Selbstständig, doch nicht allein
Der Wettbewerb „Betreutes Wohnen Tägermoos“ in der Schweizer Gemeinde Küsnacht möchte älteren Menschen ermöglichen, so lange es geht, unabhängig, sicher und bezahlbar zu wohnen. Gewonnen hat ein Projekt, das Individualität innerhalb der Gemeinschaft zelebriert.
Text: Glanzmann, Lilia, Luzern
Selbstständig, doch nicht allein
Der Wettbewerb „Betreutes Wohnen Tägermoos“ in der Schweizer Gemeinde Küsnacht möchte älteren Menschen ermöglichen, so lange es geht, unabhängig, sicher und bezahlbar zu wohnen. Gewonnen hat ein Projekt, das Individualität innerhalb der Gemeinschaft zelebriert.
Text: Glanzmann, Lilia, Luzern
Viele ältere Menschen leben allein in zu grossen, nicht barrierefreien Häusern. Der Bau von Alterswohnungen könnte Abhilfe schaffen – und der Wohnungsnot entgegenwirken. Die Zürcher Gemeinde Küsnacht will ihre Versorgung für Seniorinnen und Senioren vermehrt auf selbständiges Wohnen ausrichten. In naher Zukunft werden gleich zwei bestehende Standorte ergänzt beziehungsweise ersetzt: das zentrumsnahe, historische Gut Wangensbach mit Einzelzimmern und Wohnungen und das Areal Tägermoos nahe des Alters- und Gesundheitszentrums Tägerhalde. Insgesamt entstehen siebzig bis achtzig neue, altersgerechte Wohnungen. Beide von der Gemeinde ausgelobten Wettbewerbe sind inzwischen entschieden.
Am Standort Tägermoos will der offene Wettbewerb die Entstehung eines neuen Wohnkomplexes anstoßen, der den Bedürfnissen Pensionierter entspricht und gleichzeitig die architektonische und städtebauliche Qualität des Ortsgebiets berücksichtigt. Die Gemeinde Küsnacht plant den Abriss der bestehenden Alterssiedlung, um Platz für den Bau von 55 betreuten Alterswohnungen zu schaffen. Aktuell befinden sich im stark sanierungsbedürftigen Komplex aus den späten 1960er-Jahren 23 Wohnungen. Das Vorhaben ergänzt das bestehende Angebot des Gesundheitszentrums.
Neben städtebaulicher und architektonischer Wertigkeit waren für den Wettbewerb die Wirtschaftlichkeit der geplanten Wohnungen von zentraler Bedeutung – mit dem Ziel, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Auch an Aufenthalts- und Nutzungsqualität stellt diese Bauaufgabe besondere Anforderungen; Orientierungssystem
und Raumakustik sind beispielsweise elementar. Außerdem soll ein Teil der Einheiten mit überschaubarem Aufwand zu Pflegezimmern umzunutzen sein. Von 42 Beiträgen prüfte die Jury acht Projekte in der engeren Wahl unter anderem auf Planungsrecht, Nachhaltigkeit, Betriebstauglichkeit, Lärmschutz und Raumprogramm.
und Raumakustik sind beispielsweise elementar. Außerdem soll ein Teil der Einheiten mit überschaubarem Aufwand zu Pflegezimmern umzunutzen sein. Von 42 Beiträgen prüfte die Jury acht Projekte in der engeren Wahl unter anderem auf Planungsrecht, Nachhaltigkeit, Betriebstauglichkeit, Lärmschutz und Raumprogramm.
Acht Auszeichnungen, eine Gewinnerin
Kassiopeia, nach der der Gewinnerentwurf benannt ist, ist eines der bekanntesten Sternbilder am Himmel der nördlichen Hemisphäre. Ihre Sterne gehen nie unter und sind wie eine Orientierungshilfe, ein Ankerpunkt am Nordhimmel. Dieses Versprechen gibt das Projekt von neff neumann architekten und Manoa Landschaftsarchitekten. „Kassiopeia“ findet eine einfühlsame Antwort auf den Bedarf, im Alter ausreichend Gemeinschaft und Kontakt zu erleben, während Rückzug und Privatheit gewährleistet bleiben.
Der Neubau markiert den Abschluss des Quartiers und eine städtebaulich-inhaltliche Partnerschaft mit dem Alterszentrum Tägerhalde. Die Architekten schlagen einen kompakten Baukörper mit Garten- und Dachgeschoss, Balkonen und Gemeinschaftsflächen vor, der sich gen Norden Ypsilon-förmig aufspannt. Das umliegende parkartige Gelände schaffe laut Jury eine hohe Attraktivität und durch die mittige Platzierung des Bauvolumens sei der nötige Lärmschutz gewährleistet. Die verständlich organisierten Zimmer sind nicht nur optisch ansprechend, sondern auch von hohem Gebrauchswert: Sie sind unkompliziert zu Pflegewohnungen umnutzbar. „Kassiopeia“ folgt der Vision einer gemeinschaftsfördernden Architektur mit vielseitigem Raumangebot. Mit einem entsprechenden Betriebskonzept kann die Gemeinde Küsnacht mit diesem Projekt ein zukunftsfähiges Vorhaben realisieren.
