Bauwelt

Mies 1:1. Das Golfclub Projekt

Dieses Buch sollte Pflichtlektüre für die über 90% der deutschen Architekten werden, die nicht im Sommer 2013 in Krefeld waren

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

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Mies 1:1. Das Golfclub Projekt

Dieses Buch sollte Pflichtlektüre für die über 90% der deutschen Architekten werden, die nicht im Sommer 2013 in Krefeld waren

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

Als Mies van der Rohe 1930 ein Golfclubhaus für Krefeld entwarf, befand er sich auf dem Höhepunkt seiner europäischen Karriere: sein Barcelona Pavillon war im Jahr zuvor vollendet worden und die Villa Tugendhat befand sich im Bau. Im gleichen Jahr wurde er zum Direktor des Bauhauses berufen und die dunkle Zukunft warf ihre Schatten noch nicht sichtbar voraus. Nichts deutete zu dieser Zeit darauf hin, dass der temporäre Pavillon in Barcelona eines Tages dauerhaft wieder auferstehen und der Golfclub erst 83 Jahre später, dafür aber temporär Gestalt annehmen sollte. Das Golfclubhaus materialisierte sich quasi als Folly oder, wie der offizielle Projektname lautete, als Mies 1:1. Ob es nun ein Modell war, ein Folly oder eine Teilrekonstruktion, darüber wird in der jüngst erschienen Dokumentation philosophiert.
Das temporäre Modell wurde für fünf Monate im Sommer 2013 unweit des ursprünglich geplanten Bauplatzes errichtet. Robbrecht en Daem architecten aus Gent erhielten den Auftrag, anhand der 80 Originalpläne aus dem Mies van der Rohe Archiv im MoMA eine Interpretation zu destillieren, die den Geist des Jahrhundertarchitekten für einen Sommer aufleben ließ. Da die originale Realisierung frühzeitig als Folge der Weltwirtschaftskrise eingestellt wurde, erstellte Mies keine Werkpläne und selbst Ansichten und Materialangaben wurden nie definiert. Christiane Lange, eine Urenkelin von Mies van der Rohes Krefelder Bauherren Hermann Lange, dokumentierte in Kooperation mit Robbrecht en Daem architecten die mehrjährige Geschichte der Realisierung des anspruchsvollen Vorhabens, das leider nur für einen sehr knapp bemessenen Zeitraum projektiert war.
Bei lediglich ca. 12.000 dokumentierten Besuchern sollte dieses Buch Pflichtlektüre für die über 90% der deutschen Architekten werden, die nicht im Sommer 2013 in Krefeld auf dem Egelsberg waren – und selbst die 12.000 Interessierten waren sicherlich nur zu einem kleineren Teil Architekten... Das Buch schildert anschaulich die diversen Sichtweisen der Interpretation dieses Unterfangens. Auszüge aus den Originalskizzen Mies van der Rohes werden ebenso gezeigt wie die präzisen Pläne von Robbrecht en Daem, die sich anhand von Mies Plänen verlässlich nur auf ein Fliesenraster von 1x1 und ein Stützenraster von 7x7 Metern berufen konnten.
Fakten
Autor / Herausgeber Christiane Lange & Paul Robbrecht
Verlag Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2014
aus Bauwelt 10.2015
Artikel als pdf

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