Orientalische Säulen, Verspiegelungen und Sandwichpaneele
Acht Gebäude in Taschkent, die seit den frühen 1990er Jahren neu errichtet oder in dieser Zeit umgebaut und karimowisiert wurden.
Text: Fedorov, Alexander
Orientalische Säulen, Verspiegelungen und Sandwichpaneele
Acht Gebäude in Taschkent, die seit den frühen 1990er Jahren neu errichtet oder in dieser Zeit umgebaut und karimowisiert wurden.
Text: Fedorov, Alexander
Turkestan-Palast
Architekt: Yuri Khaldeyev et al.
Fertigstellung: 1993
Architekt: Yuri Khaldeyev et al.
Fertigstellung: 1993
In architektonischen Kreisen Taschkents gilt der 1993 fertig gestellte Turkestan-Palast als das erste große öffentliche Gebäude, das nach der Unabhängigkeit errichtet wurde. Die Idee für ein Gebäude an diesem Ort selbst reicht jedoch bis in das Jahr 1967 zurück. Das Gebäude mit den riesigen Stalaktiten (Muqarnas) an der Fassade diente als Vorbild für weitere Veränderungen in der Architektur Taschkents und Usbekistans.
Das Büro des Architekten Farkhad Tursunov wurde mit einer Entwurfsoptimierung des Theaters betraut. Die blaue Decke des Zuschauerraums wurde mit Schnitzereien, Blattgold und Reliefmalerei verkleidet. Über der Lobby und dem Foyer befindet sich ein plastisches Wandbild: eine aus Gips nachgeformte türkische Palastfassade mit einem Relief des Glücksvogels Humo und einem darüber thronenden Panorama der historischen Stadt Turkestans. Die Schwere, die durch die übermäßige Dekoration noch verstärkt wird, hat den Palast zu einem Klassiker der zeitgenössischen Architektur Usbekistans gemacht. Bei der feierlichen Eröffnung des Gebäudes bemerkte Islam Karimow: „Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass sich die Architektur im ganzen Land entfaltet, dass alle regionalen Zentren solche majestätischen Paläste wie diesen haben. Damit unser Land ein schönes, freies, gerechtes Land ist, damit die für das Volk nützlichen Gebäude nach unserem Tod Bestand haben, damit wir unseren Nachkommen ein freies und gutes Vaterland hinterlassen.“ An solchen Worten lässt sich erahnen, wie sehr Karimow die Baukunst für seine politische Ideologie nutzte.
Timuriden-Museum
Architekt: Abdukahar Turdiev et al.
Fertigstellung: 1996
Architekt: Abdukahar Turdiev et al.
Fertigstellung: 1996
Anfang der 1990er Jahre suchte die junge Republik in der Phase einer ideologischen Neuausrichtung einen historischen Anknüpfungspunkt. Als Held der Nation wurde Amir Temur (Tamerlan) auserkoren, ein zentralasiatischer Staatsmann mit mongolischen Wurzeln und brutaler Kriegsführung. In seiner Regierungszeit im späten 14. Jahrhundert erblühten die Wissenschaften und Künste auf dem Gebiet des heutigen Usbekistan zu einer Hochkultur. Vor diesem Hintergrund ließ Karimow ein Reiterdenkmal Amir Temurs auf dem gleichnamigen Platz errichten. Seit der städtebaulichen Anlage hat dieser Ort eine besondere Bedeutung in Taschkent, da hier jede Generation ihre eigenen Denkmäler errichtete – Symbole der wechselnden politischen Zeiten. Dynamisch, vor allem von Süden aus betrachtet, steht das Reiterstandbild auf einem Sockel aus rotem Marmor und ist in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Von dort aus ist die Skulptur mit ihrer erhobenen rechten Hand, mit dem selbstbewussten Schritt des Pferdes und mit den Worten „In der Gerechtigkeit liegt die Kraft“ auf dem Sockel deutlich zu sehen. In nordwestlicher Nachbarschaft befindet sich eines der ideologisch bedeutendsten öffentlichen Gebäude des Landes: das Temuriden-Museum. Dort hat der Architekt Turdiev die Kuppel des Gur-Emirs-Mausoleums (das Grab Tamerlans) aufgegriffen. Die Proportionen der Kuppel und des 20-säuligen Aiwan, der das Gebäude umrahmt, sind horizontal gestreckt. Die Höhe der Kuppel beträgt dreißig Meter, ihr Durchmesser 24 Meter. Im Innenraum der Kuppel befindet sich ein riesiger Kronleuchter. Das Gewölbe der Kuppel ist wie bei der Decke des Turkestan-Palasts mit vergoldeter Reliefmalerei auf blauem Grund betont, was an die Tradition der Till-Kari-Medrese in der Stadt Samarkand anknüpft. In der Ausstellungshalle bildet ein Triptychon mit Amir Temur den Hauptakzent. Das Temuriden-Museum steht in seiner Architektur und Innenausstattung der usbekischen Volksarchitektur nahe.