Atelier ww und das Landschaftsarchitekturbüro Chaves Biedermann erreichen mit „Trialog“ den zweiten Rang. Die ortsbaulich schön umgesetzte Idee einer offenen, in die nachbarschaftlichen Strukturen eingewobenen Figur ist konstruktiv und gestalterisch sehr sorgfältig und ressourcenschonend durchgearbeitet. Leider bleibt das Projekt aber gerade im Kern der Aufgabe, der Bereitstellung von ausreichend preisgünstigen und attraktiv erschlossenen Wohnungen, hinter den Erwartungen zurück.
Den dritten Preis schliesslich erhielt „Tödi“ von Bollhalder + Eberle und Landschaftsarchitekten Schmid Urbscheit. Insgesamt ist das Projekt gut gegliedert und klar als Wohnungsbau positioniert. Die Vorteile der ortsbaulichen Konzeption sind die allseitige Durchlässigkeit und der grosszügige Binnenraum, der ein angemessenes Angebot für die gemeinschaftliche Nutzung schafft: Ein Hofraum als Ort der Zusammenkunft entsteht zwischen den Gebäudeflügeln. Das Preisgericht hebt die architektonische Qualität des Duos und die gelungene Anpassung an die Geländetopografie hervor. Aus betrieblicher Sicht jedoch vermochte das Projekt trotz gut nutzbarer Wohnungen aufgrund der knappen Wohnungsanzahl, der nicht optimal gelösten Pflegeoption sowie der aufwändigen Betreuung infolge langer Wege nicht ganz zu überzeugen.
Der Wettbewerb „Betreutes Wohnen Tägermoos“ zeigt mit „Kassiopeia“ und den weiteren ausgezeichneten Projekten, wie durch sorgfältige Planung das selbstständige Altern gefördert und zugleich die Lebensqualität der dort Wohnenden verbessert werden kann. Diese Ansätze sind nicht nur für Küsnacht wichtig, sondern können auch in anderen Gemeinden als Inspiration dienen, um den steigenden Bedarf an bezahlbarem und altersgerechtem Wohnraum zu decken und älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. So ist das Vorhaben nicht nur ein architektonisches Projekt, sondern auch ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiven und bedürfnisorientierten Versorgung älterer Menschen.
Einstufiger, offener Wettbewerb
1. Preis (CHF 30.000) neff neumann architekten, Zürich; manoa Landschaftsarchitekten, Meilen
2. Preis (CHF 26.000) Atelier ww Architekten, Zürich; Chaves Biedermann, Basel
3. Preis (CHF 20.000) Bollhalder + Eberle, Zürich; Schmid Urbscheit Landschaftsarchitekten, Zürich
4. Preis (CHF 18.000) Schneider Gmür Architekten, Winterthur; Brogle Rüeger Landschaftsarchitekten, Winterthur
5. Preis (CHF 16.000) SUA Architekten, Niederurnen; Vogel Planung Landschaftsarchitektur, Ossingen
6. Preis (CHF 12.000) Arge Nopai Architekten + Schmidlin Architekten, Zürich
7. Preis (CHF 10.000) Brechbuehler Walser Architekten, Zürich; Mettler Landschaftsarchitektur, Gossau
8. Preis (CHF 8.000) Isler Gysel Architekten, Zürich
1. Preis (CHF 30.000) neff neumann architekten, Zürich; manoa Landschaftsarchitekten, Meilen
2. Preis (CHF 26.000) Atelier ww Architekten, Zürich; Chaves Biedermann, Basel
3. Preis (CHF 20.000) Bollhalder + Eberle, Zürich; Schmid Urbscheit Landschaftsarchitekten, Zürich
4. Preis (CHF 18.000) Schneider Gmür Architekten, Winterthur; Brogle Rüeger Landschaftsarchitekten, Winterthur
5. Preis (CHF 16.000) SUA Architekten, Niederurnen; Vogel Planung Landschaftsarchitektur, Ossingen
6. Preis (CHF 12.000) Arge Nopai Architekten + Schmidlin Architekten, Zürich
7. Preis (CHF 10.000) Brechbuehler Walser Architekten, Zürich; Mettler Landschaftsarchitektur, Gossau
8. Preis (CHF 8.000) Isler Gysel Architekten, Zürich
Ausloberin
Gemeinde Küsnacht
Gemeinde Küsnacht
Fachpreisgericht
Stefan Creus, Daniel Ganz, Kornelia Gysel, Sabina Hubacher (Vorsitz), Dominique Meier
Stefan Creus, Daniel Ganz, Kornelia Gysel, Sabina Hubacher (Vorsitz), Dominique Meier
Verfahrensbetreuung
arc Consulting, Zürich
arc Consulting, Zürich
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