Bauwelt

Afrika und Lampens in Flandern

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Afrika und Lampens in Flandern

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

In der großen Rotunde des einstigen Museums von Belgisch-Kongo in Tervuren, seit den 60er Jahren Königliches Museum für Zentralafrika, stehen seit der Eröffnung 1910 in vier Nischen vergoldete Bronzeskulp­turen. Sie stellen Belgier als Wohltäter und Zivilisationsbringer dar. Die Tatsache, dass im Kongo unter König Leopold II. Gräueltaten begangen wurden und dass es dort schon vorher eine Zivilisation gab, blendete man damals vollkommen aus. Die Skulpturen stehen heute in den Nischen als Zeitdokument. Auch an anderen Stellen des Rundgangs wird die Kolonialzeit vor Augen geführt. Nach langen Diskussionen entschied man sich, das Museum 2013 zu schließen und neu zu konzipieren. Den Architekturwettbewerb, hatte der Architekt Stéphane Beel aus Gent gewonnen. Mit seinem Entwurf sollte dieser Neuanfang gelingen. Im September letzten Jahres wurde das Museum wiedereröffnet. Ein separat stehendes gläsernes Eingangsgebäude und ein hundert Meter langer unterirdischer Gang in den Altbau symbolisieren nun die Distanz zum Prunkbau aus der Kolonailzeit. Dennoch bleibt das Konzept für die Besucher schwer verständlich, da eine inhaltliche Differenzierung der alten Pracht mit Bronzeskulpturen, ausgestopften Tieren und aufgespießten Schmetterlingen von den Ausstellungssälen, die den heutigen Kongo und seine Nachbarländer vorstellen, kaum deutlich wird.
Dass sich die schwierige Darstellung des Themas Kolonialgeschichte nicht auf die Präsentation in Museen beschränkt, sondern viel weiter gefasst werden muss, zeigt Felecity Bodenstein auf. Sie nimmt Stellung zur derzeitigen Debatte der Herkunftsforschung und Restitution von Kulturgütern aus ehemaligen Kolonialgebieten. Auch in Deutschland wird zurzeit das Thema auf kulturpolitischer Ebene neu diskutiert.

Juliaan Lampens

Eine ganze Reihe junger Architekten in Flandern macht schon seit einigen Jahren auf sich aufmerksam. Die Bauwelt hat sich ihnen ausführlich gewidmet (Heft 32.2012, 22.2013 und zuletzt 7.2018). Der Berliner Architekt Bernd Bess hingegen befasste sich in kleineren Ortschaften nahe Gent mit dem Werk eines heute 93-jährigen Architekten, der sicherlich Einfluss auf diese jüngere Generation hatte. Bess hat als unser Autor vier seiner Bauten besucht: eine Wallfahrts­kapelle, zwei Wohnhäuser und eine leer stehende Bücherei. All diese Baukörper sind aus Sichtbeton; mit ihrer klaren skulpturalen Gestalt und oft eigenwilliger Konzeption im Innenausbau stehen sie für die große Entschiedenheit des Architekten. Eine Begegnung mit ihm gelang nicht. Er hat sich aus Altersgründen zurückgezogen.

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