Feuerwache plus
In Gütersloh ist eine Feuer- und Rettungswache mit Kreisleitstelle geplant
Text: Zirbel, Michael, Gütersloh
Feuerwache plus
In Gütersloh ist eine Feuer- und Rettungswache mit Kreisleitstelle geplant
Text: Zirbel, Michael, Gütersloh
Spätestens seit vor über zwanzig Jahren Zaha Hadids fulminante „Firestation“ auf dem Vitra-Gelände in Weil am Rhein errichtet wurde ist offensichtlich, dass es auch eine andere Feuerwachentypologie als die hinlänglich bekannten Garagenbauten mit Übungsturm geben kann. Der inzwischen für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzte Bau steht für die Bewältigung einer Aufgabe, die sich der gängigen Form einer Feuerwache entzieht. Wie aber hat eine Feuerwache heute auszusehen? Was muss ein solches Gebäude können? An welche Typologie ist man gebunden?
Das ständig erweiterte, über den Brandschutz hinausgehende Aufgabenspektrum der Feuerwehren macht sich in den Gebäudeanforderungen bemerkbar. Die Diskrepanz zwischen den oft alten Gebäuden und den erweiterten Aufgaben ist meist nicht zu überbrücken. Deshalb entstehen neue Feuerwachen. Eine Feuerwache zu bauen, war nie nur eine funktionale Aufgabe. Sie sind immer auch repräsentative öffentliche Gebäude.
In Gütersloh war für die alte Wache, zu der Bauten aus den 1930er Jahren gehören, eine Perspektive nicht mehr zu erkennen. Ein Neubau sollte die Probleme lösen, ein Standort wurde gefunden und ein Wettbewerb ausgelobt. Die Aufgabe umfasste den Entwurf einer Feuer- und Rettungswache mit Kreisleitstelle mit einem Flächensoll von 5300 m2 und 34 Stellplätzen in den Fahrzeughallen. Neben Büros und Leitstelle waren Funktionsräume wie Desinfektionsanlagen, Sauerstoff- und Reifenlager, Magazin, Wäscherei, Atemschutzübungsstrecken, Ausbildungsräume oder Werkstätten unterzubringen. Neben den technisch-funktionalen Aspekten lag ein Fokus auf ökologisch-wirtschaftlichem Bauen. 10 Büros waren gesetzt, 15 Teilnehmer wurden durch ein anonymes Losverfahren ausgewählt, 20 Arbeiten abgegeben.
Das Grundstück ist eine große, derzeit als Park- und Festplatz genutzte Freifläche in der Innenstadt, an der nördlichen Einfahrtsstraße, zum Stadtzentrum. Es ist offensichtlich, dass die neue Feuerwache hier allein aufgrund ihres Volumens einen städtebaulichen Akzent setzen wird. Die Aufgabe verlangt eine qualitätvolle Präsentation des Gebäudes an der Hauptverkehrsstraße. Zugleich darf keine Rückseite mit Funktionen entstehen, die – wie Übungen an Fahrzeugwracks – letztlich auch zu einer Feuerwache gehören. Die Besonderheit liegt also in der gleichwertigen Wirkung aller Seiten in den öffentlichen Raum.
Es sollte eine Gesamtkontur entwickelt werden, die sich sowohl harmonisch in den Stadtraum einfügt, als auch – und das war aufgrund des Volumens möglich – ausreichend Kraft entfaltet, um stabilisierend und beruhigend auf die hete-ro-gene Stadtstruktur zu wirken. Zusammen mit den funktionalen Anforderungen war eine anspruchsvolle Wettbewerbsaufgabe gestellt.
Es sollte eine Gesamtkontur entwickelt werden, die sich sowohl harmonisch in den Stadtraum einfügt, als auch – und das war aufgrund des Volumens möglich – ausreichend Kraft entfaltet, um stabilisierend und beruhigend auf die hete-ro-gene Stadtstruktur zu wirken. Zusammen mit den funktionalen Anforderungen war eine anspruchsvolle Wettbewerbsaufgabe gestellt.
Die Arbeiten zeigen unterschiedliche Typologien: Solitäre mit außen liegenden Verkehrsflächen, geschlossene Hofformen, U-, L- und Z- Formen. Aufgrund der Anforderungen an die städtebauliche Wirkung hat sich die geschlossene Form durchgesetzt. Die Jury vergab fünf Preise und drei Anerkennungen und empfahl, den Verfasser des 1. Preises, ARQ – Architekten Rintz und Quack, mit der weiteren Bearbeitung zu beauftragen. Im Entwurf erkannte sie die konsequente Ableitung der Gebäudefluchten aus den „Raumbezügen der Umgebung“ und ein „angenehm zurückhaltendes Stadtentree“. Sie würdigte die „signifikant abgerundeten Ecken“ und die „hohe Qualität der Fassadengestaltung“, die „eine entsprechende Ausführung der Details“ erfordere. Mit einzelnen Hinweisen zur Funktionalität erschien der Baukörper positiv durch die „hohe Transparenz der Fahrzeughalle“, die „ruhige und subtile“ Gliederung und durch die „angemessene Materialwahl“ mit Klinkern.
Es ist davon auszugehen, dass in Gütersloh eine Feuerwache entsteht, die neben ihrer Funktionalität auch der Aufgabe gerecht werden kann, Vorbild zu sein. Vorbild in Bezug auf den Wettbewerb, wie auch in der Besetzung eines städtebaulich wichtigen Ortes durch ein Gebäude, das den baukulturellen Anspruch der Stadt Gütersloh repräsentiert.
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