Sonne! Yachten! Schampus!
Jan Friedrich hat sich nach drei Jahren pandemiebedingter Pause wieder einmal auf der Mipim umgesehen
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Sonne! Yachten! Schampus!
Jan Friedrich hat sich nach drei Jahren pandemiebedingter Pause wieder einmal auf der Mipim umgesehen
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Gerade frisch von der Mipim zurück. Sie wissen schon: die weltgrößte Immobilienmesse in Cannes. Wo unter der Frühlingssonne der Côte d’ Azur auf den Decks von Luxusyachten schwere Geldkoffer den Besitzer wechseln und bei reichlich Champagner die großen Deals abgeschlossen werden. So weit das alles überschattende Klischee. Ich selbst hielt während der drei Tage, die ich in Cannes war, tatsächlich nur ein einziges Mal ein Champagner-Glas in der Hand (nicht im Pavillonzelt von Paris, sondern nebenan „in London“). Und an Deck einer Luxusyacht verbrachte ich kaum eine Viertelstunde (schnell wurde klar, dass das Geschäftsmodell meines Gastgebers, CEO eines Start-ups, das online und „off market“ Investments ab einer Million Euro aufwärts vermittelt, nicht kompatibel war mit dem Geschäftsmodell, das ich vertrete). Dafür lief ich viele Kilometer durch das künstlich belichtete Labyrinth des Palais des Festivals, traf auf diesen und auf jene, ließ mir Neuigkeiten erzählen („Wie läuft es bei Ihnen in diesen unruhigen Zeiten?“). Ein Highlight: Gut eine Stunde war ich zu Gast in der engen Kajüte eines charmanten kleinen Segelboots, auf dem sympathische dänische Architekten wohnten und arbeiteten, die mir ihre sympathischen Projekte vorstellten. (Ein solches Segelboot könne man zu bezahlbaren Konditionen über Airbnb mieten, hieß es.) Zwischendrin brannte mir immer wieder die südfranzösische Sonne auf mein blankes Haupt (ja, hier blieb die Realität in diesem Jahr kein Stückchen hinter dem Klischee zurück). Und, weil die Mipim einfach der Ort für sich selbst bestätigende Vorurteile ist, zum Schluss noch eines: Der A320, der mich von Zürich, wo ich umsteigen musste, nach Nizza brachte, war zum überwiegenden Teil für Passagiere der Business Class reserviert. (Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich saß in einer der wenigen Reihen hinter dem Vorhang.) Wenn also der Immobilienmarkt infolge von Inflation, steigenden Zinsen und allgemeiner weltweiter politischer Verunsicherung ins Stocken geraten ist – oder gar weitgehend zum Erliegen kommen sollte, wie manche befürchten: An fehlendem Kapital in der Branche kann es kaum liegen.
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