Mapping the Croatian Coast
A Road Trip to Architectura Legacies of Cold War and Tourism Boom
Text: Hamm, Oliver G., Berlin
Mapping the Croatian Coast
A Road Trip to Architectura Legacies of Cold War and Tourism Boom
Text: Hamm, Oliver G., Berlin
Die Architektur aus der Zeit des ehemaligen Jugoslawiens genießt spätestens seit der Ausstellung „Towards a Concrete Utopia“ im New Yorker MoMA 2018 eine besondere Aufmerksamkeit. Nun hat der Jovis Verlag, der bereits 2013 das Buch „Holidays After the Fall. Seaside Architecture and Urbanism in Bulgaria and Croatia“ veröffentlicht hat, einen Studienband des Forschungsbereichs Wohnbau und Entwerfen der Technischen Universität Wien zur kroatischen Küste vorgelegt. Dieser kommt auf den ersten Blick wie ein Reiseführer daher, tatsächlich hat er aber viel mehr zu bieten. Ausgehend von einem Roadtrip zu den architektonischen Vermächtnissen des Kalten Krieges und des Tourismusbooms – so der Untertitel der englischsprachigen Publikation „Mapping the Croatian Coast“ – dokumentiert er 17 Fremdenverkehrs- und Militärbauten zwischen Rijeka und Dubrovnik, die größtenteils seit der Fertigstellung der Adria-Schnellstraße (Jadranska Magistrala) 1965 entstanden waren.
Der Reiseführerteil des Buches mit einigen – trotz des oft beklagenswerten bis gar ruinösen Zustandes immer noch sehr imposanten – Beispielen einer eigenständigen Moderne im blockfreien Jugoslawien kann leider nur teilweise überzeugen: Detaillierten Einzelstudien wie zum ehemaligen Kinderferienresort Kravica in Baška Voda (1963/64) und zum ehemaligen Motel Sljeme Trogir (1964/65) stehen größtenteils kurze Abhandlungen der meisten anderen Bauwerke mit oft wenig aussagekräftigen Abbildungen gegenüber. Umso mehr beeindruckt so mancher begleitende Essay, insbesondere Michael Zinganels „From Social Tourism to A Mass Market Consumer Paradise“, in dem der Bogen von den Anfängen einfacher sozialistischer Urlaubsunterkünfte für einheimische Werktätige und ihre Familien (oder das Militär) bis zu den auf Touristen aus dem kapitalistischen Ausland ausgerichteten Ferienparadiesen geschlagen wird.
Abgerundet und vertieft wird die Publikation durch acht herausnehmbare Faltkarten, die speziellen Analysen gewidmet sind, etwa dem Tourismusboom (auch seinen Schattenseiten) an der östlichen Adria-Küste, der Schnellstraße mit ihren Folgeerscheinungen (nicht nur in touristischer Hinsicht) sowie dem Potenzial von Ruinen. Auf der letztgenannten Faltkarte sind ein paar Innenaufnahmen zu sehen, auf die im Reiseführerteil aus unerfindlichen Gründen verzichtet wurde. Diese Studentenarbeiten mit einer erstaunlichen Recherchetiefe gewährleisten zahlreiche Einblicke in Bereiche, die dem gewöhnlichen Reisenden normalerweise verborgen bleiben. Allerdings erweist sich die gewählte Darstellungsform als Faltkarte in einigen Fällen als fragwürdig und die oft viel zu kleine Schriftgröße insbesondere der Legenden zu Tabellen und Grafiken sogar als echtes Ärgernis – da hilft manchmal die beste Gleitsichtbrille nicht weiter.
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