Internationaler Forum-Palast
Architekten: Azamat Tokhtaev, Umirzak Rakhimov et al.
Innenarchitekten: Ippolito Feitz Group | Fertigstellung: 2009
Architekten: Azamat Tokhtaev, Umirzak Rakhimov et al.
Innenarchitekten: Ippolito Feitz Group | Fertigstellung: 2009
Für das zweifelsohne monumentalste Gebäude in Usbekistan wurde 2008 der Erlass „Über den Bau des Palastes der Foren in Taschkent“ beschlossen. Ein Jahr später wurde der eine Milliarde US-Dollar teure Bau bereits eröffnet. Am Amir-Temur-Platz war dazu ein trapezförmiges Grundstück von 2,7 Hektar freigeräumt worden. Der Veranstaltungskomplex erhebt sich etwas unproportioniert über seine Umgebung und misst 112 x 86 Meter. Die zentrale Halle hat eine Kuppel mit über fünfzig Metern Durchmesser. Sie ist mit weißem Marmor verkleidet und endet mit einer Skulptur von Störchen. Der erste Teil des Palastes, der der Khorezm-Straße zugewandt ist, umfasst einen repräsentativen Bereich mit einer Lobby, einem Konferenzsaal mit 300 Plätzen und zwei kleineren Sitzungssälen. Der Bankettsaal mit ebenfalls 300 Plätzen und einer Bühne ist mit allem ausgestattet, was für die Organisation von Großveranstaltungen erforderlich ist. Der zweite Teil, der auf den Amir-Temur-Platz blickt, ist ein Konzertbereich mit einem Saal mit 2200 Plätzen und den erforderlichen Nebenfunktionen. Die Fassaden des Palastes sind mit einer Kolonnade aus Pilastern mit Halbsäulen und Eckmarmorplatten mit Ornamenten aus Keramik verziert. Die Außentreppen bestehen aus rotem, der Sockel aus schwarzem Granit. In den Innenräumen, die sich durch zurückhaltende Formen und helle Farbtöne auszeichnen, kommen hochwertigste Materialien zum Einsatz: weißer und grüner Marmor, Tapeten mit Silbereinlagen, Holzparkett, Teppiche und Keramikfliesen. Traditionelle Handwerksarbeiten wie Gipsschnitzereien und Reliefmalerei fehlen nicht. Der Portikus und die Paneele sind mit Buntglasfenstern aus grauen Aluminiumprofilen und blau getöntem Glas durchsetzt.
Ein Gebäude mit ähnlichem Volumen und ähnlichen Abmessungen wurde bereits im Generalplan von 1965 vorgestellt. Kurz nach dem Erdbeben wurde dieser korrigiert, und im Zentrum von Taschkent war kein Platz mehr für ein solches Gebäude. Der Internationale Forum-Palast nimmt jetzt den Platz ein, den der sowjetische Generalplan vorgesehen hatte. Das Gebäude gilt als das Opus magnum des architektonischen Stils der Ära von Präsident Karimow. Um die Bedeutung zu unterstreichen, wurden die mehr als hundert Jahre alten Bäume auf dem Platz davor innerhalb von wenigen Tage gefällt. Der Parkplatz gleicht jetzt einer verlassenen Steppenlandschaft. Dort wurde ein einheimisches Nadelgehölz, die Archa, gepflanzt. Die Bäume verbrannten unter der sengenden Sonne, obwohl für deren Schutz weiße kegelförmige Zelte errichtet worden waren – was zunächst wie eine Kunstinstallation aussah.
Der Internationale Forum Palast setzte die Tradition fort, die in den 1980er Jahren mit dem Bau des Palastes der Völkerfreundschaft begonnen wurde: ein Gebäude, dass trotz seiner Pracht schnell seine Funktionen verlor und die enormen Baukosten nicht rechtfertigte.
