Bauwelt

Bauhaus und documenta – eine Begegnung

Wie Ideen, Persönlichkeiten und Erkenntnisse wechselseitig Einfluss auf das Bauhaus und die documenta genommen haben, zeigt eine Ausstellung in der Neuen Galerie in Kassel. Und sie durchleuchtet die Mechanismen die aus beiden Institutionen weltweit bedeutende Marken haben werden lassen. Ergänzt wird sie durch eine virtuelle Ausstellung im Internet.

Text: Imsirovic, Tino, Berlin

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    Die Ausstellung in der Neuen Galerie in Kassel läuft noch bis zum 8. September 2019.
    Bild: Collage von TheGreenEyl, © documenta archiv / Foto: Carl Eberth

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    Die Ausstellung in der Neuen Galerie in Kassel läuft noch bis zum 8. September 2019.

    Bild: Collage von TheGreenEyl, © documenta archiv / Foto: Carl Eberth

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    Zwei Ikonen des Bauhaus Designs begrüßen den Besucher zu Beginn der Ausstellung.
    Foto: Tino Imsirovic

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    Zwei Ikonen des Bauhaus Designs begrüßen den Besucher zu Beginn der Ausstellung.

    Foto: Tino Imsirovic

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    Sieben Fragen leiten durch ...
    Foto: Tino Imsirovic

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    ... sieben Räume.
    Foto: Tino Imsirovic

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    Die Cover von Publikationen zu Bauhaus und documenta könnten vermutlich noch mehr Schauwände füllen.
    Foto: Tino Imsirovic

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    Die Cover von Publikationen zu Bauhaus und documenta könnten vermutlich noch mehr Schauwände füllen.

    Foto: Tino Imsirovic

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    Viele der berühmten Wagenfeld Leuchten in der Ausstellung sind Fälschungen und werden im Rahmen der Kasseler Museumsnacht am 7. September 2019 ...
    Foto: © documenta archiv / Nicolas Wefers

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    Viele der berühmten Wagenfeld Leuchten in der Ausstellung sind Fälschungen und werden im Rahmen der Kasseler Museumsnacht am 7. September 2019 ...

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    ... feierlich zerstört.
    Foto: Tino Imsirovic

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Bauhaus und documenta – eine Begegnung

Wie Ideen, Persönlichkeiten und Erkenntnisse wechselseitig Einfluss auf das Bauhaus und die documenta genommen haben, zeigt eine Ausstellung in der Neuen Galerie in Kassel. Und sie durchleuchtet die Mechanismen die aus beiden Institutionen weltweit bedeutende Marken haben werden lassen. Ergänzt wird sie durch eine virtuelle Ausstellung im Internet.

Text: Imsirovic, Tino, Berlin

Es ist ein Vergleich, der so noch nicht stattgefunden hat. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Bauhaus werden in einer Ausstellung des documenta Archivs mit der Universität Kassel in Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel zwei bedeutende deutsche Kulturmarken im Vergleich reflektiert. Das Bauhaus und die documenta stehen heute beide für ein fortschrittliches Deutschland, die die Wunden des Ersten Weltkrieges (Bauhaus) und die Verbrechen der Nazis im Dritten Reich (documenta) heilen wollten und sich durch die Kunst und Gestaltung einen gesellschaftlichen Fortschritt, eine kollektive Neujustierung versprachen. Beide Marken stehen heute somit für ein weltoffenes und modernes Deutschland.

