Bauwelt

Le Corbusier

Precisions on the Present State of Architecture and City Planning

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

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Le Corbusier

Precisions on the Present State of Architecture and City Planning

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

Zwischen Oktober und Dezember 1929 tourte Le Corbusier (1887-1965) auf Vortragsreise durch Südamerika. Er hielt in französischer Sprache zehn Vorlesungen über Städtebau, Architektur und Wohnen in Buenos Aires und vier Vorlesungen in Brasilien. Er setzte damit seine 1923 in Paris begonnenen Veranstaltungen fort: Mit nur wenigen Notizen, sprach er frei, improvisierte, zeichnete mit Reißkohle und farbigen Kreiden auf großen Bögen Papier. Heute würde man seine Auftritte vielleicht als lecture-performance bezeichnen, damals bezog er so Stellung gegen das akademische Gespenst, das es zu besiegen gälte. Die Transkriptionen seiner zehn argentnischen Vorlesungen und teils farbig überarbeitete Wiedergaben der Zeichnungen erschienen 1930 in Paris unter dem Titel „Précisions sur un état présent de l’architecture et de l‘urbanisme“, erweitert um Texte zu Brasilien, Paris und Moskau. Eine zweite Auflage folgte 1960, die deutsche Ausgabe 1964 (Feststellungen zu Architektur und Städtebau, Bauwelt Fundamente 12) und 1991 eine amerikanische am MIT. Die nun vorliegende ist zum 50. Todestags Le Corbusiers als Reprint erschienen. Sie wurde durch Tim Benton, Kunsthistoriker an der Open University UK, um eine architekturhistorische und werkbiografische Kontextualisierung der Vortragsreise erweitert. Hinzu kommen die hochwertigen farbigen Reproduktionen der 58 Vorlesungsskizzen – ein üppiger Band. Für deutschsprachige Leser mag die magere deutsche Ausgabe naheliegender sein, die nach wie vor im Handel ist (ISBN 978-3-7643-6357-4).
Egal in welcher Fassung, man liest neuerlich angeregt in leicht sektiererischen Texten, folgt einer raffinierten, visuell gestützten Argumenta-tion Le Corbusiers. Im ersten Vortrag in Buenos Aires betont er bereits, wie viele Kilometer er durch die Stadt gelaufen sei, lobt die hervorragenden Ausgangspunkte für Städtebau und Architektur: den Hafen und das Meer, die Vegetation und den offenen Himmel. Um danach einen weltweiten Kulturverfall anzuprangern, der leider auch Buenos Aires im 19. Jahrhundert hat verharren lassen. Im neunten und zehnten Vortrag extemporiert Le Corbusier dann mit einem Feuerwerk an Skizzen, eine davon ziert den Titel der Originalausgabe, ein neues Stadtzentrum direkt am Meer. Statt Hafenbaracken ein leistungs-fähiger Bahnhof, Hochhäuser, ein Flughafen im Wasser: ein Monument für den modernen Geist, Buenos Aires wird Weltstadt.
Die Vortragsreise blieb ohne Aufträge, ebenso wie eine nach Brasilien 1936. Hier hielt er sechs Vorträge, konferierte mit Lúcio Costa und Oscar Niemeyer über anstehende öffentliche Bauvorhaben. Den großen Gewinn für Le Corbusier sieht Tim Benton in der Revision seiner städtebaulichen Ideen. In Südamerika erfuhr er die Kraft der Landschaft und der Natur, die soziale Dimension der Favelas, sah aufgeständerte Straßen, die bestehende Stadtstrukturen unangetastet ließen. Le Corbusier nahm Abstand von der radikalen Flächensanierung seines Plan Voisin (1925) und fand zur komplexeren, humanen Textur seiner Ville Radieuse, die er 1935 veröffentlichte.
Fakten
Autor / Herausgeber Reprint der amerikanischen Originalausgabe mit einer Einführung von Tim Benton
Verlag Park Books, Zürich 2015
Zum Verlag
aus Bauwelt 4.2016
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