Blick nach Osten in die Neustädter Passage, Planungsstand 1970

    Abb. aus: Karlheinz Schlesier, Halle-Neustadt, Plan und Bau der Chemiearbei-terstadt, Berlin 1972

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    Blick nach Osten in die Neustädter Passage, Planungsstand 1970

    Abb. aus: Karlheinz Schlesier, Halle-Neustadt, Plan und Bau der Chemiearbei-terstadt, Berlin 1972

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    Die Passage um 1988

    Foto: IRS Erkner/ADN Schulz

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    Die Passage um 1988

    Foto: IRS Erkner/ADN Schulz

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    Neue Nutzungen im Osten (Neustadt Centrum)
    Foto: Wolfgang Kil

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    Neue Nutzungen im Osten (Neustadt Centrum)

    Foto: Wolfgang Kil

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    Neue Nutzungen im Westen (Skaterbahn) vor Scheibe E, die zum Verkauf steht
    Foto: Wolfgang Kil

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    Neue Nutzungen im Westen (Skaterbahn) vor Scheibe E, die zum Verkauf steht

    Foto: Wolfgang Kil

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    Die frische weiße Moderne von Halle-Neustadt lässt die Altstadt 1975 als düstere Gegend erscheinen
    Foto: Gerald Große

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    Die frische weiße Moderne von Halle-Neustadt lässt die Altstadt 1975 als düstere Gegend erscheinen

    Foto: Gerald Große

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    Das Stadtteilzentrum Neustadt im Jahr 2007, noch ohne Skatepark
    Foto: Stadt Halle (Saale)

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    Das Stadtteilzentrum Neustadt im Jahr 2007, noch ohne Skatepark

    Foto: Stadt Halle (Saale)

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    Der Blick durch den Wohnkomplex III mit der Plastik „Die Liebenden“ zeigt die versetzte Anordnung der Scheiben sowie die fußläufige Verbindung zwischen Zentrum und den ersten Wohnkomplexen.
    Foto: Josef Münzberg/Stadtarchiv Halle

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    Der Blick durch den Wohnkomplex III mit der Plastik „Die Liebenden“ zeigt die versetzte Anordnung der Scheiben sowie die fußläufige Verbindung zwischen Zentrum und den ersten Wohnkomplexen.

    Foto: Josef Münzberg/Stadtarchiv Halle

Was wird aus Halle-Neustadt?

Das Zentrum von Halle-Neustadt wirkt verwahrlost. Viel Geld hat die Stadt in die Sicherung der leer stehenden Hochhäuser an der Neustädter Passage stecken müssen. Während die einen den Abriss fordern, reden die anderen von Denkmalschutz. Was meinen Sie?

Text: Kil, Wolfgang, Berlin;

An der Balustrade ein älteres Ehepaar. Er fotografiert das weite Panorama hinüber zu Altstadt, sie zetert: „So ein wunderbarer Ausblick! Nur die Hochhäuser sind Mist.“ Auf meine Stichelei, wir stünden doch selber auf einem, wird sie konkreter: „Ich hab nichts gegen Hochhäuser. Nur so, als verkommene Ruinen, versauen sie alles drumherum.“ Die Szene spielt in Halle-Neustadt, auf der Dachterrasse von Scheibe D. Die heißt jetzt „BüroHaus West“, ist als einziges der fünf Hochhäuser saniert und immer noch in Nutzung. Ganz oben, im 18. Geschoss, gibt es ein Café. Solch phänomenale Aussicht! Bis ins Mansfelder Land! Doch nach 18 Jahren ist es mit dem Insidertip nun auch vorbei. Den Betreibern wurde gekündigt, im November werden sie schließen. Was dann kommen soll, danach haben sie den Eigentümer nicht gefragt.
Soll denn niemals Schluss sein mit den Hiobsbotschaften? Als ob die Leute hier nicht schon genug mitgemacht haben: Zuerst 1990 die „Ursünde“, der freiwillige Verzicht auf das Stadtrecht, wodurch die einst zukunftsstolze Arbeiterwohnstadt zum wenig geliebten Anhängsel einer altehrwürdigen Universitätsstadt wurde. Dann der Einwohnerschwund! Für eine faktische Halbierung der Bevölkerung in solchem Tempo gab es nirgends Erfahrungen, gar Rezepte. Anfangs floss Geld – ein Hotel wurde gebaut, als gigantische Arche Noah strandete mitten im Zentrum eine Einkaufsmall. Sogar neue Wohnhäuser traute man dem Aufschwung Ost zu. Bis die Abrissbagger kamen. Gegen deren unheimliches Wirken sorgten Künstler für ein Wechselbad der Gefühle: In der kurzfristig wiederbelebten Scheibe A, beim Spektakel „Hotel Neustadt“, ließen sich ungeahnte Träume wilder Urbanität austoben. Das verzweifelte Ringen, aus dem toten Bahnhof eine avantgardistische Kunsthalle zu machen, endete als Niederlage. Im Rahmen der IBA Stadtumbau 2010 spendierte die Stadtverwaltung den dahindümpelnden Passagen etwas Stadtgrün und einen Skatepark. Darüber spannt sich Europas größtes „Zu verkaufen!“-Banner, wettergebleicht.
Aber dem neugierigen Besucher begegnet Halle-Neustadt auch überraschend – bunt und polyglott. Die Jugendszene hier ist schrill, offensiver als anderswo mischt sie mit ihren Outfits das Straßenbild auf. Die Marktbuden am Hotel werden von Indern, Vietnamesen, Afrikanern betrieben. Überhaupt scheinen Migranten überdurchschnittlich vertreten, Russisch ist viel zu hören. Sollte eine derartige Ballung „exotischer“ Milieus wirklich nur Ausdruck prekärer Soziallagen sein? Ließe sich der bunte Bewohnermix nicht auch als Potenzial betrachten? Alt-Halle bietet sicher Behaglichkeit, aber das krassere, von Globalisierung und deren Konflikten gezeichnete Leben findet sich zweifellos in der Neustadt. Eine Herausforderung, die Stadtentwickler nicht verschrecken sollte. Vielleicht eher zu Experimenten anstacheln?
Das Schicksal des Zentrums von Neustadt ist ungewiss, doch der Zahn der Zeit wird irgendwann Entscheidungen erzwingen: Viel Geld hat die Stadt schon in die Sicherung der verwahrlosten Hochhäuser stecken müssen, deren Besitzer jede Kooperation verweigern. Doch sobald jemand von Abriss redet, kommen vom Neustadt-Volk Proteste. Eine reichlich verfahrene Kiste, weshalb wir eine kleine Umfrage unter Kollegen gestartet haben.
Drei Dinge wollten wir wissen:
1. Würden Sie der Neustädter Passage Denkmalschutz gönnen?
2. Warum hat das aufwändige Zentrumskonzept den Systemwandel so schlecht überstanden?
3. Was spricht gegen einen radikalen Neustart, eine Freigabe der Passage für völlig neue urbane Nutzungsideen?


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