„606“-Showapartment in München
„Es ist wesentlich einfacher, etwas zu vermitteln, womit man selbst lebt“
Text: Paul, Jochen, München
„606“-Showapartment in München
„Es ist wesentlich einfacher, etwas zu vermitteln, womit man selbst lebt“
Text: Paul, Jochen, München
Fünf Zimmer, Fischgrätparkett, Stuck, hohe Decken: Im vergangenen Jahr haben Michael Haberbosch und Monika Hary in einer Altbauwohnung in der Sendlinger Straße in München ein komplett mit „606“-Regalen ausgestattetes „Vitsœ-Apartment“ eröffnet.
Hersteller Vitsœ hat Dieter Rams’ Minimal-Design-Klassiker in den letzten Jahren zum System erweitert. Die Tablare, Kästen, Tische und Auszüge lassen sich zu einem Sideboard ebenso kombinieren wie zu einem offenen Kleiderschrank, einem Raumteiler oder einem Schreibtisch – und natürlich zu Regalen für Bücher, CDs und Michael Haberboschs hochkarätige Sammlung von Braun-Klassikern aus der Ära von Dieter Rams.
Michael Haberbosch, sie verkaufen „606“ seit 1968. 40 Jahre im Auftrag ein- und desselben Unternehmens – das ist eine heute seltene Berufsbiographie.
Michael Haberbosch | Ebenso wie die Geräte von Braun – Sony mag besser geklungen haben, konnte aber in meinen Augen gestalterisch nicht bestehen – hat mich „606“ mein gesamtes Leben begleitet. Im Erdgeschoss des Hauses, in dem ich seinerzeit wohnte, war ein Einrichtungsgeschäft: Nach meiner ästhetischen Sozialisation – meine Eltern waren komplett in Louis XVI. eingerichtet – eine Offenbarung. Deshalb hatte ich außer einer Matratze und diesem Regal auch erst einmal nichts.
Monika Hary | Obwohl ich eher zufällig und designtheoretisch ohne jede Vorbildung zu Vitsœ kam – eine Freundin hat mich vermittelt –, habe ich bald nach meinem Beginn dort meine kompletten Möbel entsorgt und mich neu eingerichtet.
Bevor Sie im letzten Jahr nach München kamen, waren Sie 15 Jahre in Irland.
Michael Haberbosch | Und davor sind wir erst einmal drei Jahre mit einem VW-Bus quer durch ganz Europa gefahren, haben unterwegs halt gemacht, wo es uns gefiel – und uns unterschwellig immer gefragt, ob wir dort leben könnten: Die Türkei war zwar schön, aber die Inflation astronomisch...
Monika Hary | ... Portugiesisch als Sprache zu schwierig, und die Apfelernte in der Provence auf die Dauer auch nicht das Richtige. So wenig ich die Erfahrung missen möchte – aber ganz ohne Design ging es dann doch nicht, das haben wir bald erkannt. Und so kamen wir 1996 nach Irland.
Irland würde man nun nicht als erstes mit minimalistischem Design à la Rams in Verbindung bringen ...
Michael Haberbosch | In Irland hatte der wirtschaftliche Aufschwung gerade begonnen, aber in Bezug auf zeitgenössisches Design war es in der Tat Entwicklungsland. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Jedes Interior-Design-Magazin wollte einen Beitrag über uns haben.
Monika Hary | Für Irland war die reduzierte Ästhetik des „606“ damals völlig ungewohnt. Als wir einmal Blumenvasen dekorierten, kamen die Leute und wollten Blumen kaufen. Also haben wir ihnen die Vasen verkauft und die Sträuße dazugegeben. 2003 haben wir unseren Laden in Cork dann gegen ein Haus aus den 1930er Jahren getauscht – renovierungsbedürftig, aber direkt an der Küste gelegen. Dort haben wir gleichzeitig gewohnt und unsere Kollektion präsentiert: Nachdem die meisten Kunden sowieso wissen wollten, wie wir leben, lag es nahe, ihnen die Möbel im Gebrauch zu zeigen, zu zeigen, dass sie nicht nur in einem Showroom, sondern auch in einem ländlichen „Cottage-Ambiente“ funktionieren. Daran haben wir zunehmend Gefallen gefunden. Das ist im Kern auch die Idee hinter dem Vitsœ-Apartment: Es ist wesentlich einfacher, etwas zu vermitteln, womit man selbst lebt.
