Trends und Trendumkehr
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Landes, Josepha, Berlin
Trends und Trendumkehr
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Landes, Josepha, Berlin
Mailand vermag Architekturinteressierte noch immer als ein Brennpunkt der Großstadtarchitektur zu fesseln – als Design- und Modezentrum zieht die Hauptstadt der Lombardei ohnehin Jahr für Jahr Heerscharen von Besuchern an. Die besondere Qualität der modernen Architektur dort ist etwas, was hierzulande gerade den überzeugenden Beispielen der letzten 100 Jahre oft abgesprochen wird. Beziehungen aufbauen zur Umgebung (und zwar räumlich, historisch, materiell), den Stadtraum ins Gebäude einarbeiten, dem Fußgänger Augenschmaus bereiten – Mailands Stadtarchitektur des letzten Jahrhunderts lässt sich nicht im Auto erfahren, sondern am besten zu Fuß erleben.
Diese Qualität weiterzuspinnen, wenn es darum geht, einzelne Gebäude zu sanieren, umzunutzen und zu erweitern, ist die Herausforderung, vor der die heutigen Architekturschaffenden der Stadt stehen. Onsitestudio und ARW zeigen an zwei ganz unterschiedlichen Beispielen der Mailänder Nachkriegsmoderne, wie sich die Gegenwart respektvoll inszenieren lässt und das vorhandene Niveau gar noch gehoben werden kann: Das Gewebe wird dichter. Außerdem werfen wir einen Blick auf das Projekt „Dropcity“. Unter dem Gleiskörper des Mailänder Hauptbahnhofs eröffnet dieses im kommenden Frühling als ein neues Zentrum für Architektur und Design, in dem das künftige Mailand Kontur gewinnen könnte. Um weitere Räume mit Charakter wird Dropcity die Stadt allemal bereichern.
Kopenhagen ist durch, jetzt kommt Barcelona
Was für den UIA World Congress of Architects gilt – 2024 fand er in der dänischen Hauptstadt statt, 2026 wird die katalanische Metropole Gastgeberin sein – könnte auch zum Slogan aktueller Baukultur taugen: Nach der Super Dutch Generation waren um die Jahrtausendwende mit BIG, 3XN und ADEPT junge Dänen an die Schaltknöpfe des architektonischen Trendsettings gelangt. Die Projekte blieben groß, strahlend, neu, und sie fraßen frisches, teils dem Meer abgerungenes Land. Die wenigsten derer, die in dieser Zeit Architektur studiert haben, dürften davon geträumt haben, je ähnliches zu realisieren. Spanien traf die Weltfinanzkrise besonders hart – viele zog es zum Studium oder danach ins Ausland. Nun jedoch scheint sich das aus Entbehrungen Gelernte in eine Tugend zu verwandeln: Kleinteilige Projekte, persönliche Teams, interdisziplinäres Vernetztsein lösen die großen Würfe ab – und es sieht aus, als habe insbesonders die Architekturszene von Barcelona dafür ein Händchen. Wir haben uns mit drei Büros über das Mitgestalten ihrer Stadt und der Metropolregion unterhalten.
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