Ferne und nahe Architekturreisen
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin
Ferne und nahe Architekturreisen
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin
Reisen ist für Architektinnen und Architekten unerlässlich – Gebäude und Städte lassen sich nirgends besser als vor Ort studieren. Vor allem aber: Vor Ort Unbekanntes kennenzulernen, ist jedes Mal eine erfüllende, bereichernde Erfahrung, die lange durch den manchmal trüben Alltag oder die meistens grauere Heimat trägt.
Die Leipziger Architekten Ansgar und Benedikt Schulz schrieben uns im Herbst letzten Jahres eine E-Mail, anhängend Fotos, die sie in Paraguay aufgenommen hatten – Bilder von kraftvollen architekto-nischen Gesten, kräftigen Farben und hellem Licht, das die Präsenz der Materialien unmittelbar vor Augen führt. Ein Telefonat ließ die Begeisterung der beiden für das dort Gesehene schnell überspringen, und beim Treffen im „Weißen Salon“, dem Konferenzraum der Bauwelt-Redaktion, Anfang Dezember war es nicht weit zum Entschluss, mit einem Thementeil unseren Leserinnen und Lesern zumindest ausschnitthaft ihren Einblick in die gegenwärtige Architekturszene des südamerikanischen Landes zu vermitteln. Die Nähe von Benedikt Schulz zu diesem Thema wurzelt in seinem einjährigen Aufenthalt in Paraguay, mit dem er vor dreißig Jahre der Langeweile des Architekturstudiums an der RWTH Aachen entfloh – seine Einführung ist auch ein Rückblick auf damals Erlebtes und Gesehenes. Die Vorstellung von zwei herausragenden Neubauten – die Bischofskonferenz und die Gedenkstätte für eine Brandkatastrophe in einem Einkaufszentrum mit vielen Toten – sowie ein Blick auf konstruktive Experimente mit bewehrtem Ziegelmauerwerk sollten als Anregung genügen, sich auf eigene Faust weiter mit der Gegenwartsarchitektur in Paraguay zu beschäftigen.
Mächtig in die Länge
So weit wie die Brüder Schulz hatte Michael Kasiske zur Besichtigung des neuen Bürogebäudes am Rand der Berliner Halbinsel Stralau nicht zu reisen. Genaugenommen musste er für den Ortstermin mit Regine Leibinger und Lukas Weder vom Büro Barkow Leibinger nicht einmal eine Bezirksgrenze queren. Wir hatten ihn gebeten, das Haus für uns anzuschauen, weil wir das Werden des Gebäudes, das in den vergangenen Jahren unweit des Bahnhofs Ostkreuz in die Höhe, vor allem aber mächtig in die Länge wuchs, mit Neugierde verfolgt hatten, meist beim Vorbeifahren mit der Bahn. Von seiner kleinen Exkursion zurückgekehrt, konnte unser langjähriger Autor berichten, dass das Haus architektonisch mindestens so überzeugend ist, wie erwartet, programmatisch aber noch viel überzeugender hätte sein können, wenn nicht, ja, wenn nicht... Ach, lesen Sie ab Seite 46 besser selbst.
0 Kommentare