Bauwelt

Professionelle Werk- und Montageplanung

Interview mit Christian Hellmund, gmp Architekten, zum Umbau des Dresdner Kulturpalastes

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Christian Hellmund Architekturstudium an der TU Dresden; 2004–2008 Büro Rohdecan Architekten Dresden, 2008–2009 Lehrauftrag an der TU Dresden, seit 2009 Mitarbeiter im Büro von Gerkan, Marg und Partner, Projektarchitekt Kulturpalast Dresden
    Stephan Schütz Architekturstudium an der TU Braunschweig; 1994 Mitarbeit im Büro von Gerkan, Marg und Partner, 2000–2004 Büroleitung in Peking, zusammen mit Wei Wu, seit 2006 Partner im Büro von Gerkan, Marg und Partner und Büroleitung in Berlin, zusammen mit Hubert Nienhoff, Projektleitung Kulturpalast Dresden
    Foto: gmp

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    Christian Hellmund Architekturstudium an der TU Dresden; 2004–2008 Büro Rohdecan Architekten Dresden, 2008–2009 Lehrauftrag an der TU Dresden, seit 2009 Mitarbeiter im Büro von Gerkan, Marg und Partner, Projektarchitekt Kulturpalast Dresden
    Stephan Schütz Architekturstudium an der TU Braunschweig; 1994 Mitarbeit im Büro von Gerkan, Marg und Partner, 2000–2004 Büroleitung in Peking, zusammen mit Wei Wu, seit 2006 Partner im Büro von Gerkan, Marg und Partner und Büroleitung in Berlin, zusammen mit Hubert Nienhoff, Projektleitung Kulturpalast Dresden

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    Originäre Fassaden des Kulturpalastes und große Teile des Foyers bleiben erhalten.
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    Die Verglasungen werden erneuert.
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    Dort, wosich die Multifunktionshalle befand, wird ein komplett neuer Konzertsaal in das Gebäude integriert.
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    Dort, wosich die Multifunktionshalle befand, wird ein komplett neuer Konzertsaal in das Gebäude integriert.

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    Schema der Tragelemente für die Saaldecke aus höhenversetzter Gipskartonbeplankung.
    Visualisierungen: Lindner Group

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    Schema der Tragelemente für die Saaldecke aus höhenversetzter Gipskartonbeplankung.

    Visualisierungen: Lindner Group

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    Mock-up eines Innenraumsegments des Konzertsaals. Er entstand in Kooperation mit der Lindner Group. In einem Zeitraum von drei Jahren wurden zahlreiche akustische Messungen durchgeführt.
    Foto: gmp

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    Mock-up eines Innenraumsegments des Konzertsaals. Er entstand in Kooperation mit der Lindner Group. In einem Zeitraum von drei Jahren wurden zahlreiche akustische Messungen durchgeführt.

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    Die Lindner Group lieferte ein Spezialgerüst für die Montage, das der komplexen Saalstruktur angepasst werden musste. Ausbau, untere Saaiwand aus Roteiche, mit FIREwood
    Visualisierungen: Lindner Group

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    Die Lindner Group lieferte ein Spezialgerüst für die Montage, das der komplexen Saalstruktur angepasst werden musste. Ausbau, untere Saaiwand aus Roteiche, mit FIREwood

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Professionelle Werk- und Montageplanung

Interview mit Christian Hellmund, gmp Architekten, zum Umbau des Dresdner Kulturpalastes

