Bauwelt

Ist Recycling in der Mode und in der Architektur für Sie vergleichbar?

Mit einem vielfältigen Portfolio von Ausstellungsarchitektur bis zur Stadtplanung hat sich das Osloer Architekturbüro mopo vor allem auf Sanierung und Erweiterung von Bestand spezialisiert. Siri Moseng und Kaja Bergliot Poulsen über Geschmack und die Bedeutung der Ästhetik in ihrer Arbeit

Text: Martinelli, Noemi, Oslo

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    Gebrauchsspuren, Holz und viel Second-Hand: Kaja Bergliot Poulsen ...
    Foto: mopo

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    Gebrauchsspuren, Holz und viel Second-Hand: Kaja Bergliot Poulsen ...

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    ... und Siri Moseng schätzen Patina, zuhause und in ihren Projekten.
    Foto: mopo

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    ... und Siri Moseng schätzen Patina, zuhause und in ihren Projekten.

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    Mit „1938 + 2023“ erweiterte und sanierte mopo ein modernistisches Holzwohnhaus in Oslo von 1938. Das Projekt gewann 2023 den Preis der Osloer Architektenvereinigung.
    Foto: Einar Aslaksen

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    Mit „1938 + 2023“ erweiterte und sanierte mopo ein modernistisches Holzwohnhaus in Oslo von 1938. Das Projekt gewann 2023 den Preis der Osloer Architektenvereinigung.

    Foto: Einar Aslaksen

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    Über der Garage liegen eine kleine Wohneinheit für Besuch und ein Tanzstudio.
    Foto: Einar Aslaksen

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    Über der Garage liegen eine kleine Wohneinheit für Besuch und ein Tanzstudio.

    Foto: Einar Aslaksen

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    Im Anbau befindet sich ein Schreib- und Musikzimmer, darüber der geräumige Koch- und Essbereich.
    Foto: Einar Aslaksen

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    Im Anbau befindet sich ein Schreib- und Musikzimmer, darüber der geräumige Koch- und Essbereich.

    Foto: Einar Aslaksen

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    Das Bestandshaus genügte den räumlichen Bedürfnissen der dort lebenden Familie nicht, mopo stockte auf und baute an. Dabei ordnen sich die neuen Strukturen dem Bestand unter; sie sind vom Garten aus sichtbar.
    Foto: Einar Aslaksen

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    Das Bestandshaus genügte den räumlichen Bedürfnissen der dort lebenden Familie nicht, mopo stockte auf und baute an. Dabei ordnen sich die neuen Strukturen dem Bestand unter; sie sind vom Garten aus sichtbar.

    Foto: Einar Aslaksen

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    Foto: Einar Aslaksen

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Ist Recycling in der Mode und in der Architektur für Sie vergleichbar?

Mit einem vielfältigen Portfolio von Ausstellungsarchitektur bis zur Stadtplanung hat sich das Osloer Architekturbüro mopo vor allem auf Sanierung und Erweiterung von Bestand spezialisiert. Siri Moseng und Kaja Bergliot Poulsen über Geschmack und die Bedeutung der Ästhetik in ihrer Arbeit

Text: Martinelli, Noemi, Oslo

Möchten Sie etwas Schönes entwerfen?
Kaja Bergliot Poulsen Ja. Das ist eine völlig ehrliche Tatsache.
Entwerfen Sie nach einem „Stil“?
Siri Moseng Als Konzept finden wir „Stil“ eher problematisch.
Kaja Bergliot Poulsen Ich glaube, das gilt generell für Architekturschaffende – die Abneigung, sich in eine bestimmte Kategorie einordnen zu lassen. Wir sprechen lieber von Ausdruck.
Siri Moseng Jedes einzelne Projekt muss vielmehr an den Kontext und den Empfänger angepasst werden. Nach dieser Tradition arbeiten wir.
Welche Bedeutung hat für Sie das Wort „Stil“ in Bezug auf Mode?
Kaja Bergliot Poulsen
Es ist etwas einfacher, über den Kleidungsstil als über Architekturstil zu sprechen.
Siri Moseng Vielleicht hat es mit Vergänglichkeit zu tun. In gewisser Weise ist Kleidung nachsichtiger: Über Stil in der Architektur zu sprechen, ist vielleicht entmutigender, denn er könnte in zehn oder fünfzehn Jahren überholt sein.
Kaja Bergliot Poulsen Der Albtraum einer je­den Architektin: etwas entwerfen, das in Mode ist.
Siri Moseng Gleichzeitig tun wir es alle. Wir waren ziemlich überrascht von der Aufmerksamkeit, die eins unserer neuesten Projekte erhielt, weil wir dachten, wir hätten die ganze Zeit schon so gearbeitet, aber plötzlich war es, als ob wir irgendeinen Zeitgeist getroffen hätten. Mittlerweile ist es zum Beispiel legitim, Farbe zu verwenden. Daher ist das Konzept des Stils ziemlich faszinierend, weil Architekten vielleicht etwas Angst davor haben, es zu diskutieren. Gleichzeitig glaube ich auch nicht, dass man sich ihm entziehen kann.
Welche Verbindung sehen Sie zwischen Mode und Architektur?
Siri Moseng
Ich glaube, dass sowohl bei Kleidung als auch in der Architektur die Wahl des Mate­rials entscheidend ist, da sie bestimmt, was geformt werden kann. In der Anfangsphase eines jeden Projekts priorisieren wir konsequent die Materialauswahl und entwickeln eine Palette.
Kaja Bergliot Poulsen Wir legen generell großen Wert auf Handwerkskunst. Wie Dinge gestrickt, gewebt, genäht, wie sie ausgeführt werden.
Welche Rolle spielt Dekoration für Sie?
Kaja Bergliot Poulsen
Es ist ein schönes Wort – wir als Menschen haben unseren Körperbau, den wir umhüllen, in der Architektur bekleidet die Fassade die Konstruktion; jeweils bedingt das Innere das Äußere. Im Wesentlichen schmücken wir uns. Das Klischee besagt, dass Architekturschaffende sich in Schwarz mit einfachen Details und ohne Muster kleiden. Damit identifizieren wir uns nicht besonders.
Tragen Sie Second-Hand-Kleidung?
Siri Moseng Ja, davon tragen wir beide ziemlich viel.
Und Sie haben intensiv mit alten Häusern gearbeitet.
Siri Moseng Seit vielen Jahren, vor allem weil es die Art von Projekten ist, die reinkam. Aber erst in den letzten Jahren ist den Menschen klar geworden, dass die Arbeit mit den „hässlichen“ Häusern aus den Sechziger- und Siebzigerjahren nachhaltig oder sogar wertvoll ist.
Kaja Bergliot Poulsen Vor zwanzig Jahren gab es dafür nicht viel Anerkennung.
Ist Recycling in der Mode und in der Architektur für Sie vergleichbar?
Siri Moseng Der Abriss eines Hauses hat sicherlich schwerwiegendere Folgen als das Weg­wer­­fen eines Kleidungsstücks, aber auch der ständige Kauf neuer Kleidung hat erhebliche Auswirkungen. Bei unserer Arbeit stoßen wir auf Widerstand gegen den Erhalt, weil es oft viel bil­liger ist, einfach alles abzureißen. Welchen Wert hat Erhaltung? Er liegt darin, etwas, das vor langer Zeit entstand, in unsere Zeit zu tragen. Wenn
alles um uns herum ständig neu aufgebaut wird, kommt uns die Geschichte abhanden. Ich denke, das gilt auch für Kleidung. Der Grund, warum Menschen Vintage-Kleidung wollen, ist, dass sie sich individuell anfühlt, dass sie Geschichte hat.