Oliy Majlis Parlament
Architekt: Valeriy Akopjanyan (Taschniigenplan)
Fertigstellung: 1997
Architekt: Valeriy Akopjanyan (Taschniigenplan)
Fertigstellung: 1997
Eines der frühesten Gebäude der Karimow-Ära war Oliy Majlis (Oberste Versammlung) auf dem Gelände des Alisher-Navoi-Nationalparks in Taschkent. Es ist Teil eines architektonischen Ensembles, zu dem auch der Palast der Völkerfreundschaft, die Abul-Kasim-Medrese und der Alisher-Navoi-Gedenkkomplex gehören. Das Gebäude mit quadratischem Grundriss und einer Seitenlänge von 86 Metern ist von einer Kolonnade umgeben und wird von einer Kuppel überragt. Das Herzstück ist der Große Sitzungssaal, ein kreisförmiges Amphitheater für 500 Abgeordnete und Gäste. Die Galerie auf der zweiten Ebene des Saals enthält Sitzplätze für die Presse und Medienvertreterinnen. Die Arbeitsräume, die mit der Tätigkeit des Oliy Majlis zusammenhängen, befinden sich im Untergeschoss und an den Rändern des zweiten und dritten Obergeschosses. Die Hauptfassade ist auf die Allee der Völkerfreundschaft ausgerichtet und wird durch das Relief des Platzes, die breite Treppe und den Wasserspiegel des Wasserbeckens hervorgehoben. Das strahlende Weiß der kanellierten Säulen kontrastiert mit dem goldenen Hintergrund der durchgehenden Verglasung, wodurch ein klares grafisches Muster der Architektur entsteht. Die strenge Monochromie der Fassade unterstreicht die leuchtende Farbigkeit der gewellten Kuppel. Die Innenseite der Kuppel ist von Volksmeistern und Künstlern des Vereins Usto bemalt. Die Halle wird durch einen großen Kristalllüster „Usbekistan-1“ geschmückt, der von der Werkstatt Mikond hergestellt wurde. Granit, Marmor, Edelhölzer, vergoldete Bronze, Keramik und andere Materialien werden für die Dekoration des Gebäudes verwendet. Heute beherbergt das Gebäude die untere gesetzgebende Kammer des Oliy Majlis der Republik Usbekistan.
Hauptbahnhof Taschkent
Architekt: L. Travyanko et al.
Fertigstellung: 1968
Architekt: L. Travyanko et al.
Fertigstellung: 1968
Der erste Bahnhof von Taschkent wurde 1899 mit der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie zwischen Taschkent und Krasnowodsk (heute: Turkmenbaschi) gebaut. 1906 wurde die Eisenbahnlinie zwischen Taschkent und Orenburg eröffnet, die Taschkent mit Russland und den Ländern des eurasischen Kontinents verband. Mitte der 1950er Jahre genügte der Bahnhof nicht mehr den Anforderungen der Stadt. Ein zweiter Bahnhof wurde gebaut. Das alte Gebäude wurde nicht abgerissen, sondern seine Fragmente wurden in den Komplex des neuen Bahnhofs integriert, wobei die historischen und neuen Teile miteinander kombiniert wurden. Diese neuartige Lösung war der architektonischen Praxis um Jahrzehnte voraus. Die Ideen der modernistischen Architektur (die bandförmige Verglasung der Fassade) kamen deutlich zum Ausdruck. Innenhöfe und Erholungsräume mit Vordächern auf dem Dach boten Schutz vor der Sonne. Türkisfarbene Keramikfliesen kühlten das Gebäude optisch ab. Ausladende Vordächer, die vom zentralen Eingang über die Durchgänge zu den Seitenschiffen abzweigen, machten die Komposition der Hauptfassade einzigartig. Die Architekten schufen ein Werk, das Taschkent entsprach, da sie das Gebäude perfekt an das lokale Klima angepasst haben. 1966 zerstörte das Erdbeben die alten Strukturen, und der südliche Teil des Bahnhofs wurde 1968 als Neubau errichtet. Die der Sonnenseite zugewandte Fassade besticht durch den Rhythmus des Sonnenschutzgitters und des ausdrucksstarken Kunststoffdachs. Auch der Bahnhofsplatz wurde aktiv umgestaltet. Zwischen 2000 und 2010 wurde der Bahnhof zweimal im orientalischen Karimow-Stil umgebaut, wodurch der modernistische Teil des Gebäudes verloren ging. Es ist nicht bekannt, wie reversibel diese Rekonstruktionen für das einst ikonische Bauwerk von Taschkent sind. Der neue Stil des Bahnhofs ist eine sehr kontrastreiche Kombination aus Aluminium-Oberflächen, blauem Glas in den Gewölben der östlichen Bögen und scheinbar fremden Keramikplatten, die die Keramik alter architektonischer historischer Ensembles wie der Medrese Kukeldasch kopieren. Die Kombination dieser Elemente aus Formen und Materialien wirkt so unharmonisch und unnatürlich, dass sie bei vielen Ablehnung hervorruft. Hinzu kommt, dass all diese Scheindekoration zwangsläufig die Zerstörung bisheriger Lösungen an der Fassade und in der Gebäudestruktur bedeutet. Die verschiedenen Sonnenschutzelemente aus Beton, die für die Energieeffizienz des Gebäudes wesentlich sind, werden demontiert und durch schwarz, blau oder goldfarben getöntes Glas ersetzt. Das Gebäude muss seitdem mit aufwändiger Technik klimatisiert werden. All diese Maßnahmen entbehren jeglicher Logik und wirken wie eine völlige Entgleisung des architektonischen und technischen Denkens.
