Bauwelt

Ist Ihnen Mode wichtig?

Jil Bentz wohnt und arbeitet in der oberen Etage ihres eigenen Projekts: Ein Neubau für das Weingut der Familie in Luxemburg. Sie wollte den ganzen Fragebogen beantworten. Ein Einblick in das Gespräch, geführt in ihrem mit Designklassikern bestückten Wohnzimmer

Text: Landes, Josepha, erlin

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    Im Spiegelkabinett: Bentz’ Cocktail-Kleid verbindet Geradlinigkeit und Verspieltheit. Auch ihr Erstlingswerk, das Weingut der Familie, entwickelte die Architektin streng konzeptionell; ...
    Foto: Studio Jil Bentz

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    Im Spiegelkabinett: Bentz’ Cocktail-Kleid verbindet Geradlinigkeit und Verspieltheit. Auch ihr Erstlingswerk, das Weingut der Familie, entwickelte die Architektin streng konzeptionell; ...

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    ... schimmernde Fassadenplatten und Terrazzo-Böden mit Kieseln der nahen Mosel, ...
    Foto: Studio Jil Bentz

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    ... schimmernde Fassadenplatten und Terrazzo-Böden mit Kieseln der nahen Mosel, ...

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    ... ergänzen den Bau um eine träumerische Ebene.
    Foto: Studio Jil Bentz

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    ... ergänzen den Bau um eine träumerische Ebene.

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    Auf dem EG aus Beton (darin Veranstaltungsräume des Weinguts) sitzt das Wohngeschoss als Holzständerbau auf. Es besteht aus neun gleichen, rechteckigen Räumen, die übereck mit Schiebetüren koppelbar sind. Die Garderobe befindet sich am Eingang.
    Foto: Studio Jil Bentz

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    Auf dem EG aus Beton (darin Veranstaltungsräume des Weinguts) sitzt das Wohngeschoss als Holzständerbau auf. Es besteht aus neun gleichen, rechteckigen Räumen, die übereck mit Schiebetüren koppelbar sind. Die Garderobe befindet sich am Eingang.

    Foto: Studio Jil Bentz

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    Blick auf die Terrasse vorm Wohnraum
    Foto: Studio Jil Bentz

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    Blick auf die Terrasse vorm Wohnraum

    Foto: Studio Jil Bentz

Ist Ihnen Mode wichtig?

Jil Bentz wohnt und arbeitet in der oberen Etage ihres eigenen Projekts: Ein Neubau für das Weingut der Familie in Luxemburg. Sie wollte den ganzen Fragebogen beantworten. Ein Einblick in das Gespräch, geführt in ihrem mit Designklassikern bestückten Wohnzimmer

