Athens’ Polykatoikias 1930–1975
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Athens’ Polykatoikias 1930–1975
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Der nebenstehend besprochene Architekturführer Athen ist für Architekturinteressierte mit Reiseziel griechische Hauptstadt unverzichtbar. Architekt Kilian Schmitz-Hübsch hat eine wunderbare Ergänzung dazu verfasst, die ebenfalls ins Reisegepack gehört. Wunderbar warum? „Athens’ Polykatoikias 1930–1975“, 2023 im Kett-ler Verlag erschienen und bereits vergriffen, ist eine gründliche und anschaulich präsentierte Recherche zu jenem mehrgeschossigen Gebäudetyp, der das rapide Wachstum der Stadt Athen in der Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Ursprünglich als großstädtisches Apartmenthaus entwickelt, haben sich diese flexibel teilbaren Stahlbetonskelettbauten längst funktional diversifiziert, mit gewerblichen Nutzungen zum Teil bis in die Obergeschosse. Richard Woditsch hatte zu diesem Stadtbaustein schon 2018 ein Buch vorgelegt (Bauwelt 22.2019). Doch während sein „The Public Private House” weit ausgriff in Stadtgeschichte und Baupolitik und andererseits auf wenige Einzelbeispiele fokussierte, stehen bei Schmitz-Hübsch die Häuser in der ersten Reihe: Chronologisch sortiert in die Jahre 1930–45, 1945–60 und 1960–75 und in diesen Abschnitten wiederum zusammengefasst zu Entwicklungssträngen wie „Modern Movement“, „Interwar Classicism“, „Greek Bourgeois“ und „Early Horizontalism“, um nur ein paar zu nennen, präsentieren der Autor und der Fotograf Dimitris Kleanthis 76 Bauten, Wegmarken der Entwicklung, die einerseits Sonderwege, an-dererseits typologische Weiterentwicklungen darstellen und, ganz nebenbei, auch die Entwicklung des Landes widerspiegeln. Ein großes Foto und ein Regelgeschossgrundriss sowie ein knapper Text werden dabei jedem Beispiel zuteil, manche aber werden uns auf mehreren Seiten mit einer kleinen Fotoserie nahegebracht, die auch Einblicke ins Innere gewähren, in die Treppenhäuser, Wohnungen und Dachgärten. Zwischen den Zeitabschnitten sind tiefe-re Analysen der Grundrisse, Erschließungssystematik und Balkone geschaltet, die das auf den Fotos nur ausschnitthaft dargestellte weiter erklären – vor allem die Zeichnungen der Hauseingänge sind dabei eine echte Bereicherung, da bei den Gebäudepräsentationen das Erdgeschoss fehlt. Auch wenn es das Handgepäck noch schwerer macht: für jede Athen-Reise ein unverzichtbarer Begleiter. Also Augen auf im Antiquariatsbuchhandel!
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