Bauwelt

Ein Würfel gegen die Raumnot

Die Schickhardt-Schule in Stuttgart bietet seit 2021 alle drei Schulabschlüsse an. Spätestens seitdem gab es Platzprobleme, die in einem nun entschiedenen Wettbewerb angegangen werden.

Text: Lang, Marietta, Berlin

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    1. Preis Code Unique Architekten und RSP Freiraum setzen dem angrenzenden Kulturdenkmal einen hellen Holzhybrid-Würfel mit Lochfassade gegenüber.
    Abb.: Verfasser

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    1. Preis Code Unique Architekten und RSP Freiraum setzen dem angrenzenden Kulturdenkmal einen hellen Holzhybrid-Würfel mit Lochfassade gegenüber.

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    Der Schulhof verbindet Neubau und Bestand miteinander und schafft eine klare Achse zwischen den bei-den Gebäuden. Er liegt über Straßenniveau, wodurch eine klare Grenze entsteht.
    Abb.: Verfasser

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    Der Schulhof verbindet Neubau und Bestand miteinander und schafft eine klare Achse zwischen den bei-den Gebäuden. Er liegt über Straßenniveau, wodurch eine klare Grenze entsteht.

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    Der Hof ist teilweise entsiegelt und biodivers bepflanzt, ein Sinnesgarten ist geplant. Eine Freitreppe belichtet das Foyer der Sporthalle im UG und bietet Sitzplätze.
    Abb.: Verfasser

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    Der Hof ist teilweise entsiegelt und biodivers bepflanzt, ein Sinnesgarten ist geplant. Eine Freitreppe belichtet das Foyer der Sporthalle im UG und bietet Sitzplätze.

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    Nutzungsverteilung
    Geschossweise Nutzungsverteilung im Baukörper
    Klare räumliche Trennung der einzelnen Bereiche
    Abb.: Verfasser

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    2. Preis Auer Weber und Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten schlagen einen längs gerichteten, von einer begrünten Pergola umgebenen Holzhybridbau vor. Die Jury hinterfragt, ob sich die angepriesenen „spannende[n] Ein- und Ausblicke“ ergeben werden – die Laubengänge seien in erster Linie Rettungswege. Dennoch überzeugte die Typologie der Laubengang-Schule.
    Abb.: Verfasser

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    2. Preis Auer Weber und Grabner Huber Lipp Landschaftsarchitekten schlagen einen längs gerichteten, von einer begrünten Pergola umgebenen Holzhybridbau vor. Die Jury hinterfragt, ob sich die angepriesenen „spannende[n] Ein- und Ausblicke“ ergeben werden – die Laubengänge seien in erster Linie Rettungswege. Dennoch überzeugte die Typologie der Laubengang-Schule.

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    3. Preis Moeller Soydan und Bernrieder Sieweke-Lagemann Architekten planen mit Atelier 8 Landschaftsarchitektur einen länglichen Holzbaukörper. Der Hof ist gut proportioniert, die Jury bewertet einen vollständig versiegelten Boden allerdings als inakzeptabel.
    Abb.: Verfasser

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    3. Preis Moeller Soydan und Bernrieder Sieweke-Lagemann Architekten planen mit Atelier 8 Landschaftsarchitektur einen länglichen Holzbaukörper. Der Hof ist gut proportioniert, die Jury bewertet einen vollständig versiegelten Boden allerdings als inakzeptabel.

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    Die Clustermitte (Abbildung links) zwischen den Unterrichtsräumen in den Obergeschossen wird über ein Atrium belichtet. Auf dem Dach befindet sich ein Freiluftklassenzimmer (kleine Abbildung). Die Organistion bewertet die Jury als gelungen, bemängelt jedoch die große BGF, die nicht lesba-re Fassade und hinsichtlich Brandschutz einen zu hohen Anteil an Holzfassaden.
    Abb.: Verfasser

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    Die Clustermitte (Abbildung links) zwischen den Unterrichtsräumen in den Obergeschossen wird über ein Atrium belichtet. Auf dem Dach befindet sich ein Freiluftklassenzimmer (kleine Abbildung). Die Organistion bewertet die Jury als gelungen, bemängelt jedoch die große BGF, die nicht lesba-re Fassade und hinsichtlich Brandschutz einen zu hohen Anteil an Holzfassaden.

