Bauwelt

250 Dinge, die Architekten wissen sollten

Der New Yorker Architekt Michael Sorkin ist im Alter von 71 Jahren am Coronavirus verstorben. Wir veröffentlichten im letzten Jahr eine ins Deutsche übersetzte Liste des Architekturkritikers, die Architekten dazu anhalten sollte, ihr berufliches Wissen zu prüfen – als Plädoyer, interdisziplinär zu denken und als Aufforderung, sich über den städtischen Alltag bis hin zur Schwere eines Pflastersteins Gedanken zu machen.

Text: Sorkin, Michael D., New York

250 Dinge, die Architekten wissen sollten

Der New Yorker Architekt Michael Sorkin ist im Alter von 71 Jahren am Coronavirus verstorben. Wir veröffentlichten im letzten Jahr eine ins Deutsche übersetzte Liste des Architekturkritikers, die Architekten dazu anhalten sollte, ihr berufliches Wissen zu prüfen – als Plädoyer, interdisziplinär zu denken und als Aufforderung, sich über den städtischen Alltag bis hin zur Schwere eines Pflastersteins Gedanken zu machen.

Text: Sorkin, Michael D., New York

1. Wie sich kühler Marmor unter bloßen Füßen anfühlt.
2. Wie man sechs Monate lang mit sechs Unbe­kannten in einem kleinen Zimmer wohnt.
3. Wie man mit denselben Unbekannten eine Woche lang in einem Rettungsboot aushält.
4. Sollbruchwerte.
5. Wie weit ein Schrei in der Stadt zu hören ist.
6. Wie weit ein Flüstern.
7. Alles, was man über den Totentempel der Hatschepsut irgend wissen kann (man versuche, ihn nicht als „Bauwerk der Moderne“ avant la lettre zu sehen).
8. Die Anzahl der Menschen in New York City, die Mietbeihilfe beziehen.
9. Die Anzahl der Menschen in der eigenen Stadt (Reiche eingeschlossen).
10. Wann Azaleen blühen.
11. Die Dämmwerte von Glas.
12. Die Geschichte seiner Herstellung und Verwendungen.
13. Und seiner Bedeutungen.
14. Wie man einen Ziegelverbund mauert.
15. Was Victor Hugo eigentlich mit „Ceci tuera cela.“ gemeint hat.
16. Wie hoch der Meeresspiegelanstieg ist.
17. Building information modeling (BIM).
18. Wie man einen Rapi wieder flott bekommt.
19. Den Gini-Index.
20. Die bequeme Treppen-Schrittmaßregel für ein sechsjähriges Kind.
21. Wie man im Rollstuhl über eine Treppe kommt.
22. Wieviel Energie in Aluminium steckt.
23. Wie man um eine Ecke biegt.
24. Wie man eine Ecke entwirft.
25. Wie man in einer Ecke sitzt.
26. Wie Antonio Gaudí die Sagrada Familia entwarf und wie er das Tragwerk berechnete.
27. Das System, nach dem die Proportionen der Villa Rotonda berechnet sind.
28. Wie lange der von einem selbst empfohlene Teppichbelag noch nachdünstet.
29. Die wichtigsten Passagen aus dem Codex Hammurapi.
30. Die Routen von heimischen Singvögeln und anderen Zugvögeln.
31. Die Grundlagen des Lehmbaus.
32. Aus welcher Richtung der Wind am häufigsten weht.
33. Dass Wasserwirtschaft Schicksal ist.
34. Jane Jacobs, auswendig.
35. Etwas über Feng Shui.
36. Etwas über Vastu Shilpa.
37. Die Grundsätze der Ergonomik.
38. Den Farbkreis.
39. Was der Kunde möchte.
40. Was der Kunde denkt, dass er möchte.
41. Was der Kunde braucht.
42. Was sich der Kunde leisten kann.
43. Was sich die Erde leisten kann.
44. Die theoretischen Grundlagen moderner Architektur und eine ganze Menge über deren unterschiedliche Strömungen und Ausprägungen.