Text: Landes, Josepha, erlin

Was verbindet Mode und Architektur?
Die Kunst.
Worin unterscheidet sich „Stil“ in Bezug auf Mode und Architektur?
Mode ist schnelllebiger.
Haben Sie stilistische Vorbilder?
Mit Mode beschäftige ich mich nicht genug, um das sagen zu können. In der Architektur ziehen wir (Sie arbeitet mit einem Büropartner, Anm. d. Red.) vieles aus Referenzen – von Palladio bis Shinohara, Hollein und Rossi – mischen sie und schaffen etwas Eigenes.
Gibt es einen einheitlichen Ansatz, wie Sie an Mode und Architektur herangehen?
Alles, was mir unterkommt, verwende ich für die Architektur. Dazu gehört jede Art von Kunst, auch die Mode. Dass ich mich persönlich weniger mit Mode auseinandersetze, liegt nicht da-ran, dass sie mich nicht interessiert, sondern ich habe mich entscheiden, meine Zeit anders aufzuteilen. Bei der Mode ist es bei mir wie mit der Architektur: ganz oder gar nicht.
Woran machen Sie fest, ob Ihnen etwas gefällt?
Mein Blick auf die Dinge entwickelt und verändert sich ständig weiter. Manchmal kommt es vor, dass mir etwas nicht gefällt, und wenn ich es dann mit einer gewissen „Brille“ betrachte – zum Beispiel, wenn ich die „Hejduk-Brille“ oder die „Stirling-Brille“ aufsetze – kann ich Potenzial darin sehen, und es gefällt mir schließlich doch.
Können Sie etwas dazu sagen, ob Ihre Ansätze etwas mit Ihrer Herkunft zu tun haben?
Der Entwurf spiegelt natürlich unter anderem wieder, wer ich bin, und da spielt meine Herkunft auch eine Rolle. Gleichzeitig hat die Art, wie ich denke und entwerfe, viel damit zu tun, was ich beim Studieren und Arbeiten in Großstädten wie Berlin, Lausanne, Montréal und New York mitgenommen habe.
Glauben Sie an einen universellen Begriff von Schönheit?
Ich glaube, Schönheit ist ein Begriff, der sich mit der Zeit ändert und von der Umgebung, in der man sich befindet, geprägt ist. Auch innerhalb einer Zeit und eines Raumes liegt Schönheit
im Auge des Betrachters.
Möchten Sie Schönes entwerfen?
Wir müssen dorthin zurückgehen, wo Ästhetik eine Rolle spielt, und man nicht behaupten muss, dass ein Gebäude nur funktional und nachhaltig sein muss. Funktionalität und Nachhaltigkeit sollten implizit sein, ein fester Bestandteil der Architektur. Durch die Form und die Gestaltung setzt der Architekt den Unterschied.
Gibt es in Ihrer Wahrnehmung eine Egal-Zone zwischen schön und hässlich?
Ich bin ein Mensch der Extreme. Ich würde behaupten, wenn etwas hässlich ist, ist es eigentlich egal, wie hässlich es ist. Die Egal-Zone fällt mir weniger auf. Schön und hässlich nehme ich bewusster wahr.
Wie wichtig ist Ihnen individueller Ausdruck?
Ich mag die Freiheit. Es gibt heute in unserer Kultur einen Raum für Andersartigkeit. Den zu nutzen, ist geradezu zum Stil geworden. Jeder kann sein, wie er will, alles geht. Ähnliches macht sich in der Architektur bemerkbar, vieles darf gemischt werden.
Welche Rolle spielt Ihr Äußeres im Arbeitsalltag als Architektin?
Die Wirkung einer Person drückt sich immer auch äußerlich aus, ob ich will oder nicht spielt das Äußere eine Rolle: ob Mann oder Frau, ob groß oder klein, ob gepflegt oder ungepflegt. Auch wie man sich bewegt, was man anhat, trägt zur äußeren Erscheinung bei. Es macht für mich Sinn, eine gewisse Vertrauenswürdigkeit, Stabilität und Selbstsicherheit auszustrahlen. Die Kunden nehmen viel Geld in die Hand, da hat keiner Lust, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der ausschaut, als würde er morgen den Job wechseln.
Kleiden Sie sich im privaten ähnlich wie im beruflichen Umfeld?
Im Prinzip schon. Ich versuche meine Kleidung so zu wählen, dass sie für viele Gelegenheiten angemessen ist. So wie das hier (Sie trägt ein schwarzes Seiden-Shirt mit kurz angeschnittenen Ärmeln und eine weite schwarze Leinenhose mit Bügelfalte, beides an der Taille gerafft, Anm. d. Red.). Ich mag das Shirt, weil die Ärmel etwas kürzer geschnitten sind. Das verleiht ihm eine gewisse Verspieltheit. Mir gefällt ein Outfit, wenn es simpel ist, aber gute Details und einen guten Schnitt hat.
Sind Ihnen Details wichtig, die kaum einer sieht? Wenn ja, wieso?
Mir sind Details wichtig. Für mich ist Architektur ein großes Ganzes, und muss in allen Maßstäben entworfen werden. Ich entwerfe Details so, dass man sie sieht, aber wer was sieht, kann ich nicht bestimmen. Ich denke, ein geschultes Auge wird die Details bewusst wahrnehmen, und ein Laie wird sich vielleicht etwas schwerer damit tun, zu verstehen, warum er das Gefühl hat, dass etwas sorgfältig und bewusst gefügt ist.
Haben Sie eine Stilentwicklung durchlaufen oder können Sie Auslöser für klare Stilveränderungen in Ihrem Leben benennen?
