Bauwelt

Unterschiedliche Geschwindigkeiten

Eindrücke von der Immobilienmesse MIPIM 2015, die Mitte März in Cannes stattfand

Text: Escher, Gudrun, Dortmund

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    Dubai im Modell, vorn die längste Shopping-Mall der Welt. Das Dubai Opernhaus mti 2000 Plätzen –
    Eröffnung 2016 – ist namengebend für den neu entstehenden Dubai Opera District inmitten des Hochhausmeeres.



    Foto: MIPIM

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    Dubai im Modell, vorn die längste Shopping-Mall der Welt. Das Dubai Opernhaus mti 2000 Plätzen –
    Eröffnung 2016 – ist namengebend für den neu entstehenden Dubai Opera District inmitten des Hochhausmeeres.



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    Istanbul hat den Platz von Moskau übernommen. Wo im vergangenen Jahr noch das Stadtmodell der russischen Hauptstadt ausgebreitet war, zog die Metropole am Bosporus das Interesse auf sich.
    Foto: MIPIM

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    Istanbul hat den Platz von Moskau übernommen. Wo im vergangenen Jahr noch das Stadtmodell der russischen Hauptstadt ausgebreitet war, zog die Metropole am Bosporus das Interesse auf sich.

    Foto: MIPIM

Unterschiedliche Geschwindigkeiten

Eindrücke von der Immobilienmesse MIPIM 2015, die Mitte März in Cannes stattfand

Text: Escher, Gudrun, Dortmund

Die Flut des schnellen und billigen Geldes verdirbt den Charakter – fast wie vor der Krise 2008. Ob Grand Paris deshalb auf den gemeinsamen Auftritt wie noch im vergangenen Jahr verzichtete und auf der MIPIM in Cannes wie auch anderwärts alle Einzelprojekte wieder eifersüchtig um die Anlegergunst buhlten? Dieser Eindruck drängte sich beim Rundgang durch die internationale Immobilienmesse auf. Weniger dicht besetzt, war nur noch das Tiefgeschoss im „Palais des Festivals“ als klassische „Messehalle“ übrig geblieben, Flure und Zwischengeschosse blieben leer. Dafür wurden die Standareale auf den Anbauten mit Aussicht und Terrasse wie Erbhöfe gehütet, und draußen wuchs die Zahl der Zelte.
Wo 2014 noch ein riesiges Modell der Stadt Moskau eher bescheidenes Interesse weckte, machte sich in diesem Jahr die Stadt Istanbul, meist dicht umdrängt, breit. Der gastgebende Chef der Istanbuler Handelskammer gab Interviews im 10-Minuten-Takt. Die explodierende Stadt am Bosporus verspricht genau das, was der Markt sucht: Anlagemöglichkeiten für beträchtliche Geldmengen in einigermaßen gesichertem Umfeld. Da können die Projekte gar nicht groß genug sein, egal wie sie aussehen. Leuchtendes Beispiel hierfür ist Dubai. Dort sind die künstlichen Inseln (gegen alle Vernunft) inzwischen gebaut; auch das höchste Hochhaus und die längste Shopping-Mall der Welt, alles aus einer Hand, entwickelt von EMAAR und entworfen von Atkinson Middle East. Das beschleunigt die Verfahren ungemein. Jetzt ist die Dubai Opera dran. Sie hüllt sich in die Schiffsform ei-ner traditionellen Dhow und birgt alle technischen Bereiche in Untergeschossen. Angesichts der umgebenden Hochhäuser zählt vor allem das Dach als die fünfte Fassade. Und natürlich erhalten alle diese Neubauten ein Nachhaltigkeits-Zertifikat, solche Statussymbole verlangt der Markt inzwischen.
Etwas abseits, wie auf einem anderen Planeten, wurde zum wiederholten Male im „Mipim Innovation Forum“ (in dem auch die Europäische Kommission mit ihrem Bausektor Beratung anbot) darüber diskutiert, wie denn das Bauen weiter gehen solle. Das Stichwort hieß „smart city“, die Stadt, die vorab weiß, was Passanten vorhaben, weil über Smartphones deren Bewegungsprofile aufgezeichnet und wahrscheinliche Aktionen errechnet werden? Zweifelsohne können smart technologies dazu beitragen, Kosten oder den Materialverbrauch zu reduzieren, ob aber immer mehr Neubauten mit immer höheren Standards der richtige Weg sind, um das anspruchsvollere Personal für die Hightech-Büros anzuwerben, darf bezweifelt werden. Geoffrey Palmer, der auf dem Forum den britischen Ableger der internationalen Ingenieurgesellschaft Grontmij vertrat, meinte, man solle, statt die technologische Ausrüstung auf die Spitze zu treiben, das eingesparte Geld in den Bestand investieren, um – low tech – Synergien zu ermöglichen.
Da wirkte es fast tröstlich, dass es das alte Europa – kleinteilig, bodenständig und ein bisschen umständlich, weil viele mitreden – offenbar auch noch gibt. Erstmals wagte sich der „Eurodistrict Saar/Moselle“ auf das glatte Messeparkett. Dahinter verbirgt sich eine grenzüberschreitende Vereinigung von Akteuren, die seit 18 Jahren, getragen von örtlichen Vereinen, Radwege anlegen, Buslinien organisieren oder Lehrlinge austauschen. Als nächster Schritt ist nun gemeinsames Standortmarketing, u.a. für ein deutsch-französisches Gewerbegebiet, geplant. Imagepflege soll dabei helfen, die Stärken der Region in beiden Ländern herauszustellen und sich als Türöffner für deutsch-französische Investitionen anzudienen. Der Vorteil: Man sei schon gewohnt, an einem Tisch zu sitzen und über konkrete Vorhaben zu sprechen, denn oberflächliche Kontakte brächten nichts. Wie wahr.

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