Leipziger gehen baden
Im Zentrum Ost von Leipzig sollen eine neue Schwimmhalle und ein Medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Der Gewinnerentwurf vom Büro gmp aus Berlin scheint ein alter Hut.
Text: Landes, Josepha, Berlin
Leipziger gehen baden
Im Zentrum Ost von Leipzig sollen eine neue Schwimmhalle und ein Medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Der Gewinnerentwurf vom Büro gmp aus Berlin scheint ein alter Hut.
Text: Landes, Josepha, Berlin
Im Leipziger Osten bewegt sich was. Der Eisenbahnstraße, auf der sich Modellbauladen, Halal-Markt und Jugendmissionsdienst die Hand reichen, haften diverse Negativ-Klischees an, „Die Zeit“ etwa betitelte sie noch vor zwei Jahren als „Schiefe Bahn“. Dabei tut sich einiges: Die Polizei zeigt mehr Präsenz, und die Kriminalität geht deutlich zurück. Die Anwohner sprechen davon, sich wohler und sicherer zu fühlen. Zum Wohnen ist die Gegend beliebt bei Studenten, jungen Familien und Flüchtlingen, ob erschwinglicher Mieten und kultureller Alltagsvielfalt. Ein nun geplantes neues Schwimmbad und ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) könnten ein weiterer Schritt nach vorn sein.
Das Verfahren für den von den Leipziger Sportbädern ausgelobten Wettbewerb zog sich über die Sommermonate dieses Jahres. Nach einer Überarbeitungsrunde erhielt der im Wettbewerb erstplatzierte Entwurf des Berliner Büros von gmp den Zuschlag. Die lokalen Akteure Sero Architekten konnten den Abstand aus der klaren Entscheidung der Jury, sie zweit zu platzieren, nicht aufholen, ebenso wenig die drittplatzierten Czerner Göttsch Architekten aus Hamburg. Und so wird wohl in Leipzig ein Schwimmbad entstehen, dass irgendwie schon einmal dagewesen scheint – vor zwei Jahren eröffnete an prominenter Stelle in Potsdam das „blu“, ebenfalls aus der Feder von gmp. Die Feder des Kollegen Redecke titelte schon damals: „banal“ (Bauwelt 18.2017). Es fällt schwer, Neues am Entwurf für Leipzig zu entdecken. Was doch erstaunt, ob des durchaus andersartigen Umfelds. Der Jurybericht liest sich holperig.
Von außen erinnert der Sieger an ein Sahnehäubchen auf Gelee. Im Inneren hüpfen weiße Decken auf und ab, wohl zur Spannungssteigerung. Rundherum läuft ein gläsernes Erdgeschoss, zum Aus- und Einblicken. Im Bericht des Preisgerichts wird die Erscheinung als zeitlos klare Formsprache erwähnt, die das Gebäude gut in den städtebaulichen Kontext einfüge. Im Übrigen scheinen, neben der guten Funktionalität des großzügigen Schwimmbadbereichs und der angemessen gesetzten Glasfassade im Westen, allerdings kritikwürdige Punkte zu überwiegen: Das MVZ wirke räumlich und gestalterisch unentschlossen, die umlaufenden Glasflächen ermöglichten eine nicht erwünschte Sichtbarkeit, die Tiefen der Schwimmbecken seien zu korrigieren, bestimmte Sichtbeziehungen herzustellen.
Dagegen steht die Einschätzung, dass der schließlich zweitplatzierte Vorschlag der Leipziger Sero durch ihre städtebauliche Setzung „besteche“. Die umfangreiche Auseinandersetzung der Architekten mit dem Umfeld, die in dem Vorschlag mündete, eine Verkehrsberuhigung vor der Halle anzudenken, würdigen die Juroren, ebenso die Behandlung der Baukörper – die Halle als großes ruhiges Volumen neben dem MVZ als punktuellem Akzent. Auch hier mangele es dem MVZ zwar an Ausformulierung, der Tenor zur Schwimmhalle jedoch klingt sehr wohlwollend: Die plastische Fassade und ihre hochwertige Materialität kamen gut an. Das Innere sei funktional passend bestückt, und dank der vorgesehenen Holzbinderstruktur ergäbe sich ein angenehm rhythmisierter Raum. Dass der Entwurf aufgrund der Anmerkungen, dass etwa die Foyerausrichtung angepasst, die Erreichbarkeit eines Turnraums nachgewiesen und die Beckenanordnung überdacht werden solle, den Kürzeren zog, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Es bleibt der Eindruck, die Juroren wussten, was sie wollten – einen Entwurf, der irgendwie schon einmal dagewesen scheint.
Nichtoffener Wettbewerb
1. Preis (30.400 Euro) gmp Generalplanungsgesellschaft, Berlin
2. Preis (21.280 Euro) SERO Architekten, Leipzig
3. Preis (13.680 Euro) Czerner Göttsch Architekten, Hamburg
Anerkennung (5320 Euro) Studio Gold, Leipzig
Anerkennung (5320 Euro) mlzd Architekten, Biel (Schweiz)
Fachpreisrichter
Ingo Andreas Wolf (Vorsitz), Dorothee Dubrau, Annette Menting, Angela Mensing-de Jong, Volker Giezek, Peter Arnke, Barbara Engel, Petra Meng
Auslober
Sportbäder Leipzig
1. Preis (30.400 Euro) gmp Generalplanungsgesellschaft, Berlin
2. Preis (21.280 Euro) SERO Architekten, Leipzig
3. Preis (13.680 Euro) Czerner Göttsch Architekten, Hamburg
Anerkennung (5320 Euro) Studio Gold, Leipzig
Anerkennung (5320 Euro) mlzd Architekten, Biel (Schweiz)
Fachpreisrichter
Ingo Andreas Wolf (Vorsitz), Dorothee Dubrau, Annette Menting, Angela Mensing-de Jong, Volker Giezek, Peter Arnke, Barbara Engel, Petra Meng
Auslober
Sportbäder Leipzig
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