Irrfahrt
Was wird aus der Sammlung Industrielle Gestaltung?
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Irrfahrt
Was wird aus der Sammlung Industrielle Gestaltung?
Text: Kasiske, Michael, Berlin
In einigen Schaukästen des Werkbundarchivs – Museum der Dinge in Berlin waren sie mit einem Mal wieder präsent: die Produkte der DDR. Ihre Gegenwart am Veranstaltungsort mag einige Teilnehmer angestachelt haben, mit großem Nachdruck zu fordern, dass die „Sammlung Industrielle Gestaltung“ wiederbelebt werde.
Der Umgang mit der Mustersammlung von Produktdesign beherrschte die Diskussion „DDR-Design – Zu Recht vergessen?“, zu der das Werkbundarchiv und die Stiftung Industrie- und Alltagskultur Mitte März eingeladen hatten.
Der Ursprung der Sammlung liegt im Institut für Industrielle Gestaltung, das der Architekt und Bauhäusler Mart Stam 1950 in Ostberlin gründete. Von 1972 bis zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik oblag es dem Amt für industrielle Formgestaltung, von jedem neuen Produkt ein Präsenzexemplar aufzubewahren. 1990 begann die Odyssee von rund 160.000 Objekten, Fotos und Büchern: Erst wurde die Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin zugeschlagen, dann dem Deutschen Historischen Museum, schließlich, im Jahr 2005, dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Die Designerin Cornelia Hentschel und der Designtheoretiker Walter Scheiffele sehen diese Zuordnung kritisch. Sie vertraten die Stiftung Industrie- und Alltagskultur, die nach dem Willen des Stifters, des letzten Ministers für Kultur der DDR, der Sammlung Industrielle Gestaltung als „eigenständig handlungsfähiges Rechtssubjekt“ zu Seite stehen soll und den Zweck hat, „industrie- und alltagskulturelle Prozesse für die öffentliche Meinungsbildung zu erschließen und in ihren humanisierenden Wirkungen zu fördern“. Weil das Haus der Geschichte die Produkte unter „Alltagskultur der DDR“ subsumiert, fürchtet nicht nur die Stiftung, dass die Sammlung in dessen Gesamtbestand aufgeht und künftig nur noch Einzelstücke gezeigt werden. Auftrag des Hauses der Geschichte ist es, „die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einschließlich der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik unter Einbeziehung der Vor- und Entstehungsgeschichte darzustellen und Kenntnisse hierüber zu vermitteln“ – folgerichtig erteilte dessen Sammlungsleiter, Dietmar Preisler, dem Wunsch nach reinen Designausstellungen eine Absage.
So weit, so schlecht. Nicht nur, weil inzwischen Nachlässe und Schenkungen den Bestand der Sammlung bereichert haben, deren Geber von einer eigenständigen Designinstitution ausgingen. 2005 endete auch die Ausstellungstätigkeit in eigenen Räumen in der Berliner Kulturbrauerei; im Mittelpunkt standen dort etwa der Weimarer Horst Michel, der „gegen die Ausbeutung des Volkes durch Kitsch“ polemisierte, oder Clauss Dietel und Lutz Rudolph – nicht nur die Leuchten der beiden genießen bis heute Kultstatus. Immerhin veranlasste das Haus der Geschichte, die Exponate in konservatorisch angemessene Depots zu verbringen, die Dokumentation in Teilen zu digitalisieren und einzelne Objekte zu restaurieren.
„Bewusste Gestaltung ist mehr als die Summe der Dinge des Alltags!“, so Clauss Dietel auf der Veranstaltung und stellte damit klar, dass die Sammlung Industrielle Gestaltung mehr als ein „Depot mit Internetanschluss“ sein müsse, wie Teile des Publikums befürchteten. Da es mit einem Deutschen Designmuseum mittelfristig nichts wird (Bauwelt 41.2011), muss es neben der wissenschaftlichen Sicherung der Sammlung das Bestreben sein, ihre Autonomie in der Kulturbrauerei zu wahren – eine Art Moratorium, um die Sammlung später in eine Institution einbringen zu können, die ihrer gestalterischen und technischen Dimension gerecht wird.
Der Ursprung der Sammlung liegt im Institut für Industrielle Gestaltung, das der Architekt und Bauhäusler Mart Stam 1950 in Ostberlin gründete. Von 1972 bis zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik oblag es dem Amt für industrielle Formgestaltung, von jedem neuen Produkt ein Präsenzexemplar aufzubewahren. 1990 begann die Odyssee von rund 160.000 Objekten, Fotos und Büchern: Erst wurde die Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin zugeschlagen, dann dem Deutschen Historischen Museum, schließlich, im Jahr 2005, dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Die Designerin Cornelia Hentschel und der Designtheoretiker Walter Scheiffele sehen diese Zuordnung kritisch. Sie vertraten die Stiftung Industrie- und Alltagskultur, die nach dem Willen des Stifters, des letzten Ministers für Kultur der DDR, der Sammlung Industrielle Gestaltung als „eigenständig handlungsfähiges Rechtssubjekt“ zu Seite stehen soll und den Zweck hat, „industrie- und alltagskulturelle Prozesse für die öffentliche Meinungsbildung zu erschließen und in ihren humanisierenden Wirkungen zu fördern“. Weil das Haus der Geschichte die Produkte unter „Alltagskultur der DDR“ subsumiert, fürchtet nicht nur die Stiftung, dass die Sammlung in dessen Gesamtbestand aufgeht und künftig nur noch Einzelstücke gezeigt werden. Auftrag des Hauses der Geschichte ist es, „die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einschließlich der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik unter Einbeziehung der Vor- und Entstehungsgeschichte darzustellen und Kenntnisse hierüber zu vermitteln“ – folgerichtig erteilte dessen Sammlungsleiter, Dietmar Preisler, dem Wunsch nach reinen Designausstellungen eine Absage.
So weit, so schlecht. Nicht nur, weil inzwischen Nachlässe und Schenkungen den Bestand der Sammlung bereichert haben, deren Geber von einer eigenständigen Designinstitution ausgingen. 2005 endete auch die Ausstellungstätigkeit in eigenen Räumen in der Berliner Kulturbrauerei; im Mittelpunkt standen dort etwa der Weimarer Horst Michel, der „gegen die Ausbeutung des Volkes durch Kitsch“ polemisierte, oder Clauss Dietel und Lutz Rudolph – nicht nur die Leuchten der beiden genießen bis heute Kultstatus. Immerhin veranlasste das Haus der Geschichte, die Exponate in konservatorisch angemessene Depots zu verbringen, die Dokumentation in Teilen zu digitalisieren und einzelne Objekte zu restaurieren.
„Bewusste Gestaltung ist mehr als die Summe der Dinge des Alltags!“, so Clauss Dietel auf der Veranstaltung und stellte damit klar, dass die Sammlung Industrielle Gestaltung mehr als ein „Depot mit Internetanschluss“ sein müsse, wie Teile des Publikums befürchteten. Da es mit einem Deutschen Designmuseum mittelfristig nichts wird (Bauwelt 41.2011), muss es neben der wissenschaftlichen Sicherung der Sammlung das Bestreben sein, ihre Autonomie in der Kulturbrauerei zu wahren – eine Art Moratorium, um die Sammlung später in eine Institution einbringen zu können, die ihrer gestalterischen und technischen Dimension gerecht wird.
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