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Herr Hellmund, welche baulichen Besonderheiten hat für Sie der Dresdner Kulturpalast von 1969, welche charakterisieren das Haus und galt es zu bewahren?
Der Entwurf für den Kulturpalast markiert den Wendepunkt vom Neoklassizismus sowjetischer Prägung zur Moderne. Die Entwurfsverfasser Leopold Wiel und Wolfgang Hänsch realisierten ein Bauwerk von struktureller, konstruktiver Einfachheit, schlicht und elegant in der Erscheinung. Über einem Natursteinsockel schweben horizontale weiße Scheiben, die die Obergeschosse aufspannen. Im Inneren erfolgte eine Fokussierung auf die Auswahl weniger, aber hochwertiger Materialien und deren Fügung. Diesen grundsätzlichen Kanon gilt es mit dem Umbau und der Modernisierung zu erhalten. Gleichzeitig war der Kulturpalast zu Beginn unserer Planungen natürlich auch geprägt von Mängeln der Zeit und zwischenzeitlich erfolgten Umbauten, die den Glanz des Bauwerks verblassen ließen. Diesen gilt es wieder zu beleben.
Welche Teile stehen unter Denkmalschutz?
Für den Kulturpalast wurden in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden die notwendigen Maßnahmen definiert. Dem lag die Vereinbarung zugrunde, dass auf der äußeren baulichen Hülle und den öffentlichen Foyers höchste Priorität bei Erhaltung von Originalsubstanz liegt. Im Kern des Hauses hingegen wurde in Abstimmung mit allen Beteiligten der Neubau des Konzertsaales – und damit auch ein Rückbau vorhandener Substanz – möglich. Über die sehr gute und kooperative Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und den Denkmalbehörden konnte erreicht werden, dass neben den anspruchsvollen bildkünstlerischen Bauelementen wie zum Beispiel den Bronzetüren am Altmarkt und den Wandfriesen im Foyer auch die originären Metallfassaden vollständig sowie maßgebliche Teile der öffentlichen Foyers, wie Holz- und Natursteinbekleidungen, Handläufe und Strukturdecken, erhalten bleiben bzw. wiederentstehen.
Welche Mängel wies der alte Saal auf?
Der im Bestand vorhandene Saal war typologisch eine Multifunktionshalle – mit für die damalige Zeit beeindruckender Technik – und entsprach damit nicht dem Wunsch der Stadt nach einem Konzertsaal für überwiegend philharmonische Orchesterdarbietungen. Mit dem bestehenden Saal waren vor allem gravierende Nachteile für philharmonische Nutzungen verknüpft: die enorme Breite sowie Raumhöhe über dem sehr ungünstig dimensionierten Podium, zu geringe Nachhallzeiten, zu wenig Dynamik aufgrund einer akustisch nicht geschlossenen Hülle und vielfältiger Absorptionen. Der Saal war dadurch bei einer Bespielung durch das philharmonische Orchester insgesamt viel zu leise in seiner Raumantwort. Der Konzertsaal entsteht als vollständig neuer, eigenständiger Raum, der über architektonisch spannende Seitenfoyers an den Bestand anknüpft. Er entwickelt seine eigene Ästhetik und nutzt daher ganz bewusst keine Elemente des Bestands. Hierdurch entsteht ein wahrnehmbarer Dialog zwischen Hülle und Kern. Er erfüllt alle Anforderungen an eine ausgezeichnete Raumakustik für konzertante Nutzungen und ein entsprechendes Klangerlebnis: von der Nachhallzeit des Saals über den akustischen Raumeindruck über eine gute Verständlichkeit der Musiker untereinander bis hin zur Dynamik des Saals, auf die durch die Akustiker besonders großer Wert gelegt wurde. Über dem Orchesterpodium ist zur Optimierung des Zusammenspiels ein in der Höhe verstellbarer Bühnenreflektor vorgesehen. Darüber hinaus sind in dem Saal auch andere Veranstaltungsformate wie Konzerte, Shows bis hin zu Kongressen möglich.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit beim Bau der Saalwände und -decke sowie der Böden mit der Lindner Group aus Arnstorf?
