Bauwelt

Planung für Rainham Marshes Nature Reserve



Text: Stara, Alexandra, London


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    Peter Beard

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Alexandra Stara entdeckt in Rainham östlich von London einen beispielhaften Beitrag der englischen Architektur, auch bei der Landschaftsplanung nach dem „As Found“-Prinzip zu entwerfen.
Das Gebiet von Rainham ist Teil des East London Green Grid (ELGG), eines Zusammenschlus­ses verschiedener öffentlicher Körperschaften zur Entwicklung einer grünen Infrastruktur im östlichen Teil des Londoner Großraums. Der Ort Rainham grenzt an die Rainham Marshes, eine weite, jedoch von Geleisen und Straßen zerschnittene Landschaft. Ein Schlüsselthema des ELGG ist es, diese Fragmentierung zu überwinden.
Rainham wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von der Ausweitung der Londoner Vorstädte gleichsam verschluckt. Der Ort befindet sich seit­her in einem gesellschaftlichen und architek­tonischen Dämmerzustand. Der von Stephen Taylor Architects entwickelte Masterplan sieht vor, einerseits das städtische Gefüge zu ver­dich­ten, andererseits die offenen Flächen klarer zu definieren, um auf diese Weise ein Ganzes zu schaffen, das besser zusammenhängt. Das Projekt gleicht weniger einem „Masterplan“ im Sinne einer Tabula rasa als vielmehr, was kei­nes­wegs abwertend gemeint ist, einer kreativen Flickschneiderei. Das Projekt zeigt eine Wertschätzung für Kontinuität, die sich nicht darauf beschränkt, ein historisches Gewebe zu erhalten, sondern versucht, dieses sorgsam zu ergän­zen. Historische Anverwandlung und postmoderne Pasticcios bleiben außen vor: Hier geht es nicht um Morphologie – diese bleibt modern und reduziert –, sondern um Volumen, Materialität und räumliche Beziehungen, kurz: um
ein richtiges Verständnis von Typologie. Das Schlüsselwort für den Architekten ist Dichte.
Im Landschaftsplan von Peter Beard ist der Verzicht auf eine „Masterplan-Idee“ noch deutlicher. Beard versteht seine Interventionen als Entdeckungsvorgang. Die weite Marschenlandschaft beherbergte einst Schießplätze und Depots der Armee und war von der Umgebung durch Deponien, Lagerplätze, Straßen und Schie­nenstränge getrennt. Ziel des Projekts ist gleichermaßen die Erhaltung des Ökosystems wie die bessere Verknüpfung mit der Nachbarschaft. Prominentester Teil der gestalterischen Eingriffe ist die Reihe kleinerer Nutzbauten für die Royal Society for the Protection of Birds, wie zum Beispiel ein Beobachtungsstand und ein Vortragsraum. Deren Qualität liegt in ihrer Kohärenz, die sich gerade der Widerständigkeit gegen übermäßige Gestaltung verdankt. Peter Beard will den Zufall, das Verborgene und den Verfall mit in den Erneuerungsprozess übernehmen. Der einfache, oft rohe Einsatz von Material und Detail – vorgefundene betonierte Flächen, holzverkleidete Metallcontainer, oxidier­­­ter Stahl – ist dem postindustriellen Charakter des Ortes angemessen. Es geht zugleich um das Vergessen und um das Erinnern; um eine Schichtung von Spuren, die eine versuchsweise Ordnung für die Gegenwart ergibt. Das Pro­jekt ist pittoresk im Sinne des Künstlers Robert Smithson, indem Schmutz und Romantik, Schönheit und Entfremdung, Klarheit und Ambiguität gleichzeitig auftreten, aber ebenso bezieht es seine Lehren aus dem Werk von Alison und Peter Smithson und ihrem Prinzip des „As-Found“ als Grundlage des Entwurfs.
Die Pläne für Rainham und die Marschlandschaft verstehen sich als eine Art inspirierte Ethnographie: als eine unausgesetzte, durch Be­wohnung vollzogene Umwandlung.



Fakten
Architekten Peter Beard, London
aus Bauwelt 43.2010
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