Restaurant Zarafshan Mall
Architekten: Vladimir Spivak, Rustam Memetov et al.
Fertigstellung: 1974
Architekten: Vladimir Spivak, Rustam Memetov et al.
Fertigstellung: 1974
Eines der ersten Gebäude, das unter dem Chaos der 1990er Jahre und dem Übergang zur geplanten Marktwirtschaft litt, war der Restaurantkomplex Zarafshan. Er wurde an zahlreiche Pächter übergeben, die den großen Block in einzelne Sektoren sowie Nebengebäude aufteilten und den Komplex in Räumlichkeiten für verschiedene Arten von damals modernen Unterhaltungseinrichtungen aufteilten: Clubs, Bars, Cafés mit Fast Food, Spielautomatenhallen und andere Einrichtungen. Die prächtigen Leuchtreklamen mit der Aufschrift „Restaurant Zarafshan“ wurden demontiert, Beton und die Bodenfläche wurden mit hellen Fassadenplatten in lachsroten Streifen verkleidet. Zwischen den Pfeilern des Erdgeschosses wurden Aluminium Doppelglasfenster in roter Farbe eingesetzt, das Gebäude erhielt temporäre Strukturen, Erweiterungen, Pavillons. Rampen wurden in gewöhnliche Treppen umgewandelt, später kamen schmiedeeiserne Geländer hinzu, die in keiner Weise dem allgemeinen Stil des Gebäudes und der neuen grellen Dekoration entsprachen. Die skulpturale Form und das Volumen des Gebäudes wurden aufgebrochen.
Im Jahr 2010 fand ein weiterer Umbau statt, der die Ästhetik der Karimow-Ära in den Komplex brachte. Jetzt ist er von Arkaden mit Granitsäulen und vergoldeten Kapitellen umgeben; die Räume unter den an den Säulen hängenden Volumina des ersten Stocks wurden zugebaut, wodurch das Gebäude seiner ursprünglichen Leichtigkeit und Dynamik beraubt wurde. Auch die Innenräume des Gebäudes wurden mit allerlei Verzierungen versehen, die zumeist traditionelle usbekische Schnitzereien imitieren. Man kann mit gutem Gewissen sagen, dass das Gebäude verloren gegangen ist; vielleicht sind nur die tragenden Strukturen in diesem Gebäude original geblieben. Dies zeigt einmal mehr, dass der Neoklassizismus der Karimow-Ära im Wesentlichen eine Täuschung und eine Nachahmung von Prunk und Luxus ist, nicht nur in der Konzeption, sondern auch in der Anwendung, mit unverständlichen Überschneidungen und phantomhaften historischen Bezügen.
Haus der Ministerien
Architekt: Boris Mezentsev, Boris Zaritsky et al.
Fertigstellung: 1974
Architekt: Boris Mezentsev, Boris Zaritsky et al.
