Bauwelt

Wolfgang Pehnt

1931-2023

Text: Bachmann, Wolfgang, Deidesheim

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Foto: Felix Beuter

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Wolfgang Pehnt

1931-2023

Text: Bachmann, Wolfgang, Deidesheim

Mit Wolfgang Pehnt teilte ich mir vor einiger Zeit ein Podium. Aber ich weiß nicht, ob wir eine spannende Diskussion geliefert haben. Denn worauf die Voyeure im Publikum immer warten, nämlich auf bitter streitende Kombattanten, die sich im Eifer des Gefechts zu zitierfähigen Animositäten hinreißen lassen, davon blieben wir weit entfernt. Ich übernahm die Rolle des Halbgescheiten, und Pehnt beruhigte wie ein Therapeut meine klaffenden Wissenslücken in der jüngeren Baugeschichte. Am Ende waren wir uns so sympathisch, dass wir beschlossen, künftig beim Du zu bleiben. Gelegenheit dazu gab es nicht mehr. Wolfgang Pehnt ist am 15. Oktober in Heidelberg gestorben.
Vor zwei Jahren hatte ich Gelegenheit, ihm in dieser Zeitschrift (Bauwelt 18.2021) zu seinem 90. Geburtstag zu gratulieren. Das dort Gesagte brauche ich nicht zu wiederholen. Bedrückend ist, dass diese klugen Architektur-Begleiter, zu denen Pehnt gehörte, immer weniger werden. Natürlich stirbt die Gattung nicht aus, aber man hatte sich an eine verlässliche Umgebung gewöhnt, man verfolgte, wer was publizierte oder vortrug und freute sich, wenn man sich bei irgendwelchen Anlässen traf und einen scharfsinnigen Kommentar mitnehmen durfte.
Dem zwanzig Jahre älteren Pehnt bin ich zunächst wie ein Schüler begegnet. 1973 war seine „Architektur des Expressionismus“ erschienen, eine Fundgrube für meine Dissertation. Später wurde er zum Kollegen, um den jedoch immer ein gewisser Nimbus leuchtete. Man konnte nicht mal schnell einen Artikel bei ihm bestellen. Es gehörte sich einfach, dass man sich auf so eine Text-Akquise gründlich vorbereitete. Wenn er zusagte – was für ein Glück! – nahm man das als persönliche Leistung, als sei damit die Bedeutung der Zeitschrift, für die man arbeitete, wieder ein Stück gewachsen: Leute, Pehnt schreibt bei uns! Der gefragte Autor war Lektor und Hochschullehrer, arbeitete wissenschaftlich als Architekturhistoriker, aber unverwechselbar brillierte er als Journalist. Er wollte über Architektur nicht mit „entsagungsvoller Sachlichkeit“ referieren, es ging ihm auch nicht in erster Linie um richtig oder falsch, sondern um eine nachvollziehbare Meinung hinter den Fakten. Sein Talent zeigte sich dabei, das richtige Attribut zu finden, den beiläufigen Nebensatz, die leise Ironie, die sprach­lichen Anleihen bei anderen Genres, um die beliebigen Kategorien von schön und hässlich zu verlassen. Man mochte das einfach lesen, und unvermeidlich merkte man es sich, weil es so elegant und treffend formuliert war. Dabei war er kein Unterhalter, mit Preisen und Ehrungen ausgezeichnet galt er als seriöse Kapazität. Eine Kategorie, die er sicher abgelehnt hätte, aber mit seiner hageren Gestalt und dem stoppelgrauen, altersweise durchfurchtem Kopf auch glaubhaft ausfüllte.
Tatsächlich, Pehnt wurde 92. Wenn man seine Literaturliste sieht, die Buchpakete mit den unendlichen Quellenangaben, Registern, Biographien und Zeittafeln, dann müsste er eigentlich viel älter gewesen sein.

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