Zeichnen, Architektur und Freude
Bauten, Räume und Landschaften – noch bis 20. März zeigt die Architekturgalerie München Zeichnungen der Architekten Florian Hugger und Thomas Rampp aus zwei Jahrzehnten.
Text: Bartels, Olaf, Hamburg
Zeichnen, Architektur und Freude
Bauten, Räume und Landschaften – noch bis 20. März zeigt die Architekturgalerie München Zeichnungen der Architekten Florian Hugger und Thomas Rampp aus zwei Jahrzehnten.
Text: Bartels, Olaf, Hamburg
Es mutet schon etwas seltsam an: In einer Zeit, in der das Digitale durch die Corona-Krise noch verstärkt in unser Leben und damit auch in das Berufsleben von Architektinnen und Architekten dringt, widmen sich zwei Architekten der Handskizze, die seit zwanzig Jahren ihr eigenes Büro betreiben. Sie sind also weder Digital Natives sind, noch der alten Schule angehören. Das Skizzenbuch ist dennoch ihr ständiger Begleiter auf ihren Wegen durch München, in den Alpen und auf Reisen durch Venedig, Rom, Norditalien, Kroatien oder Griechenland. Mit Vorliebe halten sie darin Architektur, Täler und Gebirgszüge fest. Sie analysieren die betrachteten Bauten von der Berghütte bis zur Kathedrale mit dem Zeichenstift, dekodieren ihren strukturellen Aufbau, ihre Konstruktion, ihr Volumen, ihre Oberflächen, das Material, aus dem sie gebaut sind. Sie erforschen auf diese Weise Dach- und Stadtlandschaften. Schließlich erkennen sie mehr als es ein Fotoapparat könnte und selbstverständlich lernen sie dabei, verinnerlichen sozusagen ihre Eindrücke und speisen ihre Intuition. Mittlerweile füllen die Zeichnungen von Florian Hugger und Thomas Rampp jährlich einen Kalender und bereits zwei große im Verlag Franz Schiermeier veröffentlichte Bücher. Sie zeigen jeweils einen Querschnitt aus den Jahren 1997 bis 2009 und 2010 bis 2019. Außerdem schlummerte während des Lockdowns in der nun wiedereröffnteten Architekturgalerie in München eine Ausstellung, die ihre Zeichnungen nicht nur hängend und in Vitrinen präsentiert, sondern an den Galeriewänden so groß aufgebracht hat, dass sich Besucherinnen und Besucher darin buchstäblich verlieren können. „Zeichnen bedeutet für uns pure Freude.“ sagen die beiden Architekten. Die geneigte Leserin und der geneigte Leser werden es ahnen: Es geht den beiden Autoren hier auch, aber nicht nur um das schöne gezeichnete Bild. Denn die Zeichnung, die im Fluss aus der Hand auf das Papier ins Gehirn und wieder über die Hand aufs Papier entsteht, ist für sie noch immer ein wichtiges Entwurfsinstrument – auch oder vielleicht auch gerade im Zeitalter von CAD und BIM. Die Zeichnungen helfen ihnen, die Komplexität von Bauwerken zu verstehen, zu entwerfen und ihre Entwürfe in die digitale Welt so zu übertragen, dass die in der Architektur wesentlichen Raumqualitäten entstehen können.
Insofern ist in der kleinen Münchener Architekturgalerie, die über die mittlerweile einzige reine Architekturbuchhandlung in Deutschland zugänglich ist, eine höchst inspirierende Ausstellung zu erwarten. Ansonsten bleibt das schöne Skizzenbuch 2 der beiden Architekten zu studieren, das gerade erschienen ist.
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