Kaja Bergliot Poulsen Aber nicht alles ist Vintage; manche Dinge sind einfach nur gebraucht und vielleicht aus einer schlechten Zeit, daher ist es nicht so einfach, sie wiederzuverwenden – das merken wir bei Häusern. Manche haben eine viel höhere Qualität und es ist einfacher und viel inspirierender, mit ihnen zu arbeiten.
Entspricht die schlechte Ära der Mode derjenigen der Architektur?
Siri Moseng
Das Schlimmste sind definitiv die 1990er und 2000er Jahre. Alles besteht aus Pappe, Gips und sehr billigen Konstruktionen. Zu diesem Zeitpunkt begann ein starker Konsum von Fertighäusern, ähnlich der zu dieser Zeit einsetzenden Dynamik in Modebranche.
Kaja Bergliot Poulsen Wir haben auch mit einem Fertighaus gearbeitet, für das wir einen Anbau geplant haben. Es war eine tolle Aufgabe, herauszufinden, was es erst durch seine Erweiterung lösen konnte.
Was bedeutet es, schlecht angezogen zu sein?
Siri Moseng
Ich denke, was dem Auge wirklich wehtut, ist das völlig falsche Kleidungsstück am falschen Menschen. Es ist wie bei Dingen, die einfach aufeinanderprallen. Ich glaube nicht, dass das viel mit Stil zu tun hat.
Kaja Bergliot Poulsen Es ist vielleicht ein Missverständnis des Kontexts.

Lässt sich das auf die Architektur übertragen?
Siri Moseng Es gibt viel, was das Auge irritiert. Oft ist es die schnelle Entwicklung, die dazu führt, dass die Dinge einfach nicht zusammenpassen.
Kaja Bergliot Poulsen Dann müssen Menschen in schlechten Gebäuden leben.
Was bedeutet für Sie Kontext bei der Wahl Ihrer Kleidung?
Siri Moseng
Der Umgebung angemessen gekleidet zu sein, ist gut. Aber auch etwas auszuwählen, das man sich in dem Umfeld oder dem Raum, in dem man sich befindet, visuell vorstellen kann. Das machen wir beide in gewissem Maße.
Kaja Bergliot Poulsen Und während man an einem Projekt arbeitet, beginnen dessen Themen, die Wahl der Kleidung zu beeinflussen, beispielsweise in Textur, Farben und Materialauswahl.
Kann man über Geschmack streiten?
Siri Moseng Ja, wenn wir nicht unsere gesamte Bildung untergraben wollen. Schönheit und Ästhetik werden oft vernachlässigt, sind aber in unserem Beruf von entscheidender Bedeutung. Ästhetik wird oft durch Argumente verschleiert, sodass es keinen Raum für Meinungsverschiedenheiten gibt. Ein älterer Architekt, den wir kennen, sagte einmal: „Ich habe angefangen, zu meinen Kunden zu sagen, das Projekt würde wunderschön“, und viele von ihnen entspannen sich einfach, wenn sie das hören. Über Schönheit zu sprechen, ist eine echte Mission.
Kaja Bergliot Poulsen Man muss auch versuchen, sie zu erreichen. Das ist wahrscheinlich das, was alle wollen: etwas Schönes schaffen.
Siri Moseng Aber das klingt jetzt ein bisschen klischeehaft, kein wirklich qualifizierter Begriff. Über „Schönheit“ zu diskutieren, stärkt also nur unseren Berufsstand. Intuition ist auch sehr wichtig, also sich erlauben zu können: „Ich weiß, dass es schön sein wird.“

Aus dem Englischen von Caroline Kraft

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