Die Ausstellung, von dieser These ausgehend, verläuft entlang von sieben Fragen, die den Besucher durch sieben Räume führen. Die Kuratoren Daniel Tyradellis und Philipp Oswalt zeigen anhand von Fragestellungen wie „Was ist die Vision?“, „Wer soll erreicht werden?“ oder „Woran lässt sich Erfolg messen?“ die Verbindungen und Gegensätze die das Bauhaus und die documenta miteinander teilen und zeichnen ihre Entwicklung zu globalen Marken nach.
Auf über 500 qm im Untergeschoss der Neuen Galerie präsentiert die Ausstellung historische Originalwerke und Exponate aus den beiden Institutionen und verdichtet diese in Installationen zu neuen Erkenntnisräumen. Zur Frage „Wen interessiert’s?“ locken zwei große Schauwände, mit dutzenden Covern von Publikationen zu den beiden Marken verkleidet, zu einer Mediainstallation im hinteren Bereich. Hier werden Ausschnitte von Debattenbeiträgen von Abgeordneten im Bundestag und hessischen Landtag anlässlich der Jubiläumsfeiern zum Bauhaus und zu 60 Jahren documenta wiedergegeben. In dem Beitrag wird dem Besucher die politische Dimension der beiden Kulturinstitutionen bewusst vor Augen geführt. Das ist besonders bedeutsam, da das Bauhaus als auch die documenta immer auch als Austragungsorte für politische Deutungskämpfe genutzt werden.
Einen tiefergehenden Blick auf das Verhältnis der beiden Institutionen wirft die von Birgit Joos kuratierte virtuelle Ausstellung. Sie komplettiert die Ausstellung in der Neuen Galerie um neun längere und sieben kürzere Beiträge und ist im Internet abrufbar. Unter dem Titel „Wie viel Bauhaus steckt in der Documenta? Eine Spurensuche“ geht die Ausstellung in „Stories“ den Einflüssen von Bauhauspersönlichkeiten auf die ersten vier documenta-Ausstellungen nach und zeigt wie Ideen des Bauhaus in der Kasseler Werkakademie Einfluss fanden. Die „Close-ups“ durchleuchten einzelne Narrative genauer, beispielsweise Wassily Kandinskys Studien zur Farben- und Formenlehre. Hier schlägt sich auch ein Bogen zur „physischen“ Ausstellung in der Neuen Galerie. In dem Raum mit der Frage „Was soll sich ereignen?“ werden Kandinsky Studien im Original ausgestellt. Als Bauhauslehrer und Künstler, dessen Werke auf mehreren Documenta-Ausstellungen ausgestellt wurden, erschließt sich hier eine direkte Verbindung von Bauhaus und Documenta als auch von physischer und virtueller Ausstellung. Noch sind nicht alle Kapitel der virtuellen Ausstellung freigeschaltet – sie soll Stück für Stück weiterwachsen.
Der Ausstellung in der Neuen Galerie, die nicht mehr weiterwachsen wird aber einen großartigen Katalog hinterlässt, zeichnet sich durch ihren komparativen Charakter und die Reduktion auf einfache Darbietungen aus. Die vermeintlich einfachen Fragestellungen helfen, dass die Ausstellung leicht zugänglich ist. Auch werden Besucher, die nicht auf ein großes kunsthistorisches Hintergrundwissen zurückgreifen können, hier Gefallen finden.

Was also bleibt? Die Erkenntnis, dass im Bauhausjahr glücklicherweise eine aufschlussreiche Ausstellung, eine ausführliche Publikation, eine virtuelle Ausstellung und ein im Rahmen des Projekts Mitte Juni durchgeführtes Symposium mit dem Titel „Sind wir wirklich nie modern gewesen? Bauhaus und documenta in Wahlverwandschaft“ zu verwirklichen ist – und finanziert werden kann. Der Name macht’s möglich.
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Ausstellung: „bauhaus | documenta. Vision und Marke“
Laufzeit: 24. Mai bis 8. September
Ort: Neue Galerie, Schöne Aussicht 1, 34117 Kassel
Virtuelle Ausstellung: „Wie viel Bauhaus steckt in der documenta? Eine Spurensuche“
Laufzeit: 15. August bis 10. November
Ort: www.documenta-bauhaus.de
Symposium: „Sind wir wirklich nie modern gewesen? Bauhaus und documenta in Wahlverwandtschaft“
Termin: Samstag, 14. Juni und Sonntag, 15. Juni, 9–18 Uhr
Ort: Kunsthochschule Kassel, Menzelstraße 13-15, 34121 Kassel
Publikation: „bauhaus | documenta. Vision und Marke“
Hrsg. von Birgit Jooss, Philipp Oswalt, Daniel Tyradellis
Spector Books, Leipzig 2019
304 Seiten, zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen
ISBN 978-3-95905-299-3
32 Euro


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