Funktion und Stil
Architektur von Mathias Klotz
Text: Kohler, Philipp, Frankfurt am Main
Funktion und Stil
Architektur von Mathias Klotz
Text: Kohler, Philipp, Frankfurt am Main
Bei vielen Gebäuden von Mathias Klotz springen einem die klar definierten Volumina und die Materialität der Oberflächen geradezu ins Auge. Holz, Beton und andere Kunst- und Werksteine wechseln sich mit Glas und Stahl ab. Es entsteht ein spannendes Spiel von Profilen, Licht und Schatten.
Die Form ist nicht abstrakt, sondern materiell akzentuiert. So gewinnt das Gebäude eine Plastizität, die durch Alterung mit der Zeit noch verstärkt wird. Diese Patina ist vom Architekten ausdrücklich erwünscht, seine eigenen Gebäude gefallen ihm erst nach einigen Jahren so richtig.
Mathias Klotz, geboren 1965 und Professor für Architektur in Santiago de Chile, zählt zu den international bekanntesten Architekten Chiles und baut mittlerweile weltweit. Die Ausstellung im Aedes Architekturforum in Berlin legt den Fokus auf die poetische Dimension der Klotz’schen Raumkomposition. Einen großen Teil der Ausstellung machen die kleinen, schwarz eingefärbten Holzmodelle von 24 Gebäuden (sechs davon noch im Planungsstadium) aus. Diese sind auf drei Tischen mit angenehm viel Raum arrangiert und durch kleine Heftchen mit kurzen, anekdotischen Texten des Architekten, Fotos oder Renderings und Plänen ergänzt. Die kubischen Baukörper, die durch Addition oder Herausschneiden von Volumina gestaltet werden, gewinnen als Modell skulpturale Qualitäten. Für Klotz treten diese jedoch im Entwurfsprozess zugunsten der Funktion in den Hintergrund. Die entstehende Box sei eher Nebenprodukt als intendiert. Zwölf der Projekte sind darüber hinaus in großen Schwarz-Weiß-Fotografien von Roland Halbe porträtiert. Diese zeigen auch die Einbettung der Gebäude in die Landschaft. Dominiert wird der Raum aber von den zwei riesigen Aufnahmen der Casa Klotz, 1991 für die Mutter gebaut, die die gesamte Längsseite des Raumes einnehmen. Weitere Informationen stehen auf drei Tablets zur Verfügung. Die Ausstellung vermittelt einen guten Eindruck vom Stil der Arbeiten des Architekten, den dieser in bester Bauhausmanier aber negiert und seine Gebäude als rein aus der Funktion abgeleitet beschreibt.
An einigen Stellen könnte die Ausstellung jedoch mehr in die Tiefe gehen. Zum Beispiel durch die ausführliche Betrachtung eines Entwurfs, aus der die Präsenz der funktionalen Parameter im realisierten Gebäude hervor geht. Die Ausstellungsarchitektur ist ein Fest für das Auge, aber nicht immer funktional. Eine Sitzgelegenheit würde die Lektüre der bei Arquine erschienenen Publikation „30 years in architecture – Mathias Klotz“, die einen guten Überblick über sein architektonisches Œuvre vermittelt, erheblich erleichtern.
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