Bauwelt

Buckminster Fuller: Der Weltplaner

Das Ideenuniversum des amerikanischen Architekten Buckminster Fuller: Eine Ausstellung im Marta Herford offenbart Einblicke

Text: Kuhlmann, Elmar, Minden

Bild 1 von 20
  • Bilderliste
    • Social Media Items Social Media Items

    Architekt, Utopist, Philosoph, Ökologe, Soziologe- Buckminster Fullers Schaffen und Wirken kennt kaum Grenzen.
    R. Buckminster Fuller mit dem Skybreak Dome, 1949 Courtesy, The Estate of R. Buckminster Fuller

    • Social Media Items Social Media Items
    Architekt, Utopist, Philosoph, Ökologe, Soziologe- Buckminster Fullers Schaffen und Wirken kennt kaum Grenzen.

    R. Buckminster Fuller mit dem Skybreak Dome, 1949 Courtesy, The Estate of R. Buckminster Fuller

Buckminster Fuller: Der Weltplaner

Das Ideenuniversum des amerikanischen Architekten Buckminster Fuller: Eine Ausstellung im Marta Herford offenbart Einblicke

Text: Kuhlmann, Elmar, Minden

Womit er sich befasst hat, sei leichter zu beantworten als die Frage danach, womit er sich eigentlich nicht befasst hat, kapitulierte noch im letzten Jahr die Washington Post. Eine Menge Antworten liefert derzeit eine sehenswerte Ausstellung zu Leben und Werk von Richard Buckminster Fuller  im Marta Herford.
Norman Foster, gemeinsam mit Luis Fernández-Galiano Kurator der Schau, verriet in seiner Eröffnungsrede, dass ihm die Idee dazu in New York gekommen sei, als das Whitney Museum im 25. Todesjahr an den technophilen Visionär erinnerte. Foster hatte Buckys Credo „doing more with less“ während seiner Zusammenarbeit mit ihm von 1971 bis 1983 persönlich kennengelernt. Es sei heute aktueller denn je.
Angesichts der unübersehbaren globalen Herausforderungen erscheint es plausibel, auch in Euro­­pa an die vorausschauenden Mahnungen und revolu­tionär anmutenden Forderungen Fullers zu erinnern. Er selbst benötigte Jahrzehnte, bis Ende der 40er Jahre, um sich und seinen transdisziplinären Ideen Gehör zu verschaffen. Umstritten blieb er bis zuletzt. Es war Oswald Mathias Ungers, der 1961 in einem Leserbrief an die Bauwelt einen Auszug aus Fullers Londoner UIA-Rede „Der Architekt als Weltplaner“ für eine Generalabrechnung mit dem rationalen Weltplanungsprogramm von Buckminster Fuller nutzte, dem er einen schöpferisch-intuitiven Architekturansatz entgegenstellte. Dazu gegensätzlich ist die Kri­­tik aus der Ingenieurperspektive von Stefan Polónyi, der Fuller 1984 in einer Rezension ebenfalls in der Bauwelt gerade einen Mangel an wissenschaftlich-rationaler Denkweise attestierte.
Die Ausstellung wählt einen chronologischen Umlauf, der Einblick in das Fuller’sche Ideenuniversum für das „Spaceship Earth“ gewährt. Dymaxion, jene Wortschöpfung aus dynamic-maximum-tension, wurde zum Label seiner Entwürfe. Zunächst für industriell vorgefertigte Häuser und Autos, später für geodätische Stabwerk-Strukturen und schließlich für die statisch ausgereizten Tensegrity-Strukturen, die der materialeffizienten, zugbeanspruchten Konstruk­tionsform heutiger Seiltragwerke den Weg ebneten.
Man mag angesichts von Fullers Œuvre mit Manfred Sack dessen „ungebrochene Fortschrittsgläubigkeit, seine unglaubliche Naivität, die Unbekümmertheit, mit der er sich nicht nur mit dem beschäftigt, wovon er etwas versteht, sondern was ihn neugierig macht und was er für verwendbar hält“ monieren. Aus dieser Haltung heraus aber traf Fuller mit seiner legendären Betriebsanleitung für das Raumschiff Erde bereits 1969 die „kühne (…) Annahme, in den sozialen Systemen sei die Zeit reif (…) für eine Übergabe der Steuerungskompetenzen von den Politi­kern und Finanziers zu den Designern, Ingenieuren und Künstlern“, wie Peter Sloterdijk aktuell sympathisiert. Fullers Annahme beruhe auf der Diagnose, wonach die Angehörigen der ersten Gruppe – wie alle „Spezialisten“ – immer nur durch ein kleines Loch auf die Realität blickten.
Buckminster Fuller auf den apoetischen, „kalten“ Konstrukteur zu reduzieren, griffe also zu kurz. Auf diesen Umstand macht auch das Marta mit einer Sei­ten­ausstellung aufmerksam. Bei 22 bildenden Künstlern wurden Arbeiten zum Phänomen Fuller angefragt. Artistic research nennt das Herforder Team um Museumsleiter Roland Nachtigäller diese Art der Spiegelung, die Fullers Methode fachübergreifender, empirischer Untersuchung auf das Werk des Urhebers selbst anwendet. Ein schlüssiger Gedanke.
Fakten
Architekten Buckminster Fuller (1895–1983)
aus Bauwelt 27-28.2011
Artikel als pdf

0 Kommentare


loading
x
loading

9.2025

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.