Bauwelt

Die kürzeste Verbindung

Eine Installation von Raumlabor am Alvar-Aalto-Kulturhaus in Wolfsburg

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

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Lars Landmann

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Die kürzeste Verbindung

Eine Installation von Raumlabor am Alvar-Aalto-Kulturhaus in Wolfsburg

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

Bevor Überlegungen zu einer Nachnutzung des Gebäudes Gestalt annehmen, wird diesen Sommer erst einmal sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. 
In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Rat der Stadt Wolfsburg den Neubau eines „Bildungshauses“ beschlossen. Es soll Stadtbibliothek, Volkshochschule, Teile der internationalen „Neuen Schule“ und Weiteres aufnehmen. Zur Konkretisierung des Vorhabens will das Baudezernat einen zwei­stu­figen Architekturwettbewerb ausloben, mit einer bewusst offengehaltenen ersten Ideenphase. 

Diese Entscheidung bedeutet auch das endgültige Aus für den bisherigen Hauptsitz der Biblio­thek im Baudenkmal des Alvar-Aalto-Kulturhauses, die seit dem 31. August 1962, als das vormalige Kulturzentrum eingeweiht wurde, dort eingerichtet ist. Der Beschluss mag denkmalpflegerisch problematisch sein, verstößt er doch gegen das Ziel einer Nutzungskontinuität im Bestand (Bauwelt 42.2011). Er könnte für das seit Jahren überstrapazierte Haus allerdings auch die Chance einer altersgemäßen Revision bedeuten: eine deutlich zurückgefahrene Nutzungsintensität, die die weitgehend in bauzeitlicher Substanz überkommene Architektur respektiert.

Bevor Überlegungen zu einer Nachnutzung des Gebäudes Gestalt annehmen, wird diesen Sommer aber erst einmal sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Und da sich mit dem Gemeindezentrum Heilig Geist, das Aalto bereits zu Pfingsten 1962 an die Gemeinde übergab, ein prominenter zweiter Jubilar dazugesellt, hat die Stadt Wolfsburg mit dem „Aalto Festivaali“ eine Veranstaltungsreihe in beiden Bauten initiiert, die noch bis in den September hinein andauert. Sinnbild des Festivals ist eine gebrauchstüchtige Installation von Raumlabor Berlin: Ein „short cut“, also eine Abkürzung, ermöglicht drei Wochen lang vom südlichen Vorplatz des Kulturhauses den Zugang zur Dachterrasse, wo ein Sommercafé seinen Sitz genommen hat. Ein konventionelles Baugerüst bildet die stabile Fassung des temporären Bauwerks; eingeflochtene, farbige Folienstreifen geben die Brüstung im 60er-Jahre-Kolorit. Dramaturgisch teilt sich die Installation in drei Abschnitte: Eine Treppe führt vom Platz hinauf, eine Brücke inszeniert den Überblick über die Dachlandschaft des Kulturzen­trums mit seinem Auditorien, und von dort senkt sich eine zweite Treppe zur Terrasse hinab.

Dass diese „Abkürzung“ mit fast fünfzig Metern Wegstrecke allerdings wesentlich länger ausfällt als die kürzeste Verbindung, die Aalto dafür vorsah, wird vermutlich kaum noch jemand wissen. Aaltos sinnfällige Direttissima führt nämlich aus dem Südfoyer über eine einläufige Treppe schnurstracks hinauf zur Terrasse. Da man in Wolfsburg allerdings meinte, das Südfoyer als Bistro verpachten zu müssen, steht diese Treppe seit vielen Jahren nicht mehr zur Verfügung. Auch hierzu wären Überlegungen bei einer anstehenden Revision des Alvar-Aalto-Kulturhauses gefragt.
Fakten
Architekten Raumlabor, Berlin
aus Bauwelt 34.2012
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