Bauwelt

Conrad Roland 1934–2020

Text: Elser, Oliver, Frankfurt am Main

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Conrad Roland in den siebziger Jahren
Foto: Conrad Roland Foundation

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Conrad Roland in den siebziger Jahren

Foto: Conrad Roland Foundation


Conrad Roland 1934–2020

Text: Elser, Oliver, Frankfurt am Main

Conrad Roland war Schüler von Mies van der Rohe und Wegbegleiter Frei Ottos. Von ihm stammen zahlreiche so wundervolle Entwürfe, dass ihm ein Ehrenplatz unter den großen Visionären der westdeutschen Nachkriegsmoderne sicher sein müsste – wenn sein Werk endlich die angemessene Bekanntheit erlangte.
Vereint werden die beiden Pole seiner frühen Prägung in Rolands spekulativen Projekten, die zwischen 1963 und 1970 entstanden: Riesige Wohn- und Bürohäuser, die in Seilnetzen eingehängt werden. Mies’sche Eleganz und Frei Ottos Leichtbau zusammenzudenken, das macht Conrad Roland einzigartig. Als die Bauaufträge ausblieben, entwickelte er die Seilnetzidee zu neuartigen Spielplatzanlagen weiter.
2011 wurde Rolands Arbeit im Archiv des Deutschen Architekturmuseums wiederentdeckt. Dorthin war eine Fotografie gelangt, die er in den 1960ern an Heinz Rasch geschickt hatte. Sie war rückseitig beschriftet mit „Herrn Rasch, dem Vater der Hängehäuser, mit herzlichen Grüßen von Conrad Roland“. Das Foto zeigt ein kühn zu einer Spirale gedrehtes Hochhausmodell. Es dauerte nicht lange, da war Roland auf Hawaii aufgespürt, und sogar das Spiralhochhausmodell konnte ausgegraben werden. Ganz buchstäblich wie ein Dinosaurierknochen. Es lag seit 24 Jahren auf Schaumstoffschnipsel gebettet in einem Speditionslager im Berliner Westhafen. Als Roland nach Hawaii auswanderte, hatte er es hier zurückgelassen, zusammen mit zwei Paletten voller Materialien zu seiner nie abgeschlossenen Dissertation.
Geboren 1934 in München, hatte Roland eine Tischlerlehre gemacht und danach Architektur an der TH studiert. Von 1957 bis 1959 setzte er das Studium in Chicago am IIT bei Mies van der Rohe fort, bei dem er bis 1961 im Büro tätig war. Zurück in Deutschland, arbeitete Conrad Roland paral­lel auf drei Feldern: Er begann die Dissertation über Hängehäuser, an denen sich auch Heinz Rasch abgearbeitet hatte. Gleichzeitig erstellte er die erste Monografie über das Werk von Frei Otto (Spannweiten, Ullstein-Verlag 1965) und baute in seiner Atelierwohnung etliche eigene Hängehaus­visionen als große detaillierte Architekturmodelle.
1971 entstand das erste Kletternetz als Spielgerät. Zunächst widerwillig gründete Roland eine Firma, dann wurden die Aufträge immer größer und er meldete mehrere Patente an. Sein Unternehmen „Spielbau Conrad Roland“, später umbenannt in „Corocord“, realisierte mehrfach einen „gro­ßen Seilzirkus“ als zeltartige Konstruktion mit mehreren Pylonen. Zugleich entstanden hunderte kleinerer Kletternetze auf Spielplätzen in aller Welt.
1985 verkaufte er die Firma und zog nach Hawaii. Der Traum, wenigstens für sich selbst ein Hängewohnhaus zu errichten, blieb unerfüllt. Seinen Nachlass übergab er dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (SAAI) in Karlsruhe. Bis zuletzt war im wichtig, dass jemand seine Dissertation doch noch fertigstellen möge. Das Material zu 600 Hängehäusern hätte er ja bereits zusammengetragen.

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