#ClosedButOpen
Weltweit sind Museen in den letzten Wochen neue Wege gegangen, Kunst und Architektur über das Internet zu vermitteln. So trotzten sie dem Lockdown und prägen den digitalen Diskurs womöglich weit über die Krise hinaus. Eine Auswahl der Angebote – vom AzW, über die Elbphilharmonie bis zum MoMa in New York.
Text: Ehret, Ananda, Berlin
#ClosedButOpen
Weltweit sind Museen in den letzten Wochen neue Wege gegangen, Kunst und Architektur über das Internet zu vermitteln. So trotzten sie dem Lockdown und prägen den digitalen Diskurs womöglich weit über die Krise hinaus. Eine Auswahl der Angebote – vom AzW, über die Elbphilharmonie bis zum MoMa in New York.
Text: Ehret, Ananda, Berlin
Seit einigen Jahren ermöglich die Plattform Google Arts & Culture in einer riesigen digitalen Sammlung von Kunstwerken zu stöbern. Auch Ausflüge zum Taj Mahal, auf die Terrasse der Ville Savoye oder in den Konzertsaal der Elbphilharmonie sind im digitalen Raum kein neues Phänomen. Doch ob nun ein Gebäude oder ausgestellte Kunstwerke begutachtet werden – vergleichbar mit einem Besuch in der realen Welt sind die digitalen Erlebnisse kaum. Die holprige Navigation und die verzerrten Bilder im kleinen Bildschirm können den Museumsausflug am Wochenende, die vielfältigen Eindrücke und den Kaffee am Nachmittag nur bedingt ersetzen. Der virtuelle Raum, als Plattform für Kunst und Architektur, erfordert einen anderen, kreativeren Umgang, um nicht ausschließlich mit dem physischen Erleben konkurrieren zu müssen. In den vergangenen Wochen konnte man in den sozialen Netzwerken und auf öffentlichen Webseiten diverse Ansätze finden, die die Potenziale der digitalen Kommunikationsfläche herausarbeiten. Der kreative Umgang mit Medien und Narrativen haben ein buntes Angebot geschaffen, das den digitalen Diskurs auf vielfältige Weise bereichert.
Jene Ausstellungen, die schon liefen, als der Lockdown eintrat, fanden gut daran, eine direkte Brücke aus dem physischen in den digitalen Raum zu schlagen. Und so erinnert die virtuelle Tour durch den Pavillion de l’arsenal in Paris noch stark an das, zuvor beschriebene, virtuelle Google-Erlebnis. Die gezeigte Ausstellung „AI & 3D Architecture“ wird jedoch durch Fotos und Texte begleitet, die die Abfolge im Raum gliedern und den thematischen Zugang erleichtern. Einen anderen Weg der digitalen Kommunikation hat das Schweizerische Architekturmuseum gefunden. Auf der Facebook Seite des SAM führt Andreas Ruby, von der Kamera begleitet, durch die Ausstellung „Unterm Radar“. Er zeigt und bespricht die ausgestellten Arbeiten und bringt so das Museum ins Wohnzimmer der Zuschauer. Auch die reine Verwendung von Text und Bild kann einen interessanten digitalen Diskurs kreieren. Unter dem Titel #Closedbutopen gewährt das Architekturmuseum der TU Berlin Einblick in sein umfangreiches Archiv und ermöglicht durch seine Sammlung wunderschöner Handzeichnungen aus 250 Jahren Architekturgeschichte zu stöbern, während das Architekturzentrum Wien unter dem #AzWDecameron auf Instagram aktiv ist. Der digitale Kurs lehrt die Österreichische Architekturgeschichte und wird täglich mit Bildern aus der eigenen Sammlung gespeist.
Auf einigen Webseiten der großen Akteure wird deutlich, dass eine sorgsam kuratierte und vielfältige Kombination verschiedener Medien das digitale Erlebnis eindrücklich gestalten kann. Das Guggenheim Museum in New York beispielsweise bietet eine bunte, gut überschaubare Auswahl an Audiodateien, Bildmaterialien und Videos, die sowohl Gebäude, als auch Kunst für Kinder und Erwachsene erfahrbar macht. Die Audioführung der Podcast-Reihe 99% Invisible in Kombination zu den historischen Bildern des berühmten Gebäudes ist dabei ein besonderes Vergnügen. Ein weiteres Beispiel für den innovativen Umgang mit der digitalen Plattform ist das digitale Angebot des MoMa, das in seiner Programmreihe „Virtual Views“ unter anderem den Skulpturen Garten des Museums und die Ausstellung der Designerin Neri Oxman vorstellt. Beide Thematiken werden mit einem Video eingeleitet, das über das Museum und die Arbeit hinter den Kulissen berichtet. Aus der Perspektive eines Museumswächters und einer Kuratorin bieten die Videos persönliche Eindrücke, sodass die Zuschauer Bezug zu dem Ort aufbauen können, bevor sie sich in den Bildergalerien, Audiodateien, und Life Zoom Meetings verlieren.
Dem Museumsausflug in der physischen Welt, können die digitalen Möglichkeiten wohl nicht ersetzen. In der Not der vergangenen Wochen wurde aber deutlich, dass die unterschiedlichen Lösungsansätze der Museen und der innovative Umgang mit unterschiedlichen Medien, den digitalen Raum zu einer spannenden Kommunikationsfläche werden lassen. Hier wird der digitale Kunst- und Architekturdiskurs einem breiten Publikum zugänglich und ermöglicht vielfältige Formen der Auseinandersetzung. Es wird sich also zeigen, wie sich diese Potentiale in Zukunft weiter entfalten werden. Wünschenswert wäre ein diverser digitaler Raum der dem physischen Erleben – ergänzend – beiseite stehen kann.







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