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Ein Würfel gegen die Raumnot

Die Schickhardt-Schule in Stuttgart bietet seit 2021 alle drei Schulabschlüsse an. Spätestens seitdem gab es Platzprobleme, die in einem nun entschiedenen Wettbewerb angegangen werden.

Text: Lang, Marietta, Berlin

Die Metamorphose zur Gemeinschaftsschule begann bereits 2015. Als 2021 zusätzlich eine gymnasiale Oberstufe eingerichtet wurde, stieß die Schickhardt-Gemeinschaftsschule in Stuttgart-Süd an ihre räumlichen Grenzen – ein zweiter Standort musste her. Heute befinden sich ein Teil der Klassenstufen sowie das Gymnasium am Hauptstandort Schickhardtstraße, ein anderer Teil ist gute 800 Meter Luftlinie entfernt in der ehemaligen Heusteigschule untergebracht. Ein Provisorium, das scheinbar kaum noch hinterfragt wird, wäre da nicht das Kapazitätsproblem von Turnhalle und Mensapavillon.
Auf Basis einer Machbarkeitsstudie war das Zukunftsszenario eindeutig: Während der gesamte Standort Heusteigstraße durchaus Erweiterungspotenzial bietet, sind die Möglichkeiten des Schulgebäudes auf Grund des Denkmalschutzes ausgeschöpft. Es wurde 1904 bis 1906 von Theodor Fischer erbaut und ist, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts typisch, eine einbündige Flurschule. Die Heusteigschule gilt als architekturhistorisch bedeutungsvoll und ist somit ohnehin mindestens eine Atempause in der Planungseuphorie wert. Mit diesen Erkenntnissen als Grundlage wurde von der Landeshauptstadt Stuttgart Ende 2023 schließlich ein nicht-offener Realierungswettbewerb ausgelobt. Gefordert war neben der Gesamtstandortentwicklung ein Ergänzungsneubau zur Heusteigschule, der zugleich Ersatz für den aktuell bestehenden Mensa- und Turnhallenbau sein sollte. In einem landschaftsarchitektonischen Ideenteil wurde zudem ein Konzept zur Verkehrsberuhigung der stark befahrenen Heusteigstraße gesucht.
Unter zwölf eingereichten Arbeiten konnten sich Code Unique Architekten in Zusammenarbeit mit RSP Freiraum aus Dresden durchsetzen. Die preisgekrönte Lösung: ein Würfel. Was zunächst unspektakulär wirkt, ist bei näherer Betrachtung ein ausgetüftelter Schachzug. In seiner Setzung direkt am markanten Kreuzungsbereich von Cotta- und Heusteigstraße ruht der viergeschossige Neubau angenehm unaufgeregt und bietet dem prominenten Nachbarn, der Heusteigschule, ein angemessenes Pendant. Gleichzeitig entsteht durch die Gegenüberstellung mit maximalem Abstand eine gemeinsame Mitte, der zentrale Pausenhof. Anhand einer Achse zwischen den beiden Haupteingängen lässt sich die klare Verbindung ablesen.
Zusätzliche Gliederung erfährt der Hof durch Linienführungen mit Nutzungsvariationen, die im Rahmen des Ideenteils in den öffentlichen Raum fortgeführt werden, sowie die eingeschnittene Freitreppe. Sie fungiert nicht nur als unabhängiger Abendzugang zur im Untergeschoss liegenden Turnhalle, sondern auch als grünes Klassenzimmer. Durch eine Verschiebung vom Sockel zu den Obergeschossen werden gleich mehrere Aspekte adressiert. Einerseits entsteht so ein überdachter Übergang zum Freiraum und eine eindeutige Eingangsgeste in Richtung Pausenhof, andererseits wird damit auf einen weiteren anspruchsvollen Nachbarn Rücksicht genommen: den Fangelsbachfriedhof mit der direkt an das Baugrundstück angrenzenden Trauerhalle. Der Rücksprung sorgt für Abstand und bedeutet einen respektvollen Umgang mit der Umgebung. Das Eingangsniveau orientiert sich am Bestandsbau, der daraus resultierende Höhenversprung zur Straße wird mit einer Sitztreppenanlage als fließenden Übergang zum öffentlichen Raum abgefangen.