Die mit der Planung unseres Büros in intensiver Abstimmung mit dem Akustiker entwickelten Oberflächenstrukturen – mit sehr hohen Anforderungen an die Bauteilmasse und an eine dichte Fügung der Ausbauelemente - wurden neben einer konventionellen Planung mit allen Details in einem 3D-Modell an die Lindner Group übergeben. Die exakte Technologie zur Fertigung der überwiegend in konventioneller handwerklicher Bauart errichteten Decken- und Wandstruktu­-ren wurde dann durch die Lindner Group in eine professionelle Werk- und Montageplanung um­gesetzt und an einem großmaßstäblichen Mock-up getestet – und in gemeinsamer Suche nach dem besten Ergebnis perfektioniert. Der in den Konzertsaal eingebaute Doppelboden ist ein System der Lindner Group, das geringfügig an die Besonderheiten des Rohbaus angepasst wird. Mit dem im Maßstab 1:10 im Messlabor der Akustiker errichteten Mock-up wurde über mehrere Umbauzyklen und über einen Zeitraum von drei Jahren zahlreiche akustische Messungen durchgeführt. Die Messungen am Modell erfolgten zusätzlich zu zahlreichen Computersimulationen, um über eine Optimierung der Oberflächenstrukturen die Raumakustik des neuen Konzertsaals zu perfektionieren. Abschließend wurden die Fügungen an dem Modell nochmals durch die Akustiker bewertet und zur Fertigung im eigentlichen Konzertsaal freigegeben. Das Mock-up steht heute neben der Baustelle und kann besichtigt werden.
Warum entschied man sich für Roteiche?
Bereits im Wettbewerb hatten wir für den Neubau des Konzertsaals eine Materialität vorgeschlagen, die einen angenehmen warmen Raumeindruck und gleichzeitig das Gefühl der Dauerhaftigkeit vermittelt. Mit der Roteiche fiel die Wahl auf eine in unseren Regionen verfügbare, robuste Holzart, die sich gut in die Ästhetik der im Bestand vorhandenen Furniere fügt.
Wurden mit der Lindner Group speziell kon­zipierte Verkleidungselemente beim neuen, weinbergförmigen Saal erforderlich?
Wie jeder Konzertsaal ist auch der neue Saal im Kulturpalast ein hochgradig individuell gefertig­-ter Ausbau, bei dem alle Decken- und Wandaufbauten speziell und auf die jeweiligen akustischen bzw. nutzungstechnischen Anforderungen hin konzipiert werden. Dabei konnten wir neben unseren eigenen Erfahrungen beim Bau von Konzertsälen auf die vielfältigen handwerklichen Erfahrungen der Lindner Group zurückgreifen und die Ansprüche der zukünftigen Nutzer, der Akustiker und des Betreibers mit den Produk­ten bzw. handwerklichem Know-how von Lindner Group umsetzen.
In welcher Form werden Sie mit dem Licht den Konzertsaal neu definieren?
Die Lichtplanung wurde durch unser Büro in bewährter Partnerschaft mit dem Lichtplaner conceptlicht, Helmut Angerer, entwickelt. Über die Intensität und die Auswahl der vorgesehenen Beleuchtungsgruppen lassen sich verschiedene Stimmungen im Konzertsaal erzeugen, die der jeweiligen Nutzung individuell angepasst werden können.
Stellte die Einfügung der fest installierten Orgel ein großes Problem dar?
Die Konzertsaalorgel war von Anfang an ein fester Bestandteil unseres Entwurfs. Aufgrund der bei Projektbeginn nicht abschließend geklärten Finanzierung der Orgel wurde zwischenzeitlich über eine zeitliche Verschiebung des Orgeleinbaus nachgedacht. Dank des großen Engagements der Dresdner Bürgerschaft bei der Finanzierung ist diese Hürde jedoch nun gemeistert und die Orgel gehört fest zum Gesamtkonzept des neuen Konzertsaals.
Welche Möblierung wird der Saal haben?
Der neue Raum erhält Konzertsaalstühle, die unser Büro speziell für Dresden entworfen und entwickelt hat. Für den Stuhl wurden bereits Prototypen gebaut, die in den nächsten Wochen
im Labor der Akustiker hinsichtlich ihrer akus­tischen Eigenschaften geprüft werden. Mit der Fertigung wird im Frühsommer begonnen.
Werden gmp Architekten auch an den Fassaden des Kulturpalastes deutlich sichtbare Veränderungen vornehmen?
Sichtbarste Veränderung wird der Wiedereinbau einer überwiegend transparenten Verglasung in den Obergeschossen sein, so wie sie bereits zur ersten Eröffnung des Hauses im Jahr 1969 vorhanden war.
Fakten
Architekten gmp Architekten, Hamburg
aus Bauwelt 5.2016
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