Ausflug ins Wunderland
Theresa Schäfer fragt sich, was eine „sichere Zukunft“ bedeutet
Text: Schäfer, Theresa, Berlin
Ausflug ins Wunderland
Theresa Schäfer fragt sich, was eine „sichere Zukunft“ bedeutet
Text: Schäfer, Theresa, Berlin
God save the king“, so singen die Briten. Manche Menschen haben für ihre Sicherheit scheinbar mehr Beistand. Für alle anderen und für die, die sich darauf nicht verlassen wollen, rüstet sich ein kleines Unternehmen in einer beschaulichen hessischen Stadt für die Sicherheit der Zukunft. Darf man „Experten“ glauben, leben wir gerade in einer Zeit, in der sich die Weltordnung verschiebt und neue Mächte die alten Mächte herausfordern. Es gilt stark zu sein und sich zu beweisen. Klingt für mich nach Science-Fiction. Aber vielleicht bin ich da auch zu naiv.
Mein erstes Presse-Event soll mich dieser Sichtweise zumindest näherbringen. Und so heißt es anstatt „Almost failed“ wie beim Bauweltgespräch in Berlin, „We never fail(ed)“, der Werbeslogan der besagten Firma. So ernst dieser Satz klingt, so ernst ist auch die Veranstaltung. Uniformierte weiße und weise Männer und ein paar wenige Frauen feiern erhaben die Eröffnung eines Schulungs- und Prüfzentrums der Firma. Sie wissen: Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen steigt – sie sind gefragt. Spätestens beim Rundgang durch den alten Showroom in einem ehemaligen Bunker stellt sich bei mir mit Blick auf diverse (Kriegs-)waffen und zugehöriger Munition neben Beklemmungsgefühlen eine Einsicht ein: Für manche Menschen ist das die Realität. Sie entwickeln ehrgeizig Produkte mit zentimeterdicken Glasscheiben und überdimensionierten Aluminiumprofilen, um Menschen vor der Welt zu schützen. Gut, dass es euch gibt! Eine Frage drängt sich mir aber dann doch auf: Wer schützt, hier wen vor was? Männer schützen noch privilegiertere männerdominierte Sphären? Viel mehr Klarheit bringt da die etwas eingestaubte Erzählung des Unternehmens „Schutz vor RAF-Terror“ auch nicht. Ein kleines Augenzwinkern gibt es aber auch für mich noch, als professionelle Einbrecher neben den Produktentwicklern stehen. Panzerknacker habe ich mir anders vorgestellt.
Nach diesem Besuch ist mir klar: sichere Zukunft – ja gerne, und vielleicht bin ich nächstes Mal auf einem Presseevent, bei dem es um Themen geht, die eine andere Realität betreffen, zum Beispiel Klimaschutz und Schutz von Frauen und Minderheiten vor Gewalt. Wäre schön, wenn diese die gleiche Aufmerksamkeit bekämen.
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