Gesundes vom Allgäu
Therese Mausbach ist verblüfft über Fertighaus-Variationen mit gesunden Baustoffen und sehnt sich stattdessen nach Bergluft.
Text: Mausbach, Therese, Berlin
Gesundes vom Allgäu
Therese Mausbach ist verblüfft über Fertighaus-Variationen mit gesunden Baustoffen und sehnt sich stattdessen nach Bergluft.
Text: Mausbach, Therese, Berlin
Erstaunlich, aber wahr: Der Deutsche Umweltpreis geht in diesem Jahr nicht nur naheliegenderweise an eine Klimawissenschaftlerin, sondern zum ersten Mal auch an eine Bauunternehmerin. Unter Beifallsgejohle ihrer Zimmermänner übergab Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Lübecker Musik- und Kongresshalle die hochdotierte Ehrung an Dagmar Fritz-Kramer, der Geschäftsführerin von Bau-Fritz GmbH & Co. KG. Gelobt wurde insbesondere der ganzheitliche Recyclingansatz des auf Fertighäuser in Holzbauweise spezialisierten Unternehmens. Entsteht hier Einfach-Fertigbau von der Stange? Mit Sitz in der Allgäuer Marktgemeinde Erkheim führt die studierte Innenarchitektin und Wirtschaftsingenieurin Fritz-Kramer nicht nur mit großem Engagement, sondern auch mit warmherzigem Zungenschlag den von ihrem Urgroßvater Sylvester Fritz 1896 gegründeten Familienbetrieb im Sinne der Bauwende fort und setzt den Fokus auf „wohngesunde“ Baustoffe. Chemische Mittel werden vermieden, beispielsweise besteht die Baufritz-Dämmung aus Holzspänen, die, mit Soda und Molke imprägniert, natürlichen Brand- und Schädlingsschutz bieten. Es ist eines von 40 Patenten des mittelgroßen Unternehmens mit eigener Forschungsabteilung, wodurch Arbeitsprozesse vereinfacht werden und Eigenheime in großer Zahl ökologisch und energieeffizient ihrem ungeliebten Ruf in der Umweltbewegung entgegenwirken sollen. Das vermeintliche Gütesiegel im Bereich „schaffe, schaffe Häusle baue“ löst jedoch die Probleme bei alten von Leerstand geprägten Siedlungen wie die Kritik an immer neu entstehender Substanz nicht. Immerhin verkleiden Baufritz-Modulsysteme inzwischen auch sanierungsbedürftige Bestandsbauten – wie ein Holzmantel, das Dach wie ein aufgesetzter Hut mit Photovoltaikpaneelen – und erweitern sie, ohne lange Beeinträchtigung der Bewohnerinnen und Bewohner, erklärt Fritz-Kramer bei der Verleihung. Eine der größten Schwierigkeiten bestünde aus ihrer Sicht beim Abbau von bürokratischen Hürden in Baugenehmigungsprozessen und Bestandsanalysen. Das Preisgeld investiert Fritz-Kramer in die vom Klimawandel beeinträchtige Forstwirtschaft. Wie heilsam ist der Wald, wie schwerfällig die Verwaltung.
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