Eine Ausstellung von Braque in Paris hat mich zu Beginn meines Studiums sehr stark beeinflusst: Es war beeindruckend zu sehen, wie häufig er sich neu erfunden hat. Man spricht oft davon, dass es eine Gefahr ist, sich selbst als Referenz zu nutzen. Was damit gemeint ist, ist sich nicht weiterzuentwickeln, und auf dem zu ruhen, was für einen selbst gut funktioniert. Ich denke, das darf nicht passieren. Man muss sich dazu zwingen, sich immer wieder in Frage zu stellen und neu zu denken.
Bis jetzt, und bezogen auf mein Äußeres und auf meine Kleidung habe ich mich mit der Zeit mehr und mehr in eine natürlichere Richtung entwickelt: weniger Schminke, Naturhaarfarbe … Auch in Sachen Kleidung denke ich mit der Zeit immer besser verstanden zu haben, welche Schnitte und Farben mir stehen.
Bezogen auf die Architektur waren die Universitätswechsel und die damit verbundenen Umzüge in andere Städte sowie meine Reisen nach Italien und Japan von großer Bedeutung für meine Entwicklung.
Lässt sich über Geschmack streiten?
Auf jeden Fall. Wir suchen so lange, bis wir mit den Kunden einen gemeinsamen Nenner haben.
Haben Architekturschaffende in Ihren Augen eine kreative Art, sich zu kleiden?
Ich denke, es gibt unter Architekten einen unausgesprochenen, gemeinsamen Stil und man erkennt in vielen Fällen bereits an der Kleidung, ob jemand Architekt ist.
Sind Architekturschaffende von Perfektionsanspruch geplagt?
Wahrscheinlich schon, wobei ich nicht denke, dass das eine Plage ist. Es macht in meinen Augen Sinn, nach dem bestmöglichen Ergebnis zu streben. Ich glaube aber auch, dass eine gewisse Lockerheit wichtig ist auf der Suche nach Perfektion.
Was verstehen sie unter Perfektion?
Perfektion darf niemals angestrengt sein, sie muss sich in Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit ausdrücken. Gerne vergleiche ich das mit den Bewegungen einer Ballerina, die im besten Fall so leicht und schwerelos wirken, dass man denkt, es beanspruche keinerlei Kraft sie auszuführen. Das ist der Punkt der Perfektion.
Tragen Sie gern Schwarz?
Ja. In meinen Augen ist Schwarz sehr anpassungsfähig und vieldeutig.
Nutzen Sie Kleidung als Vehikel für Ihre Vorzüge oder versuchen Sie durch Mode, Makel zu verbergen?
Ich denke, es macht Sinn, im besten Fall Kleidung für Vorzüge und Makel gleichzeitig zu
benutzen. Ich freue mich immer, wenn ich ein Kleidungsstück gefunden habe, das beides kann.
Erinnern Sie eine Gelegenheit, zu der Sie falsch angezogen waren?
Ich hatte einmal ein erstes Bauherrengespräch mit einer Frau, die sehr elegant gekleidet war. Ich kam von der Baustelle und habe vielleicht nicht den gepflegtesten Eindruck hinterlas-sen. Das habe ich dann bei unserem zweiten Gespräch wieder richtiggestellt.
Investieren Sie gern in schöne Dinge?
Ja, vor allem in Möbel und Dinge, die ich jeden Tag brauche, wie zum Beispiel Gläser. Ich brau-che für jedes Getränk das richtige Glas, das ist eine kleine Obsession von mir.
Was bedeutet Hochwertigkeit für Sie?
Hochwertig ist für mich ein Gegenstand oder ein Kleidungsstück, an dem man lange Freude haben kann.
Wie verwahren Sie Ihre Kleidung?
In zwei großen, roten Schränken, die ich für den Raum, in dem sie stehen, entworfen habe. Beide Schränke stehen sich als geschlossene Körper mit je vier großen Türen gegenüber auf einem Stahlgestell. Die Schränke sind so entworfen, dass man, wenn man zwei Türen auf der einen, und zwei auf der anderen Seite öffnet, in einem Spiegelkabinett steht.
Was bedeutet für Sie Kontext bei der Wahl Ihrer Kleidung?
Wetter, Raum, Anlass und Personen
Wann hat Sie zuletzt der Anblick einer Mode-sünde geschmerzt?
So weit geht es bei mir nicht.
Gibt es Gebäude, die Sie nicht anschauen können?
Es gibt Gebäude, die mich sehr verärgern: aussagelose, profitorientierte Körper ohne Bezug zum Kontext. Ich denke da vor allem an die weiß-grauen Wohnblöcke, Apartmenthäuser, die in Luxemburg in vielen Orten der Reihe nach aus der Erde sprießen.
Welches Kleidungsstück verbinden Sie mit einer positiven Erinnerung?
Das Kleid, das ich für den Cocktail meiner Hochzeit getragen habe. Es war ein Statement-Kleid. Für mein Hochzeitskleid hingegen hätte ich mich ebensoviel trauen sollen. Es war ein sehr schönes, schlichtes und zeitgenössisches Kleid, aber ein gewisses „Bähm“ hat gefehlt.
Was war das für ein Cocktail-Kleid?
Beide Kleider waren von Kaviar Gauche. Für den Cocktail trug ich einen weißen Jumpsuit aus Seide mit Beinen bis in die halbe Wade. Er hat schmale Träger und vor dem Brustkorb einen aufgesetzten Tüll-Akzent. Es ist ein sehr feines und zartes Kleid.

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