Aus dem unspektakulären Äußeren des Baus resultieren klar organisierte, gut verständliche Grundrisse. Eine geschossweise Nutzungstrennung soll Abläufe optimieren und die Orientierung erleichtern – ein kluger Ansatz, bedenke man das Schülergewusel zwischen den Schulstunden. Während sich im Untergeschoss die Turnhalle befindet, sind alle Obergeschosse in drei Bereiche unterteilt: eine fassadenseitig geschlossene Funktionsspange Richtung Friedhof im Süden, eine offene Zone mit Haupterschließung und frei zu gestaltenden Bereichen wie dem Foyer im Erdgeschoss, Clustermitten und Besprechungsräumen in zwei Obergeschossen und dem Dachgarten im dritten Obergeschoss.
Einen weiteren Funktionsbereich gibt es im Norden mit den Hauptnutzungen wie der Mensa im Erdgeschoss, den Lehrräumen in zwei Obergeschossen und zwei Hausmeisterwohnungen im dritten Obergeschoss. Entworfen ist der mit hohen Nachhaltigkeitsansprüchen gestaltete Schulwürfel als Holzkonstruktion mit Stahlbetonkern und einem komplett in Stahlbeton geplanten Untergeschoss. Während die Innenräume mit warmen Holztönen ausgekleidet sind, soll das Gebäude nach außen ein Keramikhülle mit perforierten Metallkassetten bekommen. Einzig das Erdgeschoss hebt sich durch eine Glasfassade ab.
Ob Keramik im Hinblick auf Schulnutzung und Nachbargebäude die richtige Wahl ist, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Der Unterschied vom Neubau zur ehemaligen Heusteigschule wird auch nach deren ebenfalls geplanter Modernisierung kein kleiner sein. Wie das Nebeneinander zu einem Miteinander werden kann und ob die Schule am Ende wirklich von einem Lern- zu einem Lebensort wird, zeigt die Zukunft. Die Metamorphose geht weiter, auch wenn sie sich mit einer geplanten Inbetriebnahme 2032 für alle Beteiligten vermutlich in unendliche Kaugummilängen ziehen wird.
Nicht offener, einphasiger Realisierungswettbewerb

1. Preis
(46.000 Euro) CODE UNIQUE Architekten mit RSP Freiraum, beide Dresden
2. Preis (28.750 Euro) Auer Weber, Stuttgart/München mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner, Freising
3. Preis (17.250 Euro) MOELLER SOYDAN mit Bernrieder. Sieweke-Lagemann.Architekten und Atelier 8 Landschaftsarchitektur, alle Berlin
Anerkennung (11.500 Euro) Drei Architekten Konsek Streule Vogel, Stuttgart mit Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten, Esslingen
Anerkennung (11.500 Euro) bez+kock architekten mit Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten, beide Stuttgart
Ausloberin
Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Jugend und Bildung, Schulverwaltungsamt, vertreten durch das Hochbauamt, Abteilung Schulbauten, Stuttgart
Fachpreisgericht
Jörg Aldinger, (Vorsitz) Stefanie Eberding, Ursula Hochrein, Bärbel Hoffmann, Thomas Steimle, Markus Weismann, Jens Wittfoht, Petra Wörner, Tobias Wulf
Verfahrensbetreuung
Atrium Projektmanagement, Stuttgart

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