45. Was Post-Fordismus für die Produktion von Gebäuden bedeutet.
46. Eine Fremdsprache.
47. Was ein Ziegelstein wirklich will.
48. Worin der Unterschied besteht zwischen
der Winchester Cathedral und einem Fahrradschuppen.
49. Was in Fatehpur Sikri schief gelaufen ist.
50. Was in Pruitt-Igoe schief gelaufen ist.
51. Was bei der Tacoma-Narrows-Brücke schief
gelaufen ist.
52. Wo Überwachungskameras installiert sind.
53. Warum Mies Deutschland wirklich verlassen hat.
54. Wie die Menschen in Çatal Höyük lebten.
55. Welche statischen Eigenschaften Tuffstein hat.
56. Wie die Dimensionen von Sonnenschutz-Markisen zu berechnen sind.
57. Wieviel ein von Solarzellen erzeugtes Kilowatt Strom kostet.
58. Vitruv.
59. Walter Benjamin.
60. Marshall Benjamin.
61. Was das Geheimnis von Robert Moses‘ Erfolg war.
62. Wie die Kuppel auf dem Dom von Florenz erbaut wurde.
63. Wie sich chinesische und japanische Baukultur wechselseitig beeinflussten.
64. Den Zyklus des Ise Jingu Schreins.
65. Entasis.
66. Die Geschichte von Soweto.
67. Wie es sich anfühlt, auf La Rambla zu flanieren.
68. Wie man Backups zieht.
69. Wie man einen Gin-Martini richtig mixt.
70. Scherkraft und Wucht.
71. Shakespeare et cetera.
72. Luftlinien.
73. Was der Unterschied zwischen Ghetto und Wohnviertel ist.
74. Wie die Pyramiden errichtet wurden.
75. Warum.
76. Was die Annehmlichkeiten der Vorstadt sind.
77. Die Schrecken der Vorstadt.
78. Die Wirkung von Licht, wenn es durch Eis scheint.
79. Die Bedeutungslosigkeit von Grenzen.
80. Die Gründe für deren Beständigkeit.
81. Die Kreativität des Ökotons.
82. Wie notwendig Freaks sind.
83. Dass Unfälle unvermeidlich sind.
84. Dass Design überall ansetzen kann.
85. Wie Beton nach dem Regen riecht.
86. In welchem Winkel die Sonne zur Sonnwende steht.
87. Wie man Rad fährt.
88. Wie mächtig die Grundwasserschicht unter einem ist.
89. Wie der Neigungswinkel für eine Rollstuhlrampe ist.
90. Den Stundenlohn der Bauarbeiter.
91. Frei Hand perspektivisch zeichnen.
92. Satzbau.
93. Das Vergnügen an einem Aperol Spritz am
Canal Grande bei Sonnenuntergang.
94. Reisefieber.
95. Wo ein Material herkommt.
96. Wie man sich verirrt.
97. Das Muster des Kunstlichts bei Dunkelheit, vom All aus betrachtet.
98. Welche Unterschiede zwischen den Menschen sich tatsächlich verteidigen lassen.
99. Dass etwas erschaffen eine geduldige Suche bedeutet.
100. Die Auseinandersetzungen zwischen Otto Wagner und Camillo Sitte.
101. Die Gründe für die Trennung zwischen Architek­ten und Ingenieuren.
102. Viele Vorstellungen dazu, was Utopie sein kann.
103. Die soziale und formale Ordnung in den Dörfern der Dogon.
104. Brutalismus, Bowellismus und Barock.
105. Was es mit dérive auf sich hat.
106. Über Sicherheitsvorschriften für Tischlerwerkstätten.
107. Ziemlich viel über Gotik.
108. Über den architektonischen Einfluss des Kolonialismus in den Städten Afrikas.
109. Die Abscheu gegenüber dem Imperialismus.
110. Die Geschichte von Peking.
111. Niederländische Wohnarchitektur im siebzehnten Jahrhundert.
112. Die Politiká des Aristoteles.
113. Seine Poetik.
114. Wie man Wände aus Flechtwerk herstellt.
115. Die Entstehungsgeschichte des Holzrah­­menBaus.
