Drama, Baby! Historische Räume neu aufladen
Es gibt sie noch, auch in Moskau: Nachwuchsarchitekten wie Archiproba Studios, mit Neugier auf geschichtsträchtige Orte und dem richtigen Gespür dafür, sie städtischem Leben zuzuführen
Text: Heinich, Nadin, Berlin
Drama, Baby! Historische Räume neu aufladen
Es gibt sie noch, auch in Moskau: Nachwuchsarchitekten wie Archiproba Studios, mit Neugier auf geschichtsträchtige Orte und dem richtigen Gespür dafür, sie städtischem Leben zuzuführen
Text: Heinich, Nadin, Berlin
Tamara Muradova verfügt über ein beeindruckendes Gespür für Rauminszenierungen, für Materialien, Texturen, dramatische Effekte und, das ist selten für ihre Generation, eine Vorliebe für historische Gebäude. Nach ihrem Master am MArchI war sie eine der ersten Studenten, die ein Aufbaustudium am Strelka Institute for Media, Architecture and Design, und zwar im Studio von Rem Koolhaas, absolvierten. Von 2009 bis 2011 hat sie das Architekturmagazin „archiproba“ herausgegeben, von dem sich der Name ihres Büros ableitet.
Heute pendelt Muradova zwischen Moskau und London und hat bereits einige bemerkenswerte Umbauten realisiert. Dazu zählt das ehemalige Haupttelegrafenamt an der Twerskaya, nahe Kreml und Rotem Platz. Das konstruktivistische Gebäude von Ivan Rehberger, einem der Pioniere des Stahlbetonbaus in Moskau, stammt aus dem Jahr 1927. Die umfangreiche Technik, die damals für das Telegrafieren notwendig war, und die enorme Hitze die, dabei entstand, führten zu beeindruckenden, sieben Meter hohen Räumen. Doch bevor Muradova diese 2014 zu neuem Leben erweckte, standen sie lange leer. Die Grundidee ihres Entwurfs: Alles Überflüssige entfernen, den ursprünglichen Zustand wieder herstellen und mit wenigen, sensiblen Einbauten an die neue Nutzung – Konferenz, Café und Coworking – anpassen. Der Raum wird jetzt (wieder) bestimmt von Stahlbetonstützen, an denen sich noch die Spuren der Schalungsbretter aus den zwanziger Jahren abzeichnen, von Ziegelmauerwerk und von 35 großen Fenstern, deren Rahmen aus Lärchenholz alle restauriert wurden. Hinzugefügt hat sie schwere, den Schall absorbierende Vorhänge und eine leichte Konstruktion aus Glas und Stahl, die als Café sowie Besprechungsraum dient.
Auch die Räume des Make-up-Studios „Krygina“, die Muradova 2015 umbaute, haben eine lange Geschichte. Der Salon befindet sich im Erdgeschoss eines denkmalgeschützten Wohnhauses aus dem 18. Jahrhundert. Durch die Nutzung als Büro hatte der Ort über viele Jahre sei-ne architektonische Identität komplett verloren. Muradova ließ alle Einbauten der neunziger Jah-
re entfernen, die Türen aus dem 19. Jahrhundert sowie das Geländer der Haupttreppe sorgfältig restaurieren. In minimalistischen weißen Räumen stehen sich jetzt auf 150 Quadratmetern raue Betondecken und eine Vielzahl von Spiegeln, von verschwenderischen, roten Samtvorhängen und schwarz glänzenden Fliesen gegenüber.
re entfernen, die Türen aus dem 19. Jahrhundert sowie das Geländer der Haupttreppe sorgfältig restaurieren. In minimalistischen weißen Räumen stehen sich jetzt auf 150 Quadratmetern raue Betondecken und eine Vielzahl von Spiegeln, von verschwenderischen, roten Samtvorhängen und schwarz glänzenden Fliesen gegenüber.
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