Bauwelt

Brandwandlang

Erweiterung der Schiller-Bibliothek in Berlin-Wedding

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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1. Preis: AV1 Architekten, Kaiserslautern
Modellfoto: Hans-Joachim Wuthenow

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Brandwandlang

Erweiterung der Schiller-Bibliothek in Berlin-Wedding

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Die Schiller-Bibliothek neben dem Rathaus von Fritz Bornemann in Berlin-Wedding soll erweitert werden. Die Stadt erhofft sich einen Entwicklungsimpuls für die Gegend um die Müllerstraße.
Das Rathaus von Berlin-Wedding ist der optische Ruhepunkt in der quirlig-lauten Müllerstraße. 1925–30 von Friedrich Hellwig errichtet, steht es mit seiner auf jede formale Übertreibung verzichtenden Backsteinfassade für eine Haltung, die nicht Pomp und Pathos benötigt, um öffentlichem Repräsentationsbedürfnis zu genügen. Mitte der 60er Jahre erweiterte Fritz Bornemann den markanten Eckbau mit ei­nem Ensemble aus Hochhaus und Flachbau, das den Rathausvorplatz zum „Rathausforum“ weiter­dach­te. Der Flachbau diente einst als Saal der Bezirksverordnetenversammlung und wird seit 2006 von der Schiller-Bibliothek genutzt; zusammen mit dem Hellwig-Bau ist er denkmalgeschützt.
Der Wettbewerb für die Erweiterung der nur 300 m2 großen Bücherei zu einer Mittelpunktbibliothek mit 1800 m2 Programmfläche sollte auch Ideen liefern für den weiteren Ausbau zu einer 6500 m2 großen Bezirkszentralbibliothek wie sie bereits in anderen Berliner Bezirken betrieben wird. Die Bibliothek von Bruno Fioretti Marquez in Köpenick (Bauwelt 44.08) steht dafür als erfolgreiches Vorbild.
Für die Teilnehmer galt es einerseits eine architektonische Position zu den Bauten des Rathausforums zu formulieren, andererseits städtebaulich auf die Brandwand zu reagieren, die sich auf der Südostseite des Areals in die Tiefe des Blocks erstreckt. Der mit rund vier Mio. Euro budgetierte Ausbau der Bibliothek soll zur Aufwertung der einkommensschwachen und migrantisch geprägten Umgebung beitragen, die im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Aktives Stadtzentrum“ gefördert wird; im Frühjahr wurde außerdem ein Sanierungsgebiet für die Müllerstraße und ihr Hinterland ausgewiesen.
Am ersten, öffentlichen Tag der Preisgerichtssitzung konnten Anwohner Fragen stellen und Anre­gungen geben. Unter den 18 eingereichten Entwürfen vergab die Jury (Vorsitz: Canan Rhode-Can), nach der geschlossen Sitzung am zweiten Tag, drei Preise und drei Anerkennungen. Der Vorschlag von AV1 (1. Preis) rückt die neue Bibliothek an die Südostgrenze des Grundstücks, wodurch statt einer abweisenden Brandwand plötzlich eine Vorderseite zum Forum weist. Die Fassade führt die im Bestand formal angelegte Massenauflösung fort, indem sie der Lochfassade des Hellwig-Baus und der Bandfassade des Bornemann-Hochhauses eine reliefierte Ganzglasfassade zur Seite stellt, deren Detailreichtum die Jury sogleich als erstes Einsparpotential des Entwurfs ausgemacht hat. Das Erdgeschoss des in der Höhe variierenden Riegels springt zurück, was eine regengeschützte Wegeverbindung durch den Block schafft. So eindeutig der städtebauliche Ansatz gewählt ist, so logisch soll sich die Bibliothek im 2. Bauabschnitt weiter entwickeln: Der Riegel soll nach Nordosten an die Müllerstraße, nach Südwesten an die Genterstraße verlängert werden. 2012 beginnt der 1. Bauabschnitt.
Fakten
Architekten AV1 Architekten, Kaiserslautern; e2a, Zürich; Eckert Negwer Suselbeek Architekten, Berlin; gmp Generalplanungsgesellschaft, Berlin
aus Bauwelt 29.2011
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