An Bildern bauen
Text: Crone, Benedikt, Berlin; Flagner, Beatrix, Berlin
An Bildern bauen
Text: Crone, Benedikt, Berlin; Flagner, Beatrix, Berlin
Haben Sie schon vom „Iconic Turn“ gehört? Keine Sorge, müssen Sie nicht. Bei der „virtuellen Wende“ geht es in erster Linie um den Wunsch, die Bedeutung der Bildwissenschaften anzuerkennen. Gesellschaftlich sagt der Begriff aber noch mehr. Die These: Bilder – ob still oder bewegt – sind das zentrale Kommunikationsmittel des digitalen Medienzeitalters, nicht zuletzt aufgrund ihrer leichten Erstellung und Reproduzierbarkeit. Natürlich schwimmt die Bilderflut auch an der Architekturwelt nicht spurlos vorbei. Um die Frage, wie ein Gebäude dargestellt werden soll, ist ein ganzer Berufszweig gewachsen.
Schließlich ist das besondere an Architektur, dass sie sich nicht nur selbst Fassaden- und Stadtbilder erzeugt. Bildende Werkzeuge wie Modelle, Zeichnungen und digitale Visualisierungen kommen lange vor Baubeginn zum Einsatz, gerne verbunden mit einem künstlerischen Anspruch. Sie sollen helfen, Ideen sichtbar zu machen, Konzepte zu veranschaulichen und Menschen – ob Öffentlichkeit oder Investoren – von Bauprojekten zu überzeugen.
In dieser Ausgabe widmen wir uns daher den heute vielfältigen Darstellungsformen der Architektur, beginnend natürlich mit der manuellen Zeichnung und ihrer Rolle in der heutigen Praxis. Unser Autor Olivier Meystre hat Kernbohrungen in dem weiten Feld unternommen, um Trends, Strömungen und Gemeinsamkeiten auszumachen. Ein Befund vorab: Viele Zeichnungen verfolgen einen holistischen Ansatz und das Bestreben, die Komplexität eines Projekts in seiner Gesamtheit zu durchdringen.
In der digitalen Architekturvisualisierung ist eine Vorabskizze per Hand zur Ausnahme geworden – zumindest im Alltag der Visualisierer, mit denen wir sprachen. Im Interview berichten sie uns von der Bedeutung emotionaler Bilder, um architektonischen Konzepte zu vermitteln, aber auch von der Herausforderung, die Essenz der Architektur darzustellen, ohne sich in Details zu verlieren. Reduzieren und Fokussieren – beides prägt auch andere Professionen der Architekturdarstellung, ob die des Modellbauers oder der Fotografin und Fotografen, deren Arbeit wir portraitieren. Gemein ist ihnen aber auch eine andere Erkenntnis: Die Grundlage für eine gute Darstellung ist ein guter Entwurf, ein gelungenes Haus. Denn ob ein Bild beschönigt ist oder gar gefälscht, dass erkennen inzwischen Profis wie Laien, die im Umgang mit digitalen Medien erfahren sind.
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