Venedig, im Mai
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Venedig, im Mai
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Architekturbiennale, das ist alle zwei Jahre wieder für Architektinnen und Architekten aus aller Welt ein Anlass, nach Venedig zu reisen. Für uns bedeutet dies alle zwei Jahre wieder, Ihnen Hintergrundinformationen und Empfehlungen für den Besuch der Ausstellung zusammenzustellen – auch und gerade mit Blick auf das, was Sie im deutschen Pavillon erwartet. Dieser wurde für die 18. Ausgabe der Architekturleistungsschau von den Kollegen der ARCH+ konzipiert, gemeinsam mit den Architekturbüros Summacumfemmer aus Leipzig, Bauwelt-Preis-Träger 2019, und dem Büro Juliane Greb aus Gent. Mitte April trafen wir das Team im ARCH+-Salon zum Gespräch, zugeschaltet aus Venedig und Gent waren die beiden Architekturbüros. „Das Labor der Zukunft“ – Thema der Hauptausstellung, die von der ghanaisch-schottischen Architekturprofessorin Lesley Lokko kuratiert wird (Seite 22) – findet sich im deutschen Pavillon ganz wörtlich und anschaulich umgesetzt, indem hier Abfälle der Kunstbiennale gelagert, aufbereitet und als Baumaterial in Venedig einem neuen Zweck zugeführt werden. Wie darüber hinaus mit wenigen, gezielten Eingriffen die nationalsozialistisch kontaminierte Architektur des Gebäudes selbst umkodiert wurde, lesen Sie ab Seite 24.
Nicht überall wird ähnlich „hands on“ gearbeitet auf dieser Schau. Es dominieren die großen Themen, die die Zukunft des Lebens auf der Erde infrage stellen, jedenfalls das Überdenken der gegenwärtigen Organisation der Weltwirtschaft erforderlich machen: Klimawandel, Rohstoffknappheit, Wohnungsnot, Überbevölkerung, Kriege und Katastrophen. Es braucht schon den Rahmen der Serenissima, um hier nicht in Depressionen zu versinken. Acht Pavillons haben wir anhand dessen, was vorab über die Pläne der jeweiligen kuratorischen Teams bekannt wurde, ausgewählt für einen genaueren Blick: Frankreich, Großbritannien, Kosovo, Luxemburg, die Schweiz, Spanien, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate. Den Bogen zurück zur Hauptausstellung und ihrem afrikanischen Fokus schlägt der Beitrag über den nigerianischen Architekten Demas Nwoko, dem Lesley Lokko den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk überreicht.
Ausflug in die Residenz der d’Este
Von Venedig ist es nicht weit bis Ferrara: Eine Stunde braucht der Schnellzug Frecciarossa von Station zu Station. Wem der Trubel hier zu viel wird, findet dort Erholung und mit dem vom römischen Büro Labics erneuerten Palazzo dei Diamanti auch noch ein großartiges Beispiel der Gegenwartsarchitektur, die zugleich zurückschaut und nach vorn blickt. Auch so kann ein Stück Welt gerettet werden – mehr dazu ab Seite 50.
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