Erlebnis im Park
Grimm-Welt Kassel
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Erlebnis im Park
Grimm-Welt Kassel
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Die Brüder Grimm verbrachten in Kassel die glücklichsten Jahre ihres Lebens. Ihre Hinterlassenschaften will die Stadt künftig nicht mehr klassisch im Museum präsentieren, sondern als Erlebnis inszenieren.
In Kassel wird derzeit ein Museum nach dem anderen saniert oder erweitert. 200 Millionen Euro investiert das Land Hessen in die Neuordnung der Museumslandschaft. Volker Staab baute ein neues Besucher- zentrum am Herkules (Bauwelt 38.11) und sanierte die Neue Galerie (2011 wiedereröffnet), HG Merz soll das Landesmuseum erweitern. Nochmal 20 Millionen steckt die Stadt in die von ihr verwalteten Häuser. Hufnagel Pütz Rafaelien sollen das Stadtmuseum erweitern und nach fast 100 Jahren steht nun sogar ein Neubau an – für die Welt der Brüder Grimm. Neben dem ebenfalls geplanten Neubau für das Tapetenmuseum soll er auf dem Weinbergsplateau entstehen.
Über 30 Jahre verbrachten Jacob und Wilhelm Grimm in Kassel. Hier arbeiteten sie zwischen 1798 und 1841 als Hof-Bibliothekare im Museum Fridericianum, veröffentlichten ihre berühmte Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und trugen Grundlagen für das Deutsche Wörterbuch zusammen. „Es waren die glücklichsten Jahre unseres Lebens“, schrieb Jacob Grimm später. Das Wohnhaus am Brüder-Grimm-Platz, die Grimm-Bibliothek und das Brüder-Grimm-Museum im Palais Bellevue erinnern an die berühmten Söhne der Stadt. Letzteres allerdings soll demnächst geschlossen werden und die Sammlung mit Handexemplaren und Manuskripten, mit Möbeln, Porzellan und Erinnerungsstücken aus Nachlässen der Familie in einen Neubau wandern, der unter dem Arbeitstitel „Grimm-Welt“ gehandelt wird. Auf den geplanten 2000 m² Ausstellungsfläche wollen die Initiatoren neue Wege der Vermittlung von Literatur, Sprache und Kulturgeschichte gehen. Nicht mehr die historischen Exponate sollen im Zentrum der Präsentation stehen, sondern multimediale und künstlerische Inszenierungen wie in einem Science-Center.
Das Weinbergplateau oberhalb der Karlsaue, ist dafür ein passender Standort. Es bietet nicht nur eine tolle Aussicht, sondern liegt nahe der Kulturorte im Stadtzentrum. 1529 wurde der Weinberg angelegt, im 17. Jahrhundert als militärischer Schutz nach Süden ausgebaut, später zum Park mit Alleen, Aussichtsplätzen und Sichtschneisen umgestaltet und um 1900 mit zwei Fabrikantenvillen bebaut. Von denen blieben nach dem Krieg nur Fragmente erhalten. Heute ist der Weinberg als Gartendenkmal des 19. und frühen 20. Jahrhunderts anerkannt, die Terrassenanlagen werden derzeit aufwändig saniert.
Das Grundstück hat einige der 14 Wettbewerbsteilnehmer dazu verführt, den Ausblick zu inszenieren. Kadawittfeldarchitektur (2. Preis) zum Beispiel bilden den Baukörper als Treppe aus und Wandel Hoefer Lorch (3. Preis) schaffen einen Platz zwischen zwei Volumen. Andere hingegen konzentrieren sich nach innen (Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf, Anerkennung) oder ordnen raumgreifend ein viergeteiltes Volumen als versetzte Scheiben an (AFF Architekten, Anerkennung).
