Freiraum und andere Räume
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin
Freiraum und andere Räume
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin
„Der öffentliche Raum soll die Welt retten“, bemerkt Anna Lundqvist, Partnerin im Landschaftsarchitekturbüro Man Made Land, etwas spöttisch, als wir auf die hohen Erwartungen zu sprechen kommen, die auf dem öffentlichen Raum lasten – als Problemlöser für eigentlich alles, was bei uns gerade schiefläuft. Gleichzeitig ist der Verteilungskampf um den knapper werdenden Freiraum in unseren Städten noch gar nicht richtig entbrannt – wenn man von den Geplänkeln um Fahrradspuren auf Autostraßen absieht. Auch wenn sie allein sicher nicht die Welt retten können – klar ist: Die Gestalter von öffentlichem und privatem Freiraum sollten längst eine Schlüsselposition innehaben bei der Beantwortung der Frage, wie sich unsere Städte verändern müssen, um den allseits bekannten Herausforderungen an ihre Zukunftsfähigkeit zu begegnen. Doch noch viel zu oft werden Landschaftsarchitekten erst dann zu Projekten hinzugezogen, wenn es, überspritzt gesagt, nur noch darum geht, die Flächen, die die Architekten übriggelassen haben, nutzbar zu machen. Hand aufs Herz: Wie viele Landschaftsarchitekturbüros fallen Ihnen, ohne lan-ge nachzudenken, überhaupt ein? Eben. Mit dieser Ausgabe wollen wir Ihnen – und uns selbst – ein wenig Nachhilfe geben in dem, was Landschaftsarchitekten so umtreibt. Wir stellen ein niederländisches Büro vor, das strikt interdisziplinär arbeitet, ein Berliner Büro, das an einer ganzen Reihe von Projekten beteiligt ist, über die man spricht, und die wichtigste französische Landschaftsarchitektin, der gerade der renommierteste Städtebaupreis ihres Landes verliehen wurde.
Cranko und Coppi
Raumkonzepte am Hang sind immer reizvoll. Stuttgart hat seine Hänge, und an prominenter Stelle oberhalb der beiden Staatsgalerien ist mit der John Cranko Schule von Burger Rudacs Architekten eine Anlage entstanden, die sich passend zum Ort in eindrucksvoller Weise abtreppt. Die einzelnen weißen Blöcke der Säle der renommierten Ballettschule mit großzügigem Tageslicht werden über eine sogenannte Magistrale verbunden, eine seitliche Erschließungs- und Kommunikationsachse. So ergeben sich zwei Eingänge, unten und oben, mit schlüssiger Zuordnung. Oben zum Internat, unten zur Probebühne mit 200 Zuschauerplätzen. Nur ein Block, aus gelben Ziegeln, entstand in Berlin-Karlshorst. Der Bau von Schulz und Schulz Architekten dient vor allem dem Schulsport. Neben dem seitlichen, zur Straße durchgehend großformatig verglasten Erschließungsgang ist das für ein solche Standardaufgabe ungewöhnliche Dach zu beachten: Drei flache Segmentbögen, wie der Boden der Erschließung ganz in Rot.
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