Bitte etwas leiser schreien
Beatrix Flagner verplant die Nachmittage mit Kinderturnen und Hallenbad, damit die Büros im Haus in Ruhe arbeiten können
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Bitte etwas leiser schreien
Beatrix Flagner verplant die Nachmittage mit Kinderturnen und Hallenbad, damit die Büros im Haus in Ruhe arbeiten können
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Neulich verfolgte ich bei Instagram die Fragerunde einer Influencerin, die wissen wollte, wie sie auf einen Brief reagieren solle, den sie eines Morgens vor ihrer Wohnungstür fand. Er war von ihrer freundlichen, etwas älteren Nachbarin geschrieben, die darum bat, die Fenster geschlossen zu halten, wenn das Kind nachts weine. Schließlich schlafen im Sommer alle Parteien bei offenen Fenstern, und der Lärm störe die Nachtruhe. Einige aus ihrer Instagram-Community zeigten Verständnis für die Nachbarin oder verglichen den Lärm eines weinenden Kindes mit einer lauten Party: Passiert manchmal, aber ist halb so wild. Für mich ist das ein schiefer Vergleich, wenn man bedenkt, wie wenige Räume Kindern überhaupt zur Verfügung stehen, in denen sie laut und präsent sein dürfen, ihre Gefühle äußern und sich mitteilen können. Außer dem Zuhause ist vielleicht die Kita noch so ein Ort, wenn das Kind denn in eine geht. Durch Ratten, Hundekot, Scherben, Spritzen oder Müll verunreinigt, sind in einer Stadt wie Berlin selbst viele Spielplätze keine geeigneten Orte, wo sich Kinder frei bewegen und die Umwelt sicher erkunden können. Spielplätze sind ein Anfang, aber eine Stadt braucht darüber hinaus Freiräume, die auch älteren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren und ihre Energie auszuleben, ohne dabei ständigen Regeln und Einschränkungen unterworfen zu sein.
Vielleicht wäre dann die Vorstellung, dass Kinder laut sind und sich ausdrücken, kein Störfaktor mehr, sondern ein wertvoller Bestandteil des urbanen Lebens. Eltern sollten sich nicht gezwungen fühlen, private oder kostenpflichtige Angebote wahrnehmen zu müssen, die finanziell auch gar nicht für jede Familie zugänglich sind, nur damit ihre Kinder auch mal niemanden nerven. Schließlich haben auch Kinder das Recht, in dieser Stadt Raum einzunehmen. Doch was bleibt ihnen, wenn sie nicht einmal zu Hause einige Minuten schreien oder weinen dürfen, ohne dass Eltern sich um den Hausfrieden sorgen müssen? Wo also, wenn nicht zu Hause, können sie unbesorgt sie selbst sein?
Vielleicht wäre dann die Vorstellung, dass Kinder laut sind und sich ausdrücken, kein Störfaktor mehr, sondern ein wertvoller Bestandteil des urbanen Lebens. Eltern sollten sich nicht gezwungen fühlen, private oder kostenpflichtige Angebote wahrnehmen zu müssen, die finanziell auch gar nicht für jede Familie zugänglich sind, nur damit ihre Kinder auch mal niemanden nerven. Schließlich haben auch Kinder das Recht, in dieser Stadt Raum einzunehmen. Doch was bleibt ihnen, wenn sie nicht einmal zu Hause einige Minuten schreien oder weinen dürfen, ohne dass Eltern sich um den Hausfrieden sorgen müssen? Wo also, wenn nicht zu Hause, können sie unbesorgt sie selbst sein?
0 Kommentare