116. Die Länge der Dauer, in der Kupfer Patina ansetzt.
117. Die Werte der Feinstaubkonzentration in Tianjin.
118. Die Fähigkeit einiger Kiefernarten, Kohlenstoff zu binden.
119. Wie man ihn sonst noch loswerden kann.
120. Die Brandschutzverordnung.
121. Die Erdbebenschutzverordnung.
122. Die Verordnungen zu Arbeits- und Gesundheitsschutz.
123. Die Romantiker, ihre Kunst und Philo­sophie.
124. Wie man aufmerksam zuhört.
125. Dass es sehr gefährlich ist, in nur einem Medium zu arbeiten: Blockaden, von denen man nicht einmal gemerkt hat, dass sie exis­tieren, werden durch einen Wechsel in der Darstellungsweise gebrochen.
126. Die Methode des cadavre exquis.
127. Schere, Stein, Papier.
128. Was ein guter Bordeaux ist.
129. Was gutes Bier ist.
130. Wie man aus einem Irrgarten herausfindet.
131. Internationale Tastaturbelegungen
132. Was Angst ist.
133. Wie man sich orientiert in: Prag, Fez, Shanghai, Johannesburg, Kyoto, Rio, Mexiko City, Solo. Benares, Bangkok, Leningrad damals, Isfahan.
134. Was das richtige Verhalten gegenüber Praktikanten ist.
135. Maya, Revit, CATIA und ähnliche Software.
136. Die Geschichte von Groß-Apparaturen, einschließlich solcher, die fliegen.
137. Wie man den ökologischen Fußabdruck berechnet.
138. Drei brauchbare Adressen, wohin man mittags in fußläufiger Entfernung essen gehen kann.
139. Der Wert eines Menschenlebens.
140. Wer bezahlt.
141. Wer profitiert.
142. Den Venturi-Effekt.
143. Wie Leute pinkeln.
144. Was man nicht machen will, auch nicht gegen Geld.
145. Was im Kleingedruckten der Verträge steht.
146. Eine Ahnung von maritimer Architektur.
147. Eine Vorstellung von „zu weit weg“.
148. Eine Vorstellung von „zu nah dran“.
149. Bestattungsriten aus vielen unterschied­lichen Kulturen.
150. Wie groß der Einzugsbereich für eine Apotheke sein muss, um rentabel zu sein.
151. Wie groß der Einzugsbereich für eine rentable Untergrundbahn sein muss.
152. Welchen Einfluss die Struktur der eigenen Stadt darauf hat, wieviele Kilometer für frische Lebensmittel erforderlich sind.
153. Lewis Mumford und Patrick Geddes.
154. Capability Brown, André Le Nôtre, Frederick Law Olmsted, Muso Soseki, Ji Cheng und Roberto Burle Marx.
155. Konstruktivismus, rauf und runter.
156. Sinan.
157. Über Flüchtlings-Siedlungen aus erster Hand durch eigene Besuche und Gespräche mit Bewohnern.
158. Zur Geschichte und Techniken von Architekturdarstellung in allen Kulturen.
159. Eine Reihe von weiteren künstlerischen Medien.
160. Etwas über Chemie und Physik.
161. Über Geodäsie.
162. Über Geodäten.
163. Geomorphologie.
164. Geografie.
165. Leyes de Indias.
166. Kappadokien aus eigener Anschauung.
167. Die Bedeutung des Amazonas.
168. Wie man Löcher dicht bekommt.
169. Wovon man glücklich wird.
170. Notwendige Bestandteile einer angenehmen Schlafumgebung.
171. Den Blick von der Akropolis.
172. Wie man nach Santa Fe kommt.
173. Die Sieben Weltwunder der Antike.
174. Wo man in Brooklyn essen geht.
175. Die Hälfte dessen, was ein Londoner Taxifahrer so weiß.
176. Den Nolli-Plan.
177. Den Cerdà-Plan.
178. Den Plan Haussmann.
179. Steigung und Gefälle berechnen.
180. Wie man Fotos in einer Dunkelkammer entwickelt, und Photoshop.
