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Francis Kéré im Architektur­­museum der TU München

Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin

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    Das Lycée Schorge mit den Windtürmen, die über das Dach ragen, an seinem Standort in Koudougou (Burkina Faso) ...
    Foto: Daniel Schwartz/Gran Horizonte Media

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    Das Lycée Schorge mit den Windtürmen, die über das Dach ragen, an seinem Standort in Koudougou (Burkina Faso) ...

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    ... und als Modell in München
    Foto: Architekturmuseum TUM

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    Foto: Architekturmuseum TUM

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Francis Kéré im Architektur­­museum der TU München

Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin

Eine Einzelausstellung in einem Architekturmuseum kann man wohl als Auszeichnung verstehen. Francis Kéré (Jahrgang 1965) hat schon einige Auszeichnungen erhalten. Die erste war der renommierte Aga Khan Award. Kéré erhielt ihn 2004 für sein erstes Bauwerk, die Grundschule in seinem Heimatort Gando in Burkina Faso; die hatte er noch als Student geplant und mit den Dorfbewohnern gebaut. Es folgten u.a. der Zumtobel Group Award 2007, der Global Holcim Award Gold 2012, der Schelling Architekturpreis 2014. Höchste Zeit also, das Werk dieses afrika­nischen, in Berlin ansässigen Architekten näher zu beleuchten, dachte sich wohl auch das Architekturmuseum der TU München, und schuf eine umfassende Ausstellung samt Katalog.
Zu sehen ist Realisiertes und Geplantes. Der Rundgang beginnt mit seinen Projekten in Burkina Faso: Schulen, Gesundheitszentren, ein neues Parlamentsgebäude mit Nutzgärten auf dem Dach und das von Christoph Schlingensief initiierte Operndorf – die Oper gibt es nicht, aber Wohngebäude, Schule und Krankenhaus. Weiter geht es über andere afrikanische Länder wie Mali (Zentrum für Architektur in Mopti), Mosambik (Wohnkomplex in Tete), Kenia (Obama Legacy Campus in Kogelo) nach China (Hafenentwicklung in Zhoushan) und Deutschland (Konversion von Militärbasen in Mannheim und Münster). Das letzte Kapitel ist Kérés Ausstellungen und Installationen gewidmet, von London bis Chicago.
Begonnen hatte alles damit, dass Kéré seiner Familie etwas zurückgeben wollte, etwas, das eine nachhaltige Wirkung für die Dorfgemeinschaft hat. Die Grundschule in Gando ist mittlerweile zu einem Zentrum für Bildungs- und Sozial-Einrichtungen gewachsen. Unter anderem mit Hilfe der gewonnenen Preisgelder konnten die Grundschule erweitert sowie eine Bibliothek, Lehrerunterkünfte, eine Oberschule, ein Frauenzentrum und ein Atelier gebaut werden. Hier entwickelte Kéré den Grundstein für das, was ihm internationale Beachtung einbringt. Es geht nicht um die Gebäude an sich, sondern um das „wie“ bauen: die Verwendung lokal verfügbarer Baustoffe, lokal produzierter Baumaterialien, eine Fertigung vor Ort, die ohne schwere Maschinen auskommt, Konstruktionsverfahren mit geringem technischen Einsatz und die Einbeziehung der Bewohner in den gesamten Prozess. Kéré diskutiert mit ihnen seine Entwürfe, beschäftigt sie beim Bau – und schafft so Ausbildung und Identifikation mit den Häusern.
Die Bauten sind einfache Gebilde, ihnen liegen keine komplexen Grundrisse oder Schnitte zugrunde. Eine charmante Eigenart entwickeln sie durch die weit auskragenden doppelten Dächer: Über der luft- und manchmal auch lichtdurchlässigen Decke schwebt auf dünnen Stahlstäben die Wetterschutzhülle, meist aus Wellblech. Mit großem Überstand, um die Mauern zu schützen und Schatten zu spenden, aber vor allem wird so eine natürliche Klimatisierung erreicht, die warme Luft aus dem Innenraum kann nach oben entweichen. Es ist ein altes Prinzip, das eine neue Form gefunden hat.
Bei einer im vergangenen Jahr fertiggestellten Schule, dem Lycée Schorge in Koudougou, nahm er Anleihen bei einem traditionellen Architek­tur­element aus dem arabischen Raum. Schaft­förmige Windtürme mit einer Öffnung, die in die Hauptwindrichtung ausgerichtet ist, ragen weit über das Dach hinaus und sorgen für Luftaus­tausch.
Francis Kéré gilt als einer der wichtigsten Vertreter einer partizipativen, sozial engagierten Architektur. Er kann Menschen begeistern, sei es auf einer Baustelle in Afrika, sei es bei einem Vortrag in New York, Paris oder Madrid. Er führt keinen intellektuellen Diskurs, sondern entführt in eine hybride Welt aus west­li­chem Wissen, af­ri-kanischer Bautechnik, Gemeinsinn, Solidarität und Verantwortung. Es gibt den Begriff des Afropolitanismus, er bezeichnet Menschen mit afrikanischen Wurzeln, meist im Westen ausgebildet, die die Fähigkeit entwickelt haben, zwischen Kontinenten, Kulturen und Klassen zu wandern und zu vermitteln. Man darf gespannt sein, wie die Übertragung der in Afrika gemachten Bauerfahrungen nach Europa aussehen wird: Dieses Jahr wird Francis Kéré den Pavillon der Londoner Serpentine Gallery bauen und ein mobiles Theater im Hangar 1 des Tempelhofer Feldes als Satellit für die Berliner Volksbühne.

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