Und dann: von der irischen Küste auf die Sendlinger Straße ...
Monika Hary | Das war ein Kulturschock, aber nach 15 Jahren auch eine willkommene Herausforderung.
Michael Haberbosch | Geschäftlich haben wir in München bei Null angefangen, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Parallel zum Apartment denken wir über ein kleines Ladengeschäft nach ...
Michael Haberbosch, sie verkaufen „606“ seit 1968. 40 Jahre im Auftrag ein- und desselben Unternehmens – das ist eine heute seltene Berufsbiographie.
Michael Haberbosch | Ebenso wie die Geräte von Braun – Sony mag besser geklungen haben, konnte aber in meinen Augen gestalterisch nicht bestehen – hat mich „606“ mein gesamtes Leben begleitet. Im Erdgeschoss des Hauses, in dem ich seinerzeit wohnte, war ein Einrichtungsgeschäft: Nach meiner ästhetischen Sozialisation – meine Eltern waren komplett in Louis XVI. eingerichtet – eine Offenbarung. Deshalb hatte ich außer einer Matratze und diesem Regal auch erst einmal nichts.
Monika Hary | Obwohl ich eher zufällig und designtheoretisch ohne jede Vorbildung zu Vitsœ kam – eine Freundin hat mich vermittelt –, habe ich bald nach meinem Beginn dort meine kompletten Möbel entsorgt und mich neu eingerichtet.
Bevor Sie im letzten Jahr nach München kamen, waren Sie 15 Jahre in Irland.
Michael Haberbosch | Und davor sind wir erst einmal drei Jahre mit einem VW-Bus quer durch ganz Europa gefahren, haben unterwegs halt gemacht, wo es uns gefiel – und uns unterschwellig immer gefragt, ob wir dort leben könnten: Die Türkei war zwar schön, aber die Inflation astronomisch...
Monika Hary | ... Portugiesisch als Sprache zu schwierig, und die Apfelernte in der Provence auf die Dauer auch nicht das Richtige. So wenig ich die Erfahrung missen möchte – aber ganz ohne Design ging es dann doch nicht, das haben wir bald erkannt. Und so kamen wir 1996 nach Irland.
Irland würde man nun nicht als erstes mit minimalistischem Design à la Rams in Verbindung bringen ...
Michael Haberbosch | In Irland hatte der wirtschaftliche Aufschwung gerade begonnen, aber in Bezug auf zeitgenössisches Design war es in der Tat Entwicklungsland. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Jedes Interior-Design-Magazin wollte einen Beitrag über uns haben.
Monika Hary | Für Irland war die reduzierte Ästhetik des „606“ damals völlig ungewohnt. Als wir einmal Blumenvasen dekorierten, kamen die Leute und wollten Blumen kaufen. Also haben wir ihnen die Vasen verkauft und die Sträuße dazugegeben. 2003 haben wir unseren Laden in Cork dann gegen ein Haus aus den 1930er Jahren getauscht – renovierungsbedürftig, aber direkt an der Küste gelegen. Dort haben wir gleichzeitig gewohnt und unsere Kollektion präsentiert: Nachdem die meisten Kunden sowieso wissen wollten, wie wir leben, lag es nahe, ihnen die Möbel im Gebrauch zu zeigen, zu zeigen, dass sie nicht nur in einem Showroom, sondern auch in einem ländlichen „Cottage-Ambiente“ funktionieren. Daran haben wir zunehmend Gefallen gefunden. Das ist im Kern auch die Idee hinter dem Vitsœ-Apartment: Es ist wesentlich einfacher, etwas zu vermitteln, womit man selbst lebt.
Und dann: von der irischen Küste auf die Sendlinger Straße ...
Monika Hary | Das war ein Kulturschock, aber nach 15 Jahren auch eine willkommene Herausforderung.
Michael Haberbosch | Geschäftlich haben wir in München bei Null angefangen, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Parallel zum Apartment denken wir über ein kleines Ladengeschäft nach ...
0 Kommentare