Bauwelt

Große Egos, neue Städte

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

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Der Fotoband „New Cities“ wird Anfang 2024 bei Lannoo Publishers in Belgien erscheinen.

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Der Fotoband „New Cities“ wird Anfang 2024 bei Lannoo Publishers in Belgien erscheinen.


Große Egos, neue Städte

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

In den meisten Staaten dieser Welt ist die jeweilige Hauptstadt und ihr Einzugsgebiet ein unverzichtbarer Wirtschaftsmotor. Den Hauptstadteffekt nennt man das. Sie ist aber auch das kulturelle Zentrum, Touristenattraktion, ein historisch relevanter Ort, fast immer die größte und bekannteste Stadt eines Landes. Oder eine Hauptstadt ist ganz einfach da, wo der Regierungssitz hin verlegt wird. Nach Planstädten der Moderne wie Chandigarh, Brasília oder Islamabad, entstand in den letzten dreißig Jahren allmählich eine neue Generation an Hauptstädten: Sie versprechen smart, nachhaltig und grün zu sein. Die Natur wird im wahrsten Sinne des Wortes ins Zentrum der Planung gestellt, sei es in Abuja, Astana, Nusantara oder Sejong. Es ist aber auch eine Generation der Hauptstadt des ambitionierten und hochmütigen Mannes. Ob Abdel Fattah al-Sisi, Nursultan Nasarbajew, Joko Widodo oder Roh Moo-hyn, die Präsidenten von Ägypten, Kasachstan, Indonesien und Südkorea setzten sich die Idee in den Kopf, zogen sie unbeirrt durch und verursachen für Jahrzehnte Staatsschulden. Das viele Male angebrachte Argument, die bisherige Hauptstadt müsse entlastet werden, geht allzu oft ins Leere. Aus Jakarta werden nur wenige ins entfernte Nusantara ziehen, Millionen von Menschen werden mit dem ansteigenden Meeresspiegel umgehen müssen, in Kairo kann sich kaum jemand die Mieten in der New Administrative Capital (NAC) leisten, und Sejong ist einfach nicht so attraktiv wie Seoul. Die Städte in diesem Heft haben viele Gemeinsamkeiten. Und so taucht auch ein Name das ein oder andere Mal auf: Mohammed Alabbar. Das Unternehmen Emaar des emi­ratischen Immobilienmoguls ist eine der größten Immobilienentwicklungsgesellschaften der Welt. Er finanziert große Teile der neuen ägyptischen Hauptstadt und Centenary City, eine neue Planstadt auf dem Hauptstadtterritorium von Abuja. In Indonesien buhlt man noch um seine Gunst.

25 Jahre nach dem Umzug

Wir schauen nicht nur in andere Länder und auf ihre Hauptstädte, sondern auch auf die Entwicklung in Deutschland. Vor fünfzig Jahren wurde Bonn offiziell die Hauptstadt der Bundesrepublik. Die Idee einer Grünen Mitte, wie sie in den neuen Hauptstädten umgesetzt wird, gab es schon für das Bundesdistrikt Gronau in Bonn. Bis 1999 tagte der Bundestag noch am Rhein, während man sich an der Spree fragte, wie und wo sich der Staat und die Regierung nach dem Mauerfall in Berlin präsentieren werden. Mit dem „Band des Bundes“ überzeugten Schultes Frank Architekten 1991, seitdem wird daran stetig weitergebaut. Wie zeigen sich heute das alte und das neue Regierungsviertel?

Bildsprache

Während unserer Recherche stießen wir auf den belgischen Fotograf Nick Hannes, der in den letzten zwei Jahren an seinem Fotoband „New Cities“ arbeitete und dafür um die Welt reiste. Die Fotoreportagen von neuen Hauptstädten zeigen Interaktionen von Menschen in ihrer urbanen Umgebung, bei denen Ironie, Mehrdeutigkeit und visuelle Metaphern eine wichtige Rolle spielen. Seine Bilder begleiten das Heft.
Eine neue Hauptstadt entsteht nicht ohne Plan. Bei den meisten Beiträgen war es uns möglich, die Masterpläne aus den einzelnen städtebaulichen Wettbewerben zu beschaffen – sie geben gute Einblicke in die jeweilige Planungskultur. Im Falle von NAC und Nusantara sind diese jedoch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich und so muss man mit Open Street Map, Renderings und eigener Vorstellungskraft vorliebnehmen.

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