Fertigstellung: 1974
Die Zwillingsgebäude der sowjet-usbekischen Ministerien mit dem am Sockel angrenzenden Iskra-Kinogebäude, einem der besten Beispiele der Sowjetmoderne in Taschkent, waren eine Hommage an den Komplex des brasilianischen Nationalkongresses des Architekten Oscar Niemeyer. Eine verglaste Fassade mit aufklappbarem Sonnenschutz aus Betonelementen, „orientalische“ Muster an den Stirnseiten aus blauen und türkisfarbenen Keramikfliesen – diese Elemente verliehen den strengen Formen eine usbekische Identität. Breite Rampen, ein kaskadenförmiger Springbrunnen und Wasserflächen, in denen sich die Gebäudevolumen spiegelten, waren weitere Eigenschaften dieses repräsentativen Hochhauses. Außerdem verfügte der Bau über eine Aussichtsplattform auf dem Dach, von der aus man die Stadt überblicken konnte. Ein Eiscafé und das Kino machten den Regierungsplatz zugleich zu einem lebendigen öffentlichen Raum für die Bürger und Bürgerinnen. Durch den umfassenden Umbau im Jahr 2006, der durch Terroranschläge 1999 veranlasst wurde, veränderten sich die Proportionen und Fassaden der Gebäude so radikal, dass das Original heute entstellt ist. Die zwanzig-geschossigen Zwillingsgebäude wurden um sechs Etagen gekürzt und die Pandscharas (Sonnenschutzelemente) abgebaut. Das Iskra-Kino wurde abgerissen, und an seiner Stelle wurde ein achtgeschossiges Gebäude errichtet. Die Fassaden wurden mit weißen Granitfliesen, schwarzem Glas und imitierten Aluminiumsäulen verkleidet. Der Komplex erhielt ein unpersönliches und neutrales Erscheinungsbild und stand von da an in starkem Kontrast zu den umliegenden Gebäuden. Es ist weder konzeptionell noch kompositorisch mit anderen Gebäuden auf dem Unabhängigkeitsplatz verbunden und fügt sich nicht in die architektonische Landschaft ein. Das führt leider zur Auflösung der gesamten Struktur des Platzes und zerstört das architektonische Ensemble. Schwer vorstellbar, dass so ein Gebäude eines Tages zu einem Baudenkmal wird. Zurzeit wird es übrigens erneut umgebaut. Der Platz selbst hatte seine frühere Funktion als Paradeplatz aus der Sowjetzeit längst eingebüßt und wurde in eine Parkanlage mit Springbrunnen und Grünflächen umgewandelt. Aber seit dem Verschwinden des Cafés und der Bibliothek ist er völlig verödet.
Gebäude der Präsidialakademie für öffentliche Verwaltung
(vormals: Haus der Verbraucherkooperation)
Architekt: Fedir Borovik et al. | Fertigstellung: 1974
(vormals: Haus der Verbraucherkooperation)
Architekt: Fedir Borovik et al. | Fertigstellung: 1974
Das Republikanische Haus der Verbraucherkooperation Usbekistans – ein beeindruckendes 15-geschossiges Gebäude – wurde 1974 errichtet. Es wurde von Kyjiwer Spezialisten unter der Leitung von Fedir Illitsch Borowik als Teil des Wiederaufbaus von Taschkent nach dem Erdbeben von 1966 entworfen. Borowik war zwanzig Jahre später auch verantwortlich für den Bau von Slawutytsch als Ersatz für das durch die Atomkatastrophe verseuchte Prypjat in der Nordukraine. Borowiks größtes Gebäude in Taschkent befindet sich auf einem zweigeschossigen Sockel und umfasst einen Club, ein Restaurant, einen Konferenzsaal und zwei Innenhöfe. Die architektonische Struktur des hoch aufragenden zylindrischen Auditoriums, das mit glasierten Keramikfliesen in Türkis, Violett und Hellgrau verkleidet ist, setzt dank der sechseckigen Zellen einen auffälligen Farbakzent und erzeugt ein Spiel aus Licht und Schatten. Dieser Zylinder ist zu einem charakteristischen Element des Gebäudekomplexes geworden und zieht durch seine ungewöhnliche Form und Farbgebung die Aufmerksamkeit auf sich. Die Stadtverwaltung beschloss, ihn mit schwarzem Glas zu verkleiden, was vom ursprünglichen Konzept abweicht und den von den Behörden bei der Renovierung von Gebäuden aus der Sowjetzeit bevorzugten „Corporate Style“ schafft. Inzwischen wurde das Gebäude rekonstruiert und dient nun der Präsidenten-Akademie. Es ist bis heute ein Symbol für die Suche nach nationaler Identität und ein wichtiges Element im Stadtbild geblieben.
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