181. Das erste Morgenlicht nach einer durchzech­ten Nacht.
182. Unterschiedliche Darstellungsweisen für Stammbäume und Taxonomien.
183. Betty Friedan.
184. Guy Debord.
185. Ant Farm.
186. Archigram.
187. Club Med.
188. Zwielicht in Dharamsala.
189. Solide Grundkenntnisse in Geometrie.
190. Die Belastbarkeit von Materialien (wenn auch nur intuitiv).
191. Die Halong-Bucht.
192. Was in Medellín erreicht wurde.
193. In Rio.
194. in Kalkutta.
195. In Curitiba.
196. In Mumbai.
197. Wer etwas macht? (Und die Pflicht, Platz für Freiwillige frei zu halten.)
198. Weshalb man der Überzeugung ist, dass Architektur etwas Gutes bewirken kann.
199. Laufzeiten für die Abschreibung.
200. Was alles rostet.
201. Brauchbare Modellbautechniken in Holz und Pappe.
202. Wie man ein Musikinstrument spielt.
203. Woher der Wind weht.
204. Die akustische Eigenschaften von Bäumen und Unterholz.
205. Wie man ein Gebäude vor Überschwemmung schützt.
206. Die Verbindung zwischen den Suprema­tisten und Zaha.
207. Über die Verbindung zwischen Oscar Niemeyer und Zaha.
208. Wo Norden (oder Süden) ist.
209. Wie man auf effiziente und höfliche Art Arbeitsanweisungen gibt.
210. „Stadtluft macht frei…“
211. “Sous les pavés, la plage!”
212. Und umgekehrt: Unter dem Strand liegen die Pflastersteine.
213. Seuchentheorie.
214. Die Bedeutung von Vitamin D.
215. Wie nah ist zu nah?
216. Die Möglichkeit, mithilfe von Stehend oder Langsamgewässern die Grundwasser vorräte aufzufüllen.
217. Den Tiefgang von Fähren.
218. Sicherheits- und Benimmmregeln für die Radfahrer.
219. Den Unterschied zwischen Gabionen und Schotter.
220. Die Akustik der Symphony Hall in Boston.
221. Wie man ein Fenster öffnet.
222. Wie groß der Erdumfang ist.
223. Wieviel Wasser eine Dusche verbraucht (in Litern).
224. Auf welche Entfernung man Gesichter erkennt.
225. Wie und wann man Mitglieder des öffentlichen Dienstes bestechen sollte (im Sinne des All­gemeinwohls).
226. Unterschiedliche Oberflächen-Bearbeitungen von Beton.
227. Unterschiedliche Arten von Verbundmauerwerk.
228. Friedrich Engels Text: „Zur Wohnungsfrage“.
229. Den bunten Zauber von griechischen Land-Städtchen.
230. Das Energie-Potenzial von Windkraft.
231. Die kühlenden Eigenschaften von Wind, auch bei Schornsteinen und mithilfe von thermischen Kamineffekten.
232. Paestum.
233. Strohballenbau.
234. Rachel Carson.
235. Freud.
236. Das Ausnahmetalent von Michel de Klerk.
237. Von Aalvar Alto.
238. Von Lina Bo Bardi.
239. Die nicht-pharmakologischen Kompo­nenten eines guten Clubs.
240. Mesa Verde.
241. Chichén Itzá.
242. Die eigenen Nachbarn.
243. Abmessungen und korrekte Ausrichtung
von Sportplätzen.
244. Selbsterneuerungskräfte von Marschen und Feuchtgebieten.
245. Die Fähigkeit von Feuchtgebieten, Sturmfluten und Hochwasser abzumildern.
246. Wie man einen wirklich eleganten Schnitt setzt.
247. Die (Un-)Tiefen des Begehrens.
248. Die Höhenflüge des Leichtsinn.
249. Ebbe.
250. Den Goldenen Schnitt und andere Verhältnismäßigkeiten.
Liste im pdf-Format. Übersetzung aus dem Englischen: Agnes Kloocke
Aus: What goes up. The right and wrongs of the city. Sorkin, Michael; London, Verso, 2018

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