Bauwelt

Von der Kunst, der Kunst zu genügen

Panevėžys, die fünftgröß­te Stadt Litauens, zögert nicht lange, dem im Juni entschiedenen Wettbewerb für ein Kulturzentrum Taten folgen zu lassen. Die Gewinner stehen schon in den Startlöchern für die Ausführung.

Text: Landes, Josepha, Berlin

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    1. Preis Der Siegerentwurf vollführt eine Kehrtwende (rechts) - den Freiraum vor dem alten Garsas-Kino (links) ...
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    1. Preis Der Siegerentwurf vollführt eine Kehrtwende (rechts) - den Freiraum vor dem alten Garsas-Kino (links) ...

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    ... verlagern die Architekten an die Längsseite des neuen Kulturzentrums.
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    Der neue Platz hat Aufenthaltsqualität und verbindet die Stadt mit der Flussaue.
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    Der neue Platz hat Aufenthaltsqualität und verbindet die Stadt mit der Flussaue.

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    2. Preis Experimentell geht es bei den Zweit- und Drittplatzierten zu: „Klasikinis Portikas“ ...
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    2. Preis Experimentell geht es bei den Zweit- und Drittplatzierten zu: „Klasikinis Portikas“ ...

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    ... schlagen ein wandelbares Gerüst als Fassade vor.
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    ... schlagen ein wandelbares Gerüst als Fassade vor.

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    3. Preis Dem Duo „Siena“ sieht man die Nähe zu OMA an, ...
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    3. Preis Dem Duo „Siena“ sieht man die Nähe zu OMA an, ...

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    ... ihr Entwurf eine As-emblage, die sich als Huldigung an die Vielseitigkeit von Kunst lesen lässt.
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    ... ihr Entwurf eine As-emblage, die sich als Huldigung an die Vielseitigkeit von Kunst lesen lässt.

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Von der Kunst, der Kunst zu genügen

Panevėžys, die fünftgröß­te Stadt Litauens, zögert nicht lange, dem im Juni entschiedenen Wettbewerb für ein Kulturzentrum Taten folgen zu lassen. Die Gewinner stehen schon in den Startlöchern für die Ausführung.

Text: Landes, Josepha, Berlin

Stasys Eidrigevičius ist ein Weltbürger - geboren in Litauen, lebhaft in Polen, mit Ausstellungen in Amerika, Europa und Asien präsent und vielfach ausgezeichnet. Nun möchte der Künstler seiner Heimatstadt in Zentrallitauen einen Teil seines Werkes zum Geschenk machen. Es ist ein vielseitiges Werk, das von Grafik über Skulptur bis hin zu Theater reicht; nicht zu vergessen die Poster und Illustrationen, die seine skurril-melancholischen Welten unter die Menschen bringen. Dafür besiegelte er, „Stasys“, im März 2016 mit dem Bürgermeister Rytis Račkauskas offiziell den Plan, in Panevėžys ein Kulturzentrum zu entwickeln – die Geburtsstunde des Stasys Eidrigevičius Art Centers, kurz: „SEAC“.
Panevėžys, das ist litauische Provinz. Hier floriert die Wirtschaft nicht in dem Maße, wie es die Konjunkturprognose der Deutsch-Baltischen Handelskammer 2017 für die Länder des Baltikum überschlug. Die Jugend zieht fort, wenn nicht ins Ausland, dann wenigstens in die 140 km entfernte Hauptstadt, nach Vilnius. Für Touristen jedoch scheint der Anreiz zu wachsen, in Litauen einen Sommer zu verbringen. Die Kurische Nehrung ist wohl die bekannteste Attraktion, die Litauens Natur zu bieten hat. Dass es auch abseits der Küste lohnenswert ist, hierher zu kommen bzw. hier zu bleiben, dafür wollen die Initiatoren des „SEAC“ werben. Typisch litauisches Kunsthandwerk wie die regionale Keramikgestaltung soll in Workshops ebenso vermittelt werden wie die Genres, derer sich „Stasys“ selbst am liebsten bedient: Malerei, Fotografie, Theater. Zum einen also werden die Bürger, zum anderen die Gäste hineingeholt in dieses Haus der Kultur, wo Gegenwartskünstler aus aller Welt ausstellen sollen. Ein Museum zum Anfassen.
Zur Vorbereitung des Wettbewerbs hatte die Stadt vier Architekten-Teams eingeladen, den besten Standort zu finden. Die Wahl fiel auf ein 8600 m² großes Grundstück zwischen historischem Zentrum und Flussaue. Der Neubau soll an dieser Stelle beitragen, die Nachbarschaft, in der es auch andere Kulturinstitutionen gibt, zu ordnen. Zur Zeit steht hier, umringt von Neubaublöcken und vereinzelten Relikten einer Dorfstruktur, ein Typenkino in sozialistischer Manier. Die Bausubstanz dieses „Garsas“ gilt als „nicht erhaltenswert“, wohl aber sein Inhalt – es ist Treffpunkt vereinzelter Filmliebhaber für bewegte Bilder abseits des Mainstream. Ihnen wird auch im neuen Gebäude Raum geboten, ihrer Leidenschaft zu frönen.
Nach litauischem Recht gilt der geplante Neubau als Restaurierung, wenngleich keiner der Wettbewerbsbeiträge an das Dagewesene erinnert ­­– nur 20 % des Bestands müssen erhalten werden, um die Kriterien zu erfüllen. Durch die Bank weg beschränkten sich die Einreichenden auf den Erhalt unsichtbarer Teile, wie Fundamente oder tragende Wände.
Für das Projekt stehen 10 Mio Euro aus Fördermitteln der EU, der Nationalen Kulturförderung und dem Haushalt der Kommune zur Verfügung. Die Finanzierung der Entwurfsplanung ist garantiert – ein Anreiz für viele junge Büros, überhaupt teilzunehmen. Die Teilnehmer waren aufgefordert, die Projektentwicklung in zwei Phasen zu staffeln. Bereits mit Fertigstellung des ersten Abschnitts muss die Funktionalität des Kulturzentrums gewährleistet sein. Im Dezember soll die Finanzierung dieses Bauabschnitts beschlossen werden. Den Wettbewerbsbetreuern zu­folge sei mit dem im Kommunalplan für 2018/19 enthaltenen Budget die Realisierung der ersten Phase gesichert.
Das Sieger-Projekt von IMPLMNT aus Vilnius konnte die Jury, der auch der Künstler angehörte, gestalterisch durch seine subtile Anknüpfung an den Duktus im Werk von „Stasys“ überzeugen. „Stasiškumas“, womit die Juroren den Bezugzum Werk des Hausherrn bezeichnen, war neben dem Wunsch, hochwertigen öffentlichen Raum entstehen zu lassen, architektonisch-gestalterischem Geschick, Multifunktionalität und Nachhaltigkeit der spezifischste Punkt auf ihrer Kriterienliste.
IMPLMNTs weißer Riegel schiebt sich längs über den Platz zwischen Stadt und Aue. Seltsamerweise wurde der Entwurf für seine Bescheidenheit gelobt. Schlichtheit trifft es wohl besser, und von der ruhigen Kubatur sowie dem transparenten Sockelgeschoss profitiert der öffent­liche Raum zweifelsohne. Gleichwohl steht zu vermuten, dass projektplanerische Aspekte die Entscheidung nicht unwesentlich beeinflusst haben dürften. Das Projekt ist das konventionellste unter insgesamt 19 Einreichungen. Als Riegel unter Riegeln fügt es sich gewissermaßen ein in die post-sozialistische Stadt und markiert dennoch eine neue Ära, die der Coolness.
Der zweitplatzierte Beitrag von Martynas Vale­vičius, der als „Klasikinis portikas“ firmiert, wagt sich näher heran an den Ausdruck des Künstlers, wie auch das Anliegen der Stadt, etwas „zu werden“. Sein als göttliches Netz betiteltes Gerüst leitet er ab aus dem Grimm’schen Märchen über Hans im Glück. Das „SEAC“ projektiert er als einen Kubus, dessen Äußeres sich stets wandelt, das Innere bleibt pure Struktur und schnörkel­loser Ausstellungsraum.
Während die Wertschätzung des Freiraums keinem der Prämierten schwer gefallen zu sein scheint, führen insbesondere die drei platzierten Projekte deutlich vor Augen, wie unterschiedlich die Architekten Bezug auf das Werk „Stasys“ nahmen. Hangelten sich IMPLMNT sehr dezent an den Leitideen des Künstlers entlang, als welche sie Kontinuität und Interaktion von Objekten herauskristallisieren, so übersetzte Valevičius sehr direkt dessen kompositorische Grundlagen in Architektur. Die drittplatzierten UAB „Siena“ wiederum zogen die Vielseitigkeit von „Kunst“ im Allgemeinen und „Stasys“ als bloßen Teil davon für ihr Konzept heran. Ihre Sammlung aus kunterbunten Formen, Materialien und Räumen mutet an wie ein UFO und spricht gleichwohl in einer liebenswürdigen Sprache, die an „Stasys“ surreale Bilderbuch-Welten erinnert.
Offener Realisierungswettbewerb
1. Preis IMPLMNT architects
2. Preis Klasikinis Portikas
3. Preis Siena/Gabrielė Ubarevičiūtė, Giedrius Mamavičius
Jury
Rimantas Pauža (Architekt und Stadtabgeordneter; Vorsitz), Daiva Gasiūnienė (Stadtbaumeisterin), Stasys Eidrigevičius (Künstler), Lukas Rekevičius (Architekt), Stanislaw Denko (Architekt, PL), Johan de Wachter (Architekt, NL)
Wettbewerbskoordination
MASH studio
Fakten
Architekten IMPLMNT architects; Klasikinis Portikas; Siena/Gabrielė Ubarevičiūtė, Giedrius Mamavičius
aus Bauwelt 17.2018
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