Gerrit-Engel-Werkschau in der Henn Galerie in München
Ohne Achsensymmetrie und blauen Himmel
Text: Paul, Jochen, München
Gerrit-Engel-Werkschau in der Henn Galerie in München
Ohne Achsensymmetrie und blauen Himmel
Text: Paul, Jochen, München
München scheint Gerrit Engel wohlgesonnen: An der hiesigen TU hat er Architektur studiert, die Rezensionen seiner Arbeiten in der Süddeutschen Zeitung sind durchweg euphorisch, und die aktuelle Ausstellung in der Henn Galerie ist nach „Berlin – New York“ in der Pinakothek der Moderne bereits die zweite binnen Jahresfrist.
Vom Umfang her zwar deutlich kleiner als „Berlin – New York“, kann „Arbeiten 1996–2010“ aber mit einem Alleinstellungsmerkmal aufwarten: Es ist die erste überblicksartige Werkschau des Berliner Fotografen – von „Buffalo Grain Elevators“ (1997), seinem Durchbruch als Architekturfotograf, über „Marzahn“ (1999), „Manhattan New York“ (2006) und „Berlin“ (2009) bis zu der erstmals gezeigten Arbeit „Palast der Republik“ (2009) sind alle wichtigen Werkgruppen der letzten 15 Jahre in Auszügen vertreten.
Gerrit Engel ging es darum, möglichst charakteristische Arbeiten auszuwählen, und so lässt sich seine Entwicklung als Fotograf deutlich ablesen: Während in „Herbarium“ (1996) ein stark ausschnitthafter Blick dominiert, taucht bei den seltsam aus der Zeit gefallenen „Buffalo Grain Elevators“ erstmals die Diagonalperspektive auf, die seine Arbeiten der folgenden Jahre prägt. Wenn das jeweilige Mo-tiv wie etwa in „Marzahn“ frontal oder als close-up aufgenommen wird, ist es stets leicht aus der Mitte gerückt – Achsensymmetrie sucht man bei Gerrit Engel vergeblich.
Neben bekannten Arbeiten wie der „Manhattan New York“-Serie ist auch die eine oder andere Entdeckung zu machen: In „Dream of Permanence“ (1996) rückt die Architektur des World Trade Centers zugunsten des phänomenalen Blicks über den Hudson River und einer Lichtstimmung wie bei Caspar David Friedrich ganz an den rechten Bildrand, und die rohe Betonskulptur des Rotaprint-Verwaltungsgebäudes dürften auch viele Berliner vorher nicht gekannt haben.
Unbestrittener eye-catcher im Eingangsbereich der Galerie ist jedoch der Blick aus dem ausgeweideten Palast der Republik über den Lustgarten hinweg auf Karl Friedrich Schinkels Altes Museum – im Vordergrund die Spiegelung der glaslosen Fensterprofile in einer Pfütze auf dem nackten Betonboden, im
Hintergrund vier Baukräne und der für Gerrit Engel so typische milchig-weiße Himmel.
Hintergrund vier Baukräne und der für Gerrit Engel so typische milchig-weiße Himmel.
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