Die Jury (Vorsitz: András Pálffy) aber entschied sich für einen, auf den ersten Blick etwas langweilig wirkenden, Würfel mit transparentem Sockel von Pool 2 Architekten. Offenbar hat niemand so sensibel auf die Umgebung reagiert und zugleich großzügige Innenräume mit inszenierten Ausblicken geschaffen wie die Kasseler Architekten. Der präzise gesetzte Baukörper lässt dem Park viel Platz, vermittelt eine wohltuende Leichtigkeit und integriert die Relikte von Haus Henschel wie selbstverständlich, urteilte die Jury. Bis zur Eröffnung der Grimm-Welt 2014 wird das Brüder Grimm-Museum im Palais Bellevue bestehen bleiben.
Über 30 Jahre verbrachten Jacob und Wilhelm Grimm in Kassel. Hier arbeiteten sie zwischen 1798 und 1841 als Hof-Bibliothekare im Museum Fridericianum, veröffentlichten ihre berühmte Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und trugen Grundlagen für das Deutsche Wörterbuch zusammen. „Es waren die glücklichsten Jahre unseres Lebens“, schrieb Jacob Grimm später. Das Wohnhaus am Brüder-Grimm-Platz, die Grimm-Bibliothek und das Brüder-Grimm-Museum im Palais Bellevue erinnern an die berühmten Söhne der Stadt. Letzteres allerdings soll demnächst geschlossen werden und die Sammlung mit Handexemplaren und Manuskripten, mit Möbeln, Porzellan und Erinnerungsstücken aus Nachlässen der Familie in einen Neubau wandern, der unter dem Arbeitstitel „Grimm-Welt“ gehandelt wird. Auf den geplanten 2000 m² Ausstellungsfläche wollen die Initiatoren neue Wege der Vermittlung von Literatur, Sprache und Kulturgeschichte gehen. Nicht mehr die historischen Exponate sollen im Zentrum der Präsentation stehen, sondern multimediale und künstlerische Inszenierungen wie in einem Science-Center.
Das Weinbergplateau oberhalb der Karlsaue, ist dafür ein passender Standort. Es bietet nicht nur eine tolle Aussicht, sondern liegt nahe der Kulturorte im Stadtzentrum. 1529 wurde der Weinberg angelegt, im 17. Jahrhundert als militärischer Schutz nach Süden ausgebaut, später zum Park mit Alleen, Aussichtsplätzen und Sichtschneisen umgestaltet und um 1900 mit zwei Fabrikantenvillen bebaut. Von denen blieben nach dem Krieg nur Fragmente erhalten. Heute ist der Weinberg als Gartendenkmal des 19. und frühen 20. Jahrhunderts anerkannt, die Terrassenanlagen werden derzeit aufwändig saniert.
Das Grundstück hat einige der 14 Wettbewerbsteilnehmer dazu verführt, den Ausblick zu inszenieren. Kadawittfeldarchitektur (2. Preis) zum Beispiel bilden den Baukörper als Treppe aus und Wandel Hoefer Lorch (3. Preis) schaffen einen Platz zwischen zwei Volumen. Andere hingegen konzentrieren sich nach innen (Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf, Anerkennung) oder ordnen raumgreifend ein viergeteiltes Volumen als versetzte Scheiben an (AFF Architekten, Anerkennung).
Die Jury (Vorsitz: András Pálffy) aber entschied sich für einen, auf den ersten Blick etwas langweilig wirkenden, Würfel mit transparentem Sockel von Pool 2 Architekten. Offenbar hat niemand so sensibel auf die Umgebung reagiert und zugleich großzügige Innenräume mit inszenierten Ausblicken geschaffen wie die Kasseler Architekten. Der präzise gesetzte Baukörper lässt dem Park viel Platz, vermittelt eine wohltuende Leichtigkeit und integriert die Relikte von Haus Henschel wie selbstverständlich, urteilte die Jury. Bis zur Eröffnung der Grimm-Welt 2014 wird das Brüder Grimm-Museum im Palais Bellevue bestehen bleiben.
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