Bauwelt

Guter Unterricht bewirkt Offenbarungen

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin

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    In der J1 Halle, direkt am Hafen von Marseille, entstand das Stadtmodell für die Studie von MVRDV und The Why Factory zur Manifesta 13.
    Foto: MVRDV, The Why Factory

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    In der J1 Halle, direkt am Hafen von Marseille, entstand das Stadtmodell für die Studie von MVRDV und The Why Factory zur Manifesta 13.

    Foto: MVRDV, The Why Factory

Guter Unterricht bewirkt Offenbarungen

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin

So kommentiert Kristiaan Borret, verantwortlicher Chef-Architekt von Brüssel, seine eigene Ausbildung und seine Erfahrungen beim Urban-Design-Studium im Barcelona der 90er Jahre unter Lehrern wie Manuel de Solà-Morales und Richard Sennett. Wie wird Städtebau und Stadtplanung heute an deutschsprachigen Hochschulen unterrichtet? Anstöße für dieses Heft gab es mehrere. An einer Reihe von Lehrstühlen, zum Beispiel in München, Zürich und Hannover findet gerade ein Generationenwechsel statt. Und in Aachen und Düsseldorf werden Lehrstühle mit neuer Orientierung eingerichtet – eine Chance für grundsätzliche Überlegungen zur Zukunft der Lehre.
Angesichts des rasanten Stadtwachstums und der aktuellen stadt- und baupolitischen Umbrüche im Zeichen von Digitalisierung interessierte uns noch eine zweite Frage. Die universitäre Forschung spielt in städtebaulichen Aufgaben in den letzten Jahren eine zunehmend größere Rolle – wie konkret wirkt sie hinein in das praktische Feld der Stadtentwicklung? Entsprechende Forderungen nach praxisbezogener Forschung werden immer häufiger von den Städten an „ihre“ vor Ort angesiedelten Hochschulen gestellt. Welche davon sind sinnvoll und welche behindern die Freiheit der Lehre? Es geht dabei auch um die unübersehbare Öffnung in den Fächern Urban Design, Städtebau und Stadtplanung: Die Lehre wird interdisziplinärer und emanzipiert sich weg von der Architektur hin zu den Sozial- und Digitalwissenschaften. Was bleibt dann im Kern die räumliche Aufgabe der Lehre, die verteidigt werden sollte?

Design Thinking

Die Autoren und Autorinnen dieses Heftes sind sich weitgehend einig: der städtebauliche Entwurf, das ziel- und wertorientierte Entwerfen steht heute ungefragt wie nie im Zentrum der Lehre. Research by design ist das Gebot der Stunde. Verwunderlich ist dies nicht: die Ressource Raum ist in den wachsenden Städten längst zum Kampfgebiet geworden, und die Frage nach den notwendigen Qualitäten dieser Räume ist dringlicher denn je.
Eine Erfahrung haben wir bei der Vorbereitung des Heftes gemacht: Architekten und Stadtplaner tun sich schwer mit philosophischer oder gar juristischer Genauigkeit; präzise Begriffsbestimmungen sind ihre Sache nicht. Das gilt insbesondere bei der in Mode gekommenen Verwendung von Urban Design, der wohl auch deshalb als Sammelbezeichnung für räumliche Planungs- und Entwurfstätigkeiten so beliebt geworden ist, weil er auf elegante Art und Weise auch die sozialwissenschaftliche Ausweitung der Lehre zulässt.
Aber verbergen sich hinter der englischen Übersetzung des Terminus Städtebau wirklich mehr Inhalte oder ist es schlicht eine Reaktion auf den Internationalisierungsdruck? Die TU Berlin etwa fasst den Begriff Städtebau in Klammern bei ihrer Masterbeschreibung: „Urban Design (Städtebau) ist ein Tätigkeitsgebiet im Schnittfeld von Architektur, Stadt- und Regionalplanung sowie Landschaftsplanung und Umweltgestaltung.“ Auffällig ist, dass dem Forschen eine deutlich höhere Priorität eingeräumt wird. Und dass die Komplexität und der Druck auf die wachsenden Städte, neue Lösungen auch in der Lehre erfordern. Das spiegelt sich auch in der großen Auswahl an Bachelor- und Masterstudiengängen: Urban Design, Urban Planning, Urban Development, Städtebau, Raumplanung, Stadtplanung, Urban Studies, Civic Design... Ob mit der größeren Forschungsleistung auch mehr Drittmittel für die Urban Design und Städtebaulehrstühle verbunden sind, bleibt